Nicht alle Aktivisten begeistert: Merkel trifft Greta Thunberg – doch es gibt Kritik
Berlin –
Angela Merkel traf am Donnerstag auf die „Fridays for Future“-Aktivistinnen Greta Thunberg und Luisa Neubauer. Beide kündigten im Voraus an, der deutschen Bundeskanzlerin Druck machen zu wollen: Sie erwarten von Deutschland und der EU, dass sie ihre Anstrengungen im Kampf gegen die Erderwärmung verstärken. Doch nicht alle „Fridays for Future“-Aktivisten sind mit diesem Treffen einverstanden.
Die Klimaaktivistin Greta Thunberg hat nach ihrem Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel mehr Mut und Weitsicht von Politikern und Führungsfiguren verlangt. „Wir wollen, dass Menschen aktiv werden, es wagen, ihre Komfortzonen zu verlassen, die Zukunft wichtiger zu nehmen als die Gegenwart“, sagte die 17-jährige Schwedin am Donnerstag in Berlin.
Und noch ein weiterer Punkt war ihr wichtig: „Wir wollen, dass Anführer aktiv werden und die Klimakrise wie eine Krise behandeln.“ Über Merkel sagte sie: „Sie hat eine riesige Verantwortung, aber auch eine riesige Chance, so eine Anführerin zu werden“ – die Kanzlerin sei bei dem Treffen „nett“ und „sehr freundlich“ gewesen.
Berlin: Merkel trifft FFF-Aktivistinnen Luisa Neubauer und Greta Thunberg
Und auch die deutsche Aktivistin Luisa Neubauer äußerte sich im Anschluss an das Treffen: „Wir waren dankbar für die Gelegenheit und für die Zeit, das war sicherlich eine ziemlich lange Unterhaltung“. Ihr Urteil über das Gespräch mit der Kanzlerin: „Es wurde sehr deutlich, dass wir von verschiedenen Perspektiven auf die Situation schauen. Und wir haben deutlich gemacht, dass wir nicht mehr und nicht weniger verlangen, als dass das Pariser Klimaabkommen in Politik übersetzt wird.“
Es sei um deutsche, europäische und internationale Politik gegangen und insbesondere auch um Handelsverträge und CO2-Preise, die den Ausstoß von Treibhausgasen verteuern sollen.
FFF-Demonstranten begrüßen Thunberg und Neubauer in Berlin
Etwa 20 FFF-Demonstranten bereiteten Thunberg, Neubauer und den belgischen Aktivistinnen Anuna de Wever van der Heyden und Adélaïde Charlier einen vernehmbaren Empfang: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“. Dazu hielten sie Schilder, die die Politik zum entschiedenen Handeln gegen den Klimawandel auffordern.
Doch nicht alle Mitglieder der Bewegung unterstützten das Treffen der FFF-Prominenz mit der Kanzlerin. Viele von ihnen fühlten sich übergangen und kritisierten die Zusammenkunft. So sagte Konstantin Nimmerfroh von „Fridays for Future“ in Frankfurt am Main der Berliner „tageszeitung“: „Der Termin war überhaupt nicht abgesprochen“. Er kritisierte, die Basisgruppen seien erst wenige Tage zuvor über das Vorhaben informiert worden.
FFF-Aktivisten kritisieren Alleingang von Thunberg und Neubauer
Anlass des Treffens ist ein Brief an die Staats- und Regierungschefs der EU, der inzwischen von rund 125.000 Menschen aus mehr als 50 Ländern unterstützt wird, darunter auch von zahlreichen Prominenten. „Wir fühlen uns überrannt“, kommentierte Nimmerfroh die Situation in der „taz“. Auch der Brief sei vorab nicht mit der Basis abgestimmt worden.
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Und er ist nicht der einzige Aktivist, der Vorbehalte äußerte. „Es ist schade, dass immer die gleichen Leute in der Öffentlichkeit stehen“, kritisierte in dem Blatt auch der Kieler Aktivist Ole Willerich. „Zweifellos macht Luisa gute Arbeit und hat viel Expertise“, sagte Willerich weiter. „Aber durch dieses Ungleichgewicht in der Öffentlichkeit kommen andere, vielleicht auch radikalere Positionen, nicht zur Geltung.“
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Eine andere namentlich nicht genannte FFF-Aktivistin wurde von der „taz“ mit den Worten zitiert: „Es ist kein Erfolg, mit Frau Merkel zusammenzusitzen.“ Immerhin habe die Koalition in den vergangenen Jahren „nicht annähernd etwas gemacht, das uns dem 1,5-Grad-Ziel näher bringt“. (vd/dpa/afp)