Atom-Ausstieg
  • Das Atomkraftwerk im Emsland soll als eines der letzten drei AKW am Samstag vom Netz gehen.
  • Foto: picture alliance/dpa/Sina Schuldt

Macht der Atom-Ausstieg Strom teurer?

Berlin – Ursprünglich sollte es schon Anfang des Jahres so weit sein: In Deutschland gehen mit „Emsland“, „Isar 2“ und „Neckarwestheim 2“ nach fast 62 Jahren die letzten Atomkraftwerke vom Netz. Und wieder warnt die Industrie, dies führe zu höheren Strompreisen. Die Grünen argumentieren unbeirrt dagegen.

Der Winter ist energiepolitisch besser gelaufen, als das viele vermutet hatten: Energie war jederzeit genug vorhanden, zu größeren Engpässen kam es nicht. „Beim Thema Versorgungssicherheit sind wir noch nicht über den Berg“, behauptet nun aber Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Dies gelte auch langfristig. Das Land brauche alle verfügbaren Energieträger, erklärte er mit Blick auf die Atomkraft. Andernfalls könnten Versorgungsengpässe auftreten und die Strompreise wegen der Knappheit weiter steigen.

Mehrheit laut Umfragen inzwischen gegen Atom-Ausstieg

Ähnlich argumentiert auch die FDP. Generalsekretär Bijan Djir-Sarai erklärt, eine „auf Kante genähte Energiepolitik“ sei nicht gut fürs Land. Die Ampelpartei fordert, die AKW müssten bis mindestens Frühjahr 2024 „reaktivierbar“ sein. Damit scheint die FDP sogar eine Mehrheit der Bevölkerung hinter sich zu haben. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov sind fast zwei Drittel der Bundesbürger gegen die Abschaltung der AKW in dieser Woche. 33 Prozent wollen eine unbegrenzte Laufzeitverlängerung, 32 eine begrenzte. Nur 26 Prozent halten die Abschaltung zum jetzigen Zeitraum für richtig.

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Habeck garantiert die Versorgungssicherheit

Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) tritt auch der Angst um die Versorgungssicherheit entgegen. Er garantiert diese auch für den kommenden Winter: „Wir haben die Lage im Griff durch die hohen Füllstände in den Gasspeichern und die neuen Flüssiggasterminals an den norddeutschen Küsten und nicht zuletzt durch mehr erneuerbare Energien“, erklärte er kürzlich.

Aber was ist diese Garantie wert? Energieexperten sind sich da ebenso wenig einig wie die Politik. Strommarktexperte Fabian Huneke sagte dem Sender n-tv, Stromausfälle im kommenden Winter seien „nicht zu erwarten“. Allerdings sieht er zwei Szenarien, in denen Probleme auftreten könnten. Der erste Fall sei „eine Gasmangellage, wenn der nächste Winter besonders kalt wird“. Das zweite Risiko betreffe die französischen Atomkraftwerke. Der Stromriese EDF überprüfe gerade Schweißnähte in 56 AKW. Sollte es damit Probleme geben, würden große Strommengen im eng vernetzten europäischen Markt fehlen. Die französischen Atomkraftwerke nutzen Gegner wie Befürworter für ihre Argumentation: die einen, um auf die Unzuverlässigkeit der Technologie hinzuweisen, die anderen um eigene AKW-Kapazitäten in Deutschland zu fordern.

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