Als „Schlächter von Syrien“ bekannt: Putin beauftragt General für die Ostukraine
Nach zahlreichen Rückschlägen läuft der Krieg bisher nicht nach Putins Plan. Der Kreml-Chef konzentriert sich nun auf die Eroberung der ostukrainischen Gebiete, eine dortige Großoffensive steht offenbar unmittelbar bevor. Dafür hat er sich einen seiner fähigsten Männer an Bord geholt: Alexander Dwornikow. Der „Schlächter von Syrien“ brachte bereits die dortige Hauptstadt Aleppo zu Fall.
Ende März läutete Putin seine neue Militärstrategie ein und zog seine Truppen aus der Nord-Ukraine, vor allem aus den Regionen um Kiew ab. Seitdem heißt es offiziell aus dem Kreml, der als „Sonderoperation“ getarnte Krieg verlaufe planmäßig und die russischen Streitkräfte konzentrierten sich nun an stärker auf die „Befreiung“ des Donbass im Osten der Urkaine.
Putin plant offenbar Großoffensive in Ostukraine
Dort zeichnet sich nun nach Erkenntnissen westlicher und ukrainischer Militärs eine Großoffensive mit Zehntausenden Soldaten und dem massiven Einsatz von Panzern, Artillerie und Luftwaffe ab. Russland habe seine Truppen vor Ort zuletzt von 30.000 auf 40.000 Mann aufgestockt, hieß es vom US-Verteidigungsministerium. Sie wollen nach Angaben aus Kiew bis an die Verwaltungsgrenzen des Gebiets Donezk vordringen. Moskau werde versuchen, Mariupol sowie die Kleinstadt Popasna im Gebiet Luhansk einzunehmen, teilte der ukrainische Generalstab mit. Nur der genaue Zeitpunkt der Großoffensive ist noch ungewiss.
In der umkämpften Stadt Mariupol im Osten der Ukraine soll per Drohne eine unbekannte Substanz abgeworfen worden sein. Das berichtete gestern jedenfalls das umstrittene, in Teilen offen rechtsextreme paramilitärische Freiwilligenbataillon Asow, das im Osten der Ukraine gegen prorussische Separatisten kämpft. Prorussische Separatisten wiesen diesen Vorwurf zurück. Eine offizielle Bestätigung gab es auch von ukrainischer Seite nicht.
„Es gibt Berichte, dass die russischen Streitkräfte bei einem Angriff auf die Bevölkerung von Mariupol chemische Kampfstoffe eingesetzt haben könnten“, schrieb Außenministerin Liz Truss am Montagabend auf Twitter. „Wir arbeiten dringend mit Partnern zusammen, um die Details zu überprüfen.“
Putin setzt Dwornikow in der Ostukraine ein
Das Kommando der ukrainischen Armee im Osten erklärte, unterdessen man habe im Gebiet Donezk an sechs Stellen russische Angriffe abgewehrt. Die Ukraine hat dort besonders starke Truppen, die seit 2014 die Front gegen die von Moskau gelenkten und ausgerüsteten Separatisten-Republiken Donezk und Luhansk halten.
Und nun schickt Putin einen seiner Lieblingsgeneräle: Alexander Dwornikow. Er gilt als einer der erfahrensten Generäle der russischen Armee – und nach Ansicht von US-Verteidigungsexperten auch einer der brutalsten, trägt den Spitznamen „Schlächter von Syrien“. Im Syrien-Krieg 2015 war er Putins wichtigster Mann und sicherte dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad die Macht gegen die Rebellen.
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Dwornikows Vorgehen ist vor allem eins: brutal. Er gilt als Befehlshaber der Militäroperationen, also als Verantwortlicher für die Ermordung Tausender syrischer Zivilisten. So soll er gezielt Krankenhäuser, Schulen und andere Einrichtungen des zivilen Lebens bombardiert haben lassen. Auch der Sturz der syrischen Hauptstadt Aleppo geht auf sein Konto. Putin verlieh ihm die Medaille „Held von Russland“, eine der höchsten Auszeichnungen des Landes.
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Experten sehen in der Personalie Dwornikow ein Zeichen dafür, dass Kremlchef Putin mit dem Verlauf des Krieges unzufrieden ist – und Dwornikow es nun richten soll. Denn: Bisher gab es im Ukraine-Krieg keinen Oberbefehlshaber. So kam es immer wieder zu Führungsschwierigkeiten. Dwornikow soll nun zentral die Strategie im Osten leiten. US-Militäranalyst Harry Kazianis sagte dem „Stern“, er befürchte, „dass Dwornikow den Befehl hat, die Ostukraine in ein riesiges Aleppo zu verwandeln, wenn er sie nicht einnehmen kann“.