Nächster Halt: Kanzleramt?: Union wählt Laschet – doch es drohen neue Probleme
Berlin –
Es war ein glanzloser Sieg, aber ein Sieg: Der CDU-Vorsitzende Armin Laschet geht für die Union als Kanzlerkandidat ins Rennen. Sein Konkurrent Markus Söder (CSU) hat aufgegeben. Doch die Folgen der Auseinandersetzung könnten noch zur schweren Hypothek im Wahlkampf werden.
„Die Würfel sind gefallen – Armin Laschet wird Kanzlerkandidat der Union“ – mit diesen an Julius Cäsar angelehnten Worten kündigte Söder seinen Rückzug an. Vorausgegangen war eine sechseinhalbstündige Nacht-Sitzung des CDU-Vorstands. Dort hatten sich 31 von 46 Mitgliedern für den NRW-Ministerpräsidenten ausgesprochen. Söder hatte zuvor erklärt, er werde ein „eindeutiges“ Votum des Gremiums akzeptieren.
K-Frage: Söder kündigt Rückzug an
Laschet, der seine politische Karriere im Stadtrat seiner Geburtsstadt Aachen begann, erklärte nach der Nominierung, sein Motto in der Politik sei immer schon „Zuhören, entscheiden, handeln“ gewesen. So habe er es im Nominierungsprozess gehalten und so wolle er es auch in Zukunft tun. Gleichzeitig betonte er, dass Söder künftig „eine zentrale Rolle“ für die Union spielen solle.
Das könnte Sie auch interessieren: Umfrage-Beben nach Kandidaten-Kür – Grüne überholen CDU als stärkste Partei
Ein Friedensangebot nach einer erbitterten Schlacht? „Armin Laschet ist durch die Art und Weise seiner Nominierung und die Diskussionen um seine Person beschädigt“, sagt der Politikwissenschaftler Emanuel Richter von der Uni Aachen. „Er hat nun das Problem, dass er für einen erfolgreichen Wahlkampf das Söder-Lager schnell integrieren muss.“
Armin Laschet durch Machtkampf schwer beschädigt
Vor allem an der CDU-Basis tendierte die Stimmung wohl mehrheitlich Richtung Söder – NRW ausgenommen. Werden sich die einfachen CDU-Mitglieder also für den eher ungeliebten Kandidaten im Wahlkampf voll ins Zeug legen? Die Junge Union verbreitete am Dienstag eine Erklärung, in der es hieß: „Das Bild des gestrigen Abends war kein Bild eines Wahlsiegers und so können wir nicht in den Wahlkampf ziehen.“ Allerdings: Schon in der Vergangenheit hatte die Union nach Machtkämpfen nach einer Entscheidung relativ schnell wieder zur Geschlossenheit gefunden.
Doch die Nervosität dürfte vor allem bei vielen Mandatsträgern bleiben. So sagte das Meinungsforschungsinstitut Forsa der Union für den Fall einer Nominierung Laschets den Verlust eines Drittels ihrer Anhänger bei der Bundestagswahl voraus. Das würde etwa 100 Bundestagsabgeordnete ihr Mandat kosten. Derzeit liegen CDU/CSU bei 27 Prozent in den Umfragen, die Beliebtheitswerte des 60-Jährigen sind seit Langem im Keller.
Davon hat sich der Vater dreier erwachsener Kinder allerdings bisher nicht abhalten lassen. Er wird nun versuchen, sein Profil zu schärfen. Politisch gilt der praktizierende Katholik als konservativ-liberal. Als Integrationsminister in NRW erwarb er sich den Ruf, besonders zuwanderungsfreundlich zu sein. Gegner schmähten ihn sogar als „Türken-Armin“. In diesem Bereich wäre eine Einigung mit den Grünen leicht möglich. Allerdings bevorzugt Laschet als Koalitionspartner erklärtermaßen die FDP. Mit ihr regiert er in Düsseldorf. (cmb)