Trotz hoher Zahlen: Sollten wir wie die Dänen jetzt auch lockern?
Großbritannien und Dänemark schaffen alle Corona-Beschränkungen ab – trotz explodierender Infektionszahlen (MOPO berichtete). Ginge das auch in Deutschland? Die FDP fordert eine Diskussion darüber. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) macht immerhin Hoffnung.
„Wir müssen auf jeden Fall jetzt schon anfangen, über Öffnungsperspektiven zu sprechen“, sagte FDP-Fraktionschef Christian Dürr dem RND. „Bei Omikron ist, anders als bei vorherigen Corona-Wellen, nicht mehr die Inzidenz entscheidend, sondern die Frage, wie stark das Gesundheitssystem belastet ist“, argumentiert der Politiker. „Wenn die Kliniken der Omikron-Welle gut standhalten, muss die nächste Ministerpräsidentenkonferenz auch Öffnungen empfehlen.“ Wenn Freiheitseingriffe nicht mehr notwendig seinen, müssten sie umgehend zurückgenommen werden.
Die Inzidenz liegt inzwischen bei mehr als 1000
Die Infektionszahlen liegen momentan um die 200.000 am Tag, die bundesweite Inzidenz überschritt am Samstag erstmals die Schwelle von 1100 – sie kletterte auf 1127,7. Und trotzdem steigen die Einweisungen in die Krankenhäuser nur langsam.
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Das bestätigte am Freitag auch RKI-Chef Lothar Wieler. Die Zahlen stiegen nicht so heftig, wie es unter Omikron-Bedingungen möglich sei, sagte er. Trotzdem sei erkennbar: „Wir steuern auf den Höhepunkt der Pandemie zu.“ Wieler kündigte an, in der Omikron-Welle künftig weniger auf die allgemeinen Inzidenzen achten zu wollen, dafür mehr auf die „Krankheitslast“ des Virus.
Strategie-Wechsel beim Robert-Koch-Institut
Heißt: Die Seuchen-Behörde macht ihre Einschätzung der Lage künftig stärker von der Anzahl und Schwere der Erkrankungen abhängig. Dies ermögliche auch Schätzwerte zu Fällen unterhalb der Schwelle von Krankenhausaufnahmen, etwa die Häufigkeit von Arztbesuchen, so Wieler.
„Wir haben derzeit die Omikron-Welle in Deutschland gut unter Kontrolle“, sagte Lauterbach vor der Bundespressekonferenz. Es gehe aber weiter vorrangig darum, die Menschen gut durch die Pandemie zu bringen. „Wir wollen so wenig schwere Verläufe und Todesfälle wie möglich“, betonte er.
Lockerungen in der zweiten Februarhälfte?
Auf die Frage nach Öffnungen erklärte Lauterbach: „Wir sind auf einem Pfad unterwegs, der recht gut vorhersehbar ist.“ Wenn die Omikron-Welle gebrochen sei – das könnte voraussichtlich in der zweiten Februar-Hälfte oder Anfang März eintreten – könnten erste Lockerungen beschlossen werden.
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Bis dahin will Lauterbach aber am bisherigen Kurs festhalten. Er verwies auch darauf, dass die Situation in Deutschland nicht eins zu eins mit der in Großbritannien vergleichbar sei. So sei die Zahl der Ungeimpften in der für schwere Verläufe besonders gefährdeten Gruppe der über 60-Jährigen in Deutschland viermal so hoch wie auf der Insel.
Lauterbach: Nicht auf angepassten Impfstoff warten
Lauterbach forderte die Bundesbürger zudem auf, nicht auf einen an Omikrom angepassten Impfstoff für eine Boosterimpfung zu warten. Dieser käme für die aktuelle Welle zu spät und die Schutzwirkung mit den vorhandenen Impfstoffen sei hervorragend: „Eine Booster-Impfung senkt das Sterberisiko um 99 Prozent, im Vergleich dazu, wenn man ungeimpft ist“, so Lauterbach.