Palastrevolution? Im Kreml rumort‘s gewaltig
Wladimir Putin ist der starke Mann in Moskau, dem alle begeistert folgen? Laut einigen Kreml-Experten bröckelt dieses Bild. Offenbar schwelt ein Machtkampf zwischen Hardlinern und Pragmatikern. Streitpunkt: Wie geht es weiter in der Ukraine? Der Präsident indes scheint zwischen diesen Blöcken immer mehr aufgerieben zu werden und Macht zu verlieren. Zumindest laut besagten Experten. Hat er zu hoch gepokert?
Der Putinsche Plan war klar: Binnen weniger Tage, vielleicht Wochen, hatte er gehofft, die Ukraine überrennen zu können. Die Realität lief anders, das Unterfangen „Spezialoperation“ dürfte noch viele Monate dauern, ein Sieg ist auf keiner der beiden Seiten absehbar.
Machtelite spaltet sich in zwei Lager
Nun rumort es offenbar im Kreml: „Die Machtelite spaltet sich in einen vergleichsweise realistisch eingestellten Flügel, der eine taktische Pause der Kampfhandlungen fordert, um die Ziele Russlands zu überdenken, und einen Block, der eine unerbittliche Eskalation um jeden Preis befürwortet“, schreibt die gut vernetzte Politologin Tatiana Stanowaja in einem Meinungsbeitrag für eine politische Stiftung.
„Nie zuvor haben Putins strategische Entscheidungen – die allgemein als Preis für die Stabilität angesehen werden – die russischen Eliten derart an den Rand einer Spaltung gebracht“, sagt Stanowaja.
Knackpunkt war der Rückzug aus Charkiw
Knackpunkt war offenbar der russische Rückzug in Charkiw im September. Seither berichten westliche Geheimdienste, Militär-Experten und Medien von Stress im Kreml. Auch Vertraute und die großen Wirtschaftsbosse wenden sich von Putin ab.
Dem gegenüber stehen Hardliner wie der Gründer der Söldner-Gruppe Wagner, Jewgenij Prigoschin, die Druck auf Putin ausüben, eine Winter-Offensive zu starten.
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Putin selbst droht der Machtverlust. Experten prophezeien schon, dass er über den Krieg stolpern könnte. Dass er die traditionelle Rede an die Nation zum Jahreswechsel abgesagt hat, wird als Schwäche interpretiert. (km)