Preis-Irrsinn: Darum spielt der Markt für Autos verrückt
Nicht nur Benzin ist irre teuer – sondern auch die Autos, die es verbrauchen. Wer momentan mit dem Gedanken spielt, sich ein neues Gefährt zuzulegen, reibt sich die Augen: Der Neuwagenmarkt ist leergefegt – und für Gebrauchte muss man richtig blechen. Jetzt sorgt auch noch Robert Habeck für erhöhten Pulsschlag bei E-Auto-Freunden.
Aus Asien werden nicht ausreichend Elektrochips geliefert – diese coronabedingte Krise und die gleichzeitig starke Nachfrage sorgen seit Monaten für lange Lieferzeiten am Markt. Wer ein fabrikneues Fahrzeug will, muss warten: Laut Neuwagen-Plattform Carwow auf einen Toyota Aygo zum Beispiel bis zu drei Monate – und auf einen Mercedes GLE Plug-in-Hybrid sogar mehr als anderthalb Jahre! Und bei E-Autos werden die Wartezeiten statt in Monaten bei einigen Modellen sogar schon in Jahren angegeben. Renault, Pionier in Sachen E-Autos, hat Ende März in Deutschland sogar einen Bestellstopp für Stromer verhängt. Und das auf unbestimmte Zeit!

Ob es um Polizei-Razzien, Großbrände, Sturmfluten oder schwere Unfälle auf den Autobahnen geht: Polizei und Feuerwehr sind in Hamburg und im Umland rund um die Uhr im Einsatz. Die MOPO-Reporter behalten für Sie den Überblick und liefern Ihnen die wichtigsten Blaulicht-Meldungen von Montag bis Samstag bequem per Mail ins Postfach.
Hier klicken und die MOPO Blaulicht-News kostenlos abonnieren.
Auch der Ukraine-Krieg hat Auswirkungen auf den Kfz-Markt: „Die Produktionsausfälle bei Kabelbäumen und anderen Zulieferteilen aufgrund des Ukraine-Kriegs zeigen ihre Wirkung“, sagte Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer der dpa. Fehlende Halbleiter verursachten zusätzliche Engpässe bei Elektroautos. „Im Zuge der neuen Knappheit haben die Autobauer ihre Incentives und Verkaufsförderungsmaßen deutlich zurückgefahren.“ Heißt: Es gibt kaum noch Rabatte für Neuwagen. Warum auch? Die Fahrzeuge sind schließlich heiß begehrt.
Hersteller konzentrieren sich auf höherpreisige Automodelle
Volkswagen und Co. konzentrieren sich aufgrund der knappen Halbleiter jetzt auf die Herstellung höherpreisiger Wagen, also Limousinen und SUVs. Die nicht so gewinnbringenden Klein- oder Mittelklassewagen wurden aus dem Programm gestrichen. Der Spiegel zitiert Audi-Boss Markus Duesmann. Der sagt, er wolle seine Modellpalette „nach unten begrenzen“. Einstiegsmodelle wie den A1 oder den Q2 will er deshalb in Zukunft nicht mehr anbieten, schließlich verkaufen sich ja auch die exklusiven Modelle bestens.
Weil‘s für den momentanen Bedarf zu wenig neue Autos auf dem Markt gibt, entscheiden sich viele für einen Gebrauchten – deshalb explodieren auch in diesem Bereich die Preise. Von 2019 auf 2020 stiegen die Kaufpreise durchschnittlich um heftige 18 Prozent, 2021 noch einmal um knapp sieben Prozent, wie die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) vermeldet.
Auch Gebrauchtwagen werden rasant teurer
Konkret heißt das: 15.740 Euro wurden 2021 für einen Gebrauchtwagen im Schnitt bezahlt – im Vergleich zu 12.470 Euro im Jahr 2019. Und die Preise steigen noch weiter: Laut mobile.de kostete ein Kleinwagen im Februar durchschnittlich gut 17.000 Euro, was ein Plus von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat bedeutet. Und für ein Auto der Mittelklasse müssen Gebrauchtwagenkunden fast 33.000 Euro zahlen.
Im Elektro-Segment sorgen jetzt obendrein auch noch Pläne von Wirtschaftsminister Robert Habeck für aufgeladene Spannung: Der will nämlich der Förderung von Plug-in-Hybridautos den Stecker ziehen! Der Grüne plant, die Zuschüsse schon Ende 2022 zu streichen. Das ist früher als geplant – und anders als es im Koalitionsvertrag steht. Dort ist zwar von einer Reform, nicht aber von einem Aus der Zuschüsse für Plug-in-Hybride die Rede.
Das könnte Sie auch interessieren: Für eine irre Summe: Elon Musk will Twitter kaufen
Habeck sagte der Funke-Mediengruppe, die künftige Förderung von E-Autos solle stärker auf Klimaschutz ausgerichtet werden: „Plug-in-Hybride sind unserer Meinung nach marktgängig und brauchen keine öffentliche Förderung mehr.“ Das sehen seine Koalitionskollegen von der FDP ein bisschen anders: „Im Koalitionsvertrag haben die Ampel-Parteien vereinbart, die Innovationsprämie auch für Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge fortzuführen“, so der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Bundestagfraktion, Bernd Reuther. Da ist das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen.
Anmerkungen oder Fehler gefunden? Schreiben Sie uns gern.