Was war das denn? Lindners Problem mit der Wissenschaft
FDP-Chef Christian Lindner hat behauptet, die Nicht-Wirksamkeit verschiedener Corona-Maßnahmen sei wissenschaftlich erwiesen. Widerspruch aus der Wissenschaft kam prompt. Nun fühlt er sich missverstanden.
In den „Tagesthemen“ war Lindner gefragt worden, warum mit dem Auslaufen der epidemischen Notlage nationaler Tragweite auf Betreiben der FDP auf Ausgangs- oder Kontaktbeschränkungen verzichtet werde. „Weil diese Maßnahmen nach wissenschaftlichen Untersuchungen keine Wirksamkeit haben und weil auch deutsche Gerichte solche Ausgangsbeschränkungen ja bereits verworfen haben“, antwortete er.
Ausgangsbeschränkungen nicht ausreichend untersucht
Dass die Nicht-Wirksamkeit von Ausgangsbeschränkungen bewiesen ist, stimmt so nicht. Vielmehr ist die Frage noch nicht ausreichend untersucht. Ein Forscher-Team der Universität Oxford geht von einer Minderung der Infektionen um 13 Prozent durch eine solche Maßnahme aus. Allerdings ist dies nur eine plausible Schätzung, denn in der Regel gibt es gleichzeitig auch andere Maßnahmen.
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Die Physikerin Viola Priesemann, die sich intensiv mit Corona beschäftigt, widersprach Lindner bei Twitter. Sie schrieb: „Klarstellungen: (1) Die Aussage, Geimpfte trügen nicht zur Übertragung bei, ist und war nie korrekt. (2) Kontaktbeschränkungen haben natürlich eine Wirksamkeit gegen eine Übertragung. (3) Je nach Umsetzung haben auch Ausgangsbeschränkungen eine Wirksamkeit.“ Sie war nicht die einzige, die Lindner widersprach.
Christian Lindner spricht von Missverständnis
Der sah sich schließlich zu einer Richtigstellung genötigt: „Wenn ich in den Tagesthemen missverständlich war, bedauere ich dies. An Kontaktbeschränkungen zweifle ich nicht, sondern nur zum Beispiel an der Verhältnismäßigkeit von Ausgangssperren für Geimpfte.“ Letztere sind allerdings nicht ernsthaft in der Diskussion.