Redeschlacht der Möchtegern-Kanzler
Manchmal treffen das Alte und das Kommende direkt aufeinander. Am Donnerstag war es im Bundestag mal wieder so weit. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hielt ihre letzte Rede im Parlament, danach stiegen alle ihre möglichen Nachfolger in die Bütt: Armin Laschet (CDU), Annalena Baerbock (Grüne) und Olaf Scholz (SPD). Die Unterschiede hätten kaum augenfälliger sein können.
„Herzlichen Dank“ – mit diesen unspektakulären Worten beendete Merkel ihre letzte, betont nüchterne Regierungserklärung. Die Kanzlerin klappte ihre Mappe zu, setzte die Maske auf und ging an ihren Platz. Die Unionsfraktion applaudierte lange, nach einigen Sekunden nickte sie noch einmal in das Halbrund. Das war’s.
Lindner lobt die „intellektuellen Gaben“ Merkels
Neben der üblichen Kritik gab es vor allem aus der Opposition kleine Würdigungen für Merkel: „Sie haben oft Schlimmeres verhindert“, sagte Dietmar Bartsch (Linke) mit Blick auf das Debattenthema Europa. „Sie haben Ihre Kraft und Ihre intellektuellen Gaben stets uneigennützig in den Dienst Europas gestellt und damit haben Sie sich große Verdienste erworben“, lobte FDP-Chef Christian Linder.
Auch Scholz dankt Merkel für die „gute Zusammenarbeit“ in der Europapolitik – was diese aber noch nicht einmal dazu veranlasste, von ihrem Handy hochzuschauen. Scholz ist – ähnlich wie Merkel – ein routinierter, aber eher dröger Redner.
Um Feuer bemühten sich Baerbock und Laschet. Beiden ist Europa ein Herzensanliegen. Das merkte man auch ihren Reden an. Laschet, der (in seiner Funktion als CDU-Chef) das erste Mal seit 1998 wieder im Bundestag sprach, zog alle Register. Er sprach mal langsam, mal schneller, ging auf Zwischenrufe ein und argumentierte leidenschaftlich für Europa.
Baerbock gibt sich selbstbewusst
Ähnlich Baerbock: Sie rief (sprichwörtlich) nach einer „Erneuerung“ Europas. Ihre zuletzt rückläufigen Umfrageergebnisse scheinen sie nicht zu bekümmern – jedenfalls merkte man ihr nichts an.
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Der letzte große Debattentag dieser Wahlperiode hat also zumindest einen Eindruck davon vermittelt, welcher frische Wind künftig im Bundestag wehen dürfte.