Super Tuesday: Freie Bahn für Donald Trump
Mit einem klaren Sieg bei den Vorwahlen der Republikaner am „Super Tuesday“ hat sich der frühere US-Präsident Donald Trump eine erneute Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten gesichert. Der 77-jährige Rechtspopulist gewann am Dienstag in mindestens zwölf der 15 Bundesstaaten, in denen abgestimmt wurde, gegen seine innerparteiliche Rivalin Nikki Haley – diese gab ihre Kandidatur am Mittwoch auf. Damit steht das erneute Duell mit dem Demokraten Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl im November fest.
Die 52-jährige Haley erzielte zwar mit einem überraschenden Sieg im Bundesstaat Vermont einen Achtungserfolg und verhinderte so einen Durchmarsch des Rechtspopulisten. Trump war trotzdem der klare Sieger des „Super-Dienstags“: Er gewann unter anderem in den bevölkerungsreichsten US-Bundesstaaten Kalifornien und Texas und in weiteren Staaten wie Alabama, Maine, North Carolina, Tennessee und Virginia.
Nikki Haley wirft hin: Freie Bahn für Trump
Der umstrittenste US-Politiker der vergangenen Jahrzehnte sicherte sich damit hunderte Delegiertenstimmen, die er bei einer Wahl zum Präsidentschaftskandidaten benötigt. Am Wahlabend sprach Trump vor Anhängern in seinem Privatanwesen Mar-a-Lago im Bundesstaat Florida von einem „fantastischen Abend“. „Sie nennen es nicht umsonst den ,Super Tuesday‘.“ Sein Erfolg sei beispiellos: „Das ist groß“, sagte Trump.
Haley trat am Wahlabend nicht vor die Presse und hatte auch für den Mittwoch keine öffentlichen Termine auf ihrer Agenda. Unklar war deswegen, ob die frühere US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen und Ex-Gouverneurin des Bundesstaates South Carolina nun im Rennen bleiben wird oder das Handtuch wirft. Der Fernsehsender CNN und das „Wall Street Journal“ berichteten aber übereinstimmend, dass sich die einzige verbliebene Konkurrentin von Donald Trump aus dem Rennen um die Kandidatur zurückziehen wird.
Super Tuesday: Entscheidung über mehr als ein Drittel der Delegierten
Am „Super Tuesday“ wurde über mehr als 850 Delegierte entschieden und damit über mehr als ein Drittel der Delegierten, die letztlich den Präsidentschaftskandidaten der Partei wählen werden. Der bei der rechten Basis nach wie vor höchst populäre Trump war als haushoher Favorit in den Super-Wahltag gestartet. Er hatte zuvor alle Vorwahlen mit Ausnahme der Abstimmung in der Hauptstadt Washington D.C. gewonnen.
Um zum Präsidentschaftskandidaten gekürt zu werden, braucht ein Bewerber die Stimmen von 1215 der insgesamt 2429 republikanischen Delegierten. Laut Berechnungen einiger US-Medien hat Trump inzwischen mehr als 900 Delegierte sicher. Er könnte die notwendige Delegiertenzahl nach Angaben seines Wahlkampfteams bis zum 19. März zusammenbekommen.
Demokraten: Auch Joe Biden fährt reihenweise Siege ein
Auch Bidens Demokratische Partei hielt am Dienstag Vorwahlen in 15 Bundesstaaten ab, bei denen der Präsident reihenweise ungefährdete Siege einfuhr. Eine Ausnahme bildete das US-Außengebiet Amerikanisch-Samoa, wo ein weitgehend unbekannter Geschäftsmann bei einer Vorwahl mit weniger als hundert Teilnehmern gegen Biden gewann. Bidens erneute Kandidatur ist so gut wie sicher, da er keine ernsthaften Rivalen innerhalb seiner Partei hat.
Die Aussicht auf eine Wiederholung des Wahlduells des Jahres 2020 zwischen Biden und Trump um das Weiße Haus löst bei den US-Wählern wenig Begeisterung aus – zumal der amtierende Präsident 81 Jahre und der Ex-Präsident 77 Jahre alt ist. „Biden ist zu alt, und Trump ist ein bisschen zu verrückt“, sagte der Wähler John Campbell in Quincy im Bundesstaat Massachusetts.
Formelle Kandidatenkür der Republikaner ist im Juli
Nach Abschluss der noch bis Juni laufenden landesweiten Vorwahlen werden Republikaner und Demokraten auf Parteitagen im Sommer ihre Kandidaten formell küren, die Republikaner im Juli und die Demokraten im August.
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Umfragen zufolge hat Trump trotz seiner von Skandalen und Affären geprägten Präsidentschaft (2017 bis 2021), der Kapitol-Erstürmung durch hunderte seiner Anhänger am 6. Januar 2021 und seiner zahlreichen Justizprobleme keine schlechten Chancen, Biden im November zu besiegen. Viele Wähler halten Biden für zu alt, um erneut zu kandidieren.
Biden warnte am Wahlabend, Trump sei „entschlossen, unsere Demokratie zu zerstören“. Der Rechtspopulist werde „alles tun oder sagen, um sich selbst an die Macht zu bringen“. (dpa)