• „Wir beneiden dich nicht“ - So titelte die britische „Sun“ am Freitag
  • Foto: The Sun / Screenshot

Impfplan: Kommt endlich Bewegung in die Sache?

Berlin –

Vom Musterschüler im Frühjahr 2020 zum Sorgenkind: Deutschlands Corona-Management sah schon mal besser aus als heute. Besonders beim Impfen hinken wir hinterher. Doch so langsam kommt wohl Bewegung in die Sache. Denkblockaden bei der Impf-Reihenfolge scheinen sich zu lösen. Und ab heute gibt es sogar einen offiziellen Impfbeauftragten. Der ist in Hamburg kein Unbekannter.

„Wir beneiden dich nicht“, titelte die britische „Sun“ am Freitag auf Deutsch. Dahinter eine Spritze vor Schwarz-Rot-Gold, links eine sorgenvoll dreinblickende Angela Merkel, rechts ein zuversichtlicher britischer Premier Boris Johnson. Bis vor Kurzem galten die Briten als das Corona-Sorgenkind Europas, nun kann wieder gespottet werden über den teutonischen Nachbarn. Nicht ganz zu Unrecht. Während hierzulande pro  100 Einwohner zwischen sechs und sieben Impfdosen verabreicht wurden, ist auf der Insel schon jede/r Vierte mindestens einmal geimpft.

Hamburger Christoph Krupp (SPD) macht den Feuerwehrmann

Im Fußball wäre Deutschland also im Abstiegskampf. Und die Rufe nach einem Feuerwehrmann auf der Trainerbank würden lauter. So einen hat nun Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) an die Seite gestellt. Er schlug seinen langjährigen Vertrauten Christoph Krupp (SPD) als Impfbeauftragten der Regierung vor. Der war jeweils jahrelang Leiter des Bezirksamts Bergedorf und der Senatskanzlei im Rathaus.

Heute tritt Krupp sein neues Amt an. Mit ihm eine Taskforce aus zehn Personen, die aus den Ministerien für Gesundheit, Finanzen und Wirtschaft kommen.  Seine Aufgabe beschrieb er im „Hamburg Journal“ des NDR: „Wir wollen sehen, wie wir die Impfstoffproduktion ankurbeln können.“ Dafür will er in den Dialog mit den Herstellern treten.

An deren gutem Willen scheitere es nicht. Nun müssten aber die komplexen Prozesse mit Lieferketten und Zulassungsverfahren koordiniert und beschleunigt werden. Es gebe bereits Vorschläge, welche Firmen noch Teil der Liefer- und Produktionskette werden könnten. Die USA etwa haben schon seit Wochen ihre nationale Produktion hochgefahren. Dementsprechend stehen sie bei knapp 20 Prozent Erstimpfungen.

Ab Mai fünf verfügbare Impfstoffe

Ein weiterer wichtiger Baustein: die Zulassung zusätzlicher Impfstoffe. Krupp erwartet, dass neben den schon verfügbaren Vakzinen im Mai noch Curevac aus Tübingen und Johnson & Johnson dazukommen. Der Stoff aus den USA ist dort gerade genehmigt worden. Sein Vorteil: Schon eine Impfung bietet den Schutz, der bei anderen Anbietern erst nach der zweiten oder dritten greift.

Und die bisher nicht verimpften eine Million  AstraZeneca-Dosen? Die Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) und Markus Söder (CSU) plädieren dafür, den Impfstoff mit dem schlechten Image ohne Einhaltung der Impfreihenfolge für alle anzubieten. Es könne nicht sein, dass Impfdosen einfach liegen bleiben. „Bevor er liegen bleibt, impfen, wer will“, so Söder zur „BamS“. Auch Hamburgs Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard  (SPD) forderte dies.

Lesen Sie auch: Inzidenz von 758! So ist die Lage in Tschechien

Die Ständige Impfkommission überlegt, das Mittel auch für über 65-Jährige zu empfehlen. Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, machte im britischen Radiosender BBC einen Vorschlag: Sobald die Zulassung da sei, solle sich Kanzlerin Angela Merkel (66) live im TV mit AstraZeneca impfen lassen.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp