Das von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik veröffentlichte Bild zeigt russische Soldaten die auf einem gepanzerten Fahrzeug auf einer Straße nahe der Grenze zwischen Russland und der Ukraine mitfahren.
  • Das von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik veröffentlichte Bild zeigt russische Soldaten, die auf einem gepanzerten Fahrzeug auf einer Straße nahe der Grenze zwischen Russland und der Ukraine mitfahren.
  • Foto: picture alliance/dpa/Sputnik | Anton Vergun

Immer mehr Ukrainerinnen berichten von Vergewaltigungen durch russische Soldaten

Während die Männer kämpfen, bleiben vor allem Frauen und Kinder in den zerstörten Regionen der Ukraine zurück, viele erlebten und erleben in ihrem Zuhause erneut die Hölle auf Erden: Vergewaltigungen durch russische Soldaten. Die Berichte von sexueller Gewallt häufen sich. Die UN mahnt nun, dass unabhängige Untersuchungen dazu dringend nötig sind.

„Ohne ein Wort zu sagen, haben sie mich auf das Bett gestoßen, mich mit einem Maschinengewehr niedergedrückt und ausgezogen“, schildert eine Ukrainerin laut Nachrichtenagentur AFP unter Tränen ihr Martyrium. „Sie sprachen kaum, nur manchmal beschimpften sie mich oder sagten zueinander: ,Du bist dran‘.“ Erst nach Stunden sollen sie von ihr abgelassen haben. Und auch die britische BBC sprach mit einer 50-jährigen Ukrainerin, die mit ihrem Mann 70 Kilometer von Kiew wohnte und Anfang März von einem russischen Soldaten vergewaltigt worden sein soll. Ihr Mann soll von den Soldaten erschossen worden sein.

Von vergewaltigten Frauen berichtete auch der Leiter der Militärverwaltung der ukrainischen Stadt Krywyj Rih, Olexander Wilkul. Zu den Opfern im Gebiet Cherson sollen demnach etwa eine 16 Jahre alte Schwangere und eine 78-jährige Frau zählen. Laut Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wurde eine 31-jährige Frau in einer Schule in der Region Charkiw mehrmals von einem Soldaten vergewaltigt.

UN Women: „Immer häufiger hören wir von Vergewaltigung“

Die Exekutivdirektorin der Frauenorganisation UN Women, Sima Bahous, sagte am Montag, dass neben Kindern vor allem Frauen die Hauptbetroffenen dieses Kriegs seien. UN Women fordert dringend unabhängige Untersuchungen zu Vorwürfen sexueller Gewalt im Ukraine-Krieg. „Immer häufiger hören wir von Vergewaltigung und sexueller Gewalt“, so Bahous.


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Vor dem UN-Sicherheitsrat sprach zum ersten Mal seit der russischen Invasion auch eine zugeschaltete ukrainische Aktivistin über die Lage der Frauen in der Ukraine: „Gewalt und Vergewaltigung werden von den russischen Invasoren als Waffe eingesetzt“, so Kateryna Cherepakha. Im Visier der russischen Soldaten seien besonders Aktivistinnen, Journalistinnen und Funktionsträgerinnen. Die Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Ljudmyla Denissowa, hatte russischen Soldaten sogar Vergewaltigungen Minderjähriger vorgeworfen. Die Angaben konnten nicht überprüft werden.

In Den Haag läuft Ermittlungsverfahren gegen Putin

Der ukrainischen Frauenrechtsorganisation La Strada zufolge, könnte es eine hohe Dunkelziffer von „Hunderten oder Tausenden Frauen und Mädchen“ geben, die vergewaltigt wurden. Die ukrainische Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa sagte diese Woche, es sei schwierig, in einem Land im Krieg Beweise dafür zu sammeln.

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Der internationale Strafgerichtshof in Den Haag arbeitet bereits an einer Anklage gegen Putin, es läuft ein erstes Ermittlungsverfahren. Die mutmaßlichen Vergewaltigungen werden wohl mit eingehen in die lange Liste der Verbrechen, die dieser Krieg hervorgebracht hat und noch bringen wird. Monika Hauser, Expertin für sexualisierte Kriegsgewalt, sagte gegenüber der „Welt“: „Es ist ein elementares Kriegsverbrechen, das immer in diesen Kontexten vorkommt – weil wir überall patriarchale Strukturen haben und weil in solchen Situationen sämtliche Schutzstrukturen wegfallen. Familien brechen auseinander, die Polizei ist nicht mehr funktionstüchtig, Gesetze werden im Nu ausgehebelt.“

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