Liaison zwischen Rechten und Russen: AfD auf Klassenfahrt in Moskau
Moskau –
Nicht erst seit Donald Trump herrscht ein globaler Info-Krieg. Eine EU-Studie zeigt: Kein Land in Europa ist dermaßen von russischen Fake-News-Kampagnen betroffen wie Deutschland. Derweil reist AfD-Fraktionschefin Alice Weidel nach Moskau. Mit dabei zwei Parteikollegen: Ein Corona verharmlosender „Ayurveda-Arzt“ und ein Freund der rechtsradikalen „Identitären Bewegung“ (IB).
„Kein anderer EU-Mitgliedsstaat wird heftiger angegriffen als Deutschland“, heißt es in dem EU-Bericht. In Zahlen: Seit Ende 2015 habe es gut 700 öffentliche Desinformations-Versuche gegen die Bundesrepublik gegeben. Frankreich war gut 300 mal betroffen, Italien 170 mal und Spanien 40 mal. Ausgewertet wurden öffentliche Aussagen russischer Politiker und kremlnaher Medien wie etwa RT.
Petr Byston wurde schon vom Verfassungsschutz beobachtet
Wie passend, dass der eine der beiden Weidel-Begleiter, Petr Bystron, bei RT regelmäßig als „Deutschland-Experte“ auftritt. Außerdem ist er Obmann des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag. Von März bis September 2017 stand er unter Beobachtung des Bayerischen Verfassungsschutzes. Erst seine Berufung in den Bundestag stoppte dies. Je nach Ausgang der juristischen Auseinandersetzungen zwischen seiner Partei und dem Bundes-Verfassungsschutz könnte er bald wieder Beobachtungs-Objekt werden.
Anlässe hatte er immer wieder gegeben. So bewegt er sich im Umfeld der IB. Zudem beschäftigte er nach „Zeit“-Recherchen mehrere rechtsradikale Mitarbeiter*innen. Darunter Dagmar S., die an Waffenkäufen im Umfeld des rechtsextremen Spektrums beteiligt gewesen sein soll. Ein Beschuldigter sagte damals, die Kalaschnikows, Handgranaten und Raketenwerfer seien für die AfD bestimmt gewesen. Zuletzt machte Bystron Schlagzeilen, als er Corona-Leugner in den Bundestag einlud.
Robby Schlund: „Ayurveda-Arzt“ und „Querdenker“
Apropos „Querdenker“: Der zweite Mann an Weidels Seite ist der AfD-Bundestagskollege Robby Schlund, seines Zeichens „Ayurveda-Arzt“. Und gerne mal gesehen auf „Querdenker“-Demos mit Bildern vom Virologen Christian Drosten in Sträflingskleidung.
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Das Trio will auf seiner Klassenfahrt unter anderem das Institut besuchen, in dem der Corona-Impfstoff Sputnik V entwickelt wurde. Auch ist ein Treffen mit dem Vorsitzenden des Auswärtigen Duma-Ausschusses, Leonid Sluzkij, geplant. Weidel lässt dafür übrigens sogar das Wahlkampf-Finale in ihrem Bundesland Baden-Württemberg sausen.
Dass die Rechten und die Russen sich mögen, überrascht nicht: Laut EU-Bericht wird Deutschland im Zuge der Fake-News-Kampage vorgeworfen, „russophob“ zu sein. „Vernünftige Stimmen“ gäbe es nur noch wenige hierzulande – etwa die AfD. Allerdings: Den Inhalt des EU-Berichts wies der Kreml als „lächerlich“ zurück. (km)