Wird sie neue CDU-Vize? Das sagt Hamburgerin Karin Prien
Bis kommenden Mittwoch haben interessierte CDU-Mitglieder noch Zeit, sich für Vorsitz und Präsidium in Stellung zu bringen. Die beiden aussichtsreichsten Kandidaten haben noch nicht offiziell den Hut in den Ring geworfen – offenbar suchen sie noch Verbündete. Als Erste überhaupt wagte sich nun Karin Prien aus der Deckung – allerdings nur als Stellvertretende Vorsitzende. Sie hofft auf mehr Bewerbungen als die bisher kolportierten, sagt sie im Gespräch mit der MOPO. Und vor allem auf mehr Frauen!
Seit Armin Laschet seinen Rückzug vom CDU-Parteivorsitz angekündigt hat, fielen bislang die immer gleichen Namen, wenn es um mögliche Nachfolger geht: Merz, Röttgen, Linnemann, Brinkhaus, Spahn. Letzterer soll am Mittwoch zwar laut Teilnehmern in einer Fraktionssitzung gesagt haben, er wolle nicht kandidieren. Aber dennoch: Alle Genannten sind Männer aus NRW, genau wie Laschet selbst. Frauen? Scheint es nach Angela Merkel keine mehr in der Partei zu geben. Mögliche Kandidierende aus dem Osten? Bislang Fehlanzeige.
Karin Prien fordert mehr Diversität in Vorstand und Präsidium
Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien hält das im Gespräch mit der MOPO offenbar für zu wenig: „Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir im neuen Bundesvorstand und im Parteipräsidium mit Leuten arbeiten, die ein Abbild der Gesellschaft sind“, so die CDU-Frau, die auch schon in der Hamburger Bürgerschaft saß. „Also Frauen und Männer, Menschen aus Ost und West, aus Nord und Süd, und aus unterschiedlichen Berufen.“
Das mit der mangelnden Vielfalt in Sachen Berufen ist kein reines CDU-Problem, da haben alle Parteien Nachholbedarf. Auffallend ist es aber schon, dass die beiden am häufigsten genannten Kandidaten, Friedrich Merz und Norbert Röttgen, beide Juristen sind. Auch Karin Prien ist Anwältin, aber bisher die einzige Frau, die überhaupt ihren Finger gehoben hat. Den Vorsitz strebt sie allerdings nicht an, sie will sich weiter auf die Landespolitik konzentrieren können. Aber Stellvertreterin würde sie gerne werden.
Bei Röttgen und Merz stehen die Handys kaum still
Bei Röttgen und Merz indes laufen seit Wochen die Drähte heiß, so berichten verschiedene Medien. Die Handys der beiden stünden kaum noch still, berichtet etwa der „Spiegel“. Der eher liberale Röttgen suche Mitglieder für sein Team, der eher konservative Merz ebenso, bisher aber mit deutlich höherer Erfolgsquote, den ebenfalls eher auf dem konservativen Flügel verorteten Carsten Linnemann (Tagesschau: „Der junge Merz“) habe er etwa schon auf seine Seite gezogen.
Das klingt alles sehr nach einem Duell „liberal“ gegen „konservativ“. Von der Links-Rechts-Geographie hält Karin Prien im Grunde wenig, sagt sie zur MOPO. Und sie selbst? „Das hängt natürlich ein bisschen vom Themenfeld ab, aber ich selbst verorte mich klar in der Mitte der CDU.“
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Das hatte Norbert Röttgen vor anderthalb Wochen auch getan, als er sagte, der Laschet-Nachfolger müsse „in der Mitte stehen“. Gemeint hatte er ziemlich offensichtlich sich selbst. Aber: Auch konservative Positionen brauche seine Partei natürlich!
Karin Prien: „Wahlen werden in der Mitte gewonnen“
Ähnlich sieht das Prien. Auf die Frage, wie die CDU als konservative Partei sich künftig positionieren solle, sagt sie: „Wir sind ja keine konservative Partei, sondern Christdemokraten. Und das bedeutet, dass bei uns liberale, christsoziale und konservative Menschen zusammen Politik machen.“ Das sei das Erfolgsrezept der vergangenen Jahre gewesen. Und werde es auch bleiben: „Wahlen werden in der Mitte gewonnen.“ Dennoch erwartet sie „die ein oder andere parteiinterne Diskussion“ in den kommenden Jahren, wie genau christdemokratische Politik im Detail funktionieren soll.
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In die Phalanx der NRW-Männer könnte seit gestern zumindest noch ein eher liberaler aus Hessen stoßen. Kanzleramts-Chef und Merkel-Vertrauter Helge Braun wurde von seinem Landesverband ins Gespräch gebracht. Das Ende der Fahnenstange? Nicht, wenn es nach Prien geht: „Ich hoffe auf ein noch etwas breiteres Bewerberfeld als die bisher Genannten“, sagt sie der MOPO. Und verbindet das mit einem klaren Appell: „Ich möchte unbedingt Frauen ermutigen, jetzt auch den Finger zu heben!“