Biden, Merkel, Scholz
  • Die Berater von Merkel und Scholz bereiteten das Treffen mit US-Präsident Joe Biden bereits gemeinsam vor.
  • Foto: picture alliance/dpa/Oliver Weiken

So hat sich „Lehrling“ Scholz beim G20-Gipfel geschlagen

Die alte Regierungschefin und der mutmaßlich nächste Kanzler reisten zusammen an: Das gemeinsame Auftreten von Angela Merkel (CDU) und Olaf Scholz (SPD) beim G20-Gipfel in Rom hat international für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Inhaltlich blieb die Veranstaltung aber hinter vielen Erwartungen zurück.

Auch der kleine Fehler des Weißen Hauses konnte die gute Laune von Olaf Scholz nicht trüben: Dieses hatte den 62-Jährigen vor dem gemeinsamen Treffen mit Merkel und US-Präsident Joe Biden versehentlich als „Olaf Schulz“ angekündigt. Die Bilder, die das Treffen auch für US-Medien produzierte, dürfte Scholz über die kleine Unachtsamkeit hinweggetröstet haben. Der SPD-Kanzlerkandidat fast schon auf Augenhöhe mit den Mächtigen der Welt!

Boris Johnson staunt über Merkel und Scholz

Ähnliches hatte es bisher nicht gegeben. Scholz nahm an allen bilateralen Treffen der geschäftsführenden Kanzlerin teil. So oft haben Staatschefs nicht die Möglichkeit, sich persönlich zu begegnen – und in Coronazeiten noch weniger. Und so knüpfte Scholz weitere Kontakte nicht nur zu Biden, sondern auch zum Briten Boris Johnson oder dem Franzosen Emmanuel Macron. Vor allem Johnson soll sich in dem Gespräch sehr interessiert gezeigt haben: Wie funktioniert dieser „friedly takeover“ zwischen Kandidaten konkurrierender Parteien und was bedeutet das?

Die Antwort liegt auf der Hand: Merkel wollte ihrem Nachfolger einen möglichst guten Start auf der großen internationalen Bühne ermöglichen. Da kommt für sie das Land vor der Partei. Und das Duett sollte wohl auch als Zeichen der Kontinuität verstanden werden: Deutschland wird seine internationale Rolle vorerst nicht groß verändern.

Merkel/Scholz: Gemeinsamer Umtrunk an der Hotelbar

Die Zusammenarbeit ging so weit, dass die Berater von Merkel und Scholz die Treffen bereits gleichberechtigt vorbereiteten. Dabei verstand man sich wohl so gut, dass es am Samstagabend einen größeren gemeinsamen Umtrunk an der Hotelbar gab.

Olaf Scholz und Angela Merkel bei einem Treffen mit Argentiniens Präsidenten Fernandez. picture alliance/dpa/Oliver Weiken
Scholz Merkel
Olaf Scholz und Angela Merkel bei einem Treffen mit Argentiniens Präsidenten Fernandez.

Für Scholz hätte es also kaum besser laufen können. Zumal die Staats- und Regierungschefs auch noch ein Projekt abnickten, das er als Finanzminister maßgeblich mit aus der Taufe gehoben hatte: die globale Mindeststeuer für Tech- und Internetunternehmen.

Überraschend hatten sich Biden und die EU auch auf eine Abschaffung der Stahl- und Aluminiumzölle verständigt, die Donald Trump einst verhängt hatte. Zudem haben sich die G20 dazu bekannt, den Corona-Impfstoff gerechter in der Welt zu verteilen.

Kein G20-Schub für den Weltklimagipfel in Glasgow

Weit hinter den Erwartung blieben die Staatenlenker aber beim Thema Klimaschutz: Sie konnten sich weder auf ein konkretes Datum für die weltweite Klimaneutralität noch für den Ausstieg aus der Kohleverstromung einigen. Selbst die Formulierung, es müsse nun „schnellstmöglich“ gehandelt werden, schaffte es nicht in die Abschlusserklärung.

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Der erhoffte Schub für den Weltklimagipfel im schottischen Glasgow blieb also aus. Dieser startete am Sonntag. Das Ziel: eine Reduktion der Treibhausgase. Darüber sprechen Vertreter von fast 200 Staaten zwei Wochen lang. Merkel reist am Montag an. Diesmal aber ohne Scholz. Der wird bei den Koalitionsverhandlungen zur Ampel in Berlin gebraucht.

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