TV-Übersetzerin verliert bei Rede von Ukraine-Präsident die Fassung
Es sind starke Worte, mit denen der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntag zu seinen Landsleuten spricht: Erneut ruft er sie zum geschlossenen Widerstand gegen die russische Invasion auf. Eine Übersetzerin, die seine Rede in einer Live-Übertragung im deutschen TV dolmetschen soll, verliert angesichts dessen die Fassung.
„Russland ist auf dem Weg des Bösen“, übersetzt die Frau am Sonntagvormittag in der Live-Übertragung des Senders „Welt“ die Ansprache des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyi. Der wendet sich gerade in einer bewegenden Ansprache an sein Volk und die Weltöffentlichkeit und fordert unter anderem, dass Russland sein Vetorecht im UN-Sicherheitsrat verliert.
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Das hatte Selenskyj bereits zuvor mit dem UN-Generalsekretär António Guterres besprochen. Er verwies dabei auf „kriminelle Handlungen“ Russlands gegen die Ukraine, „die Merkmale eines Völkermords“ aufwiesen.
Als Selenskyi zu seinen Landsleuten spricht, verliert die Übersetzerin die Fassung
Selenskyj appelliert in seiner Rede aber auch an seine Landsleute: „Ukrainer, wir wissen ganz genau, was wir verteidigen“, dolmetscht die Übersetzerin und man hört bereits, dass ihre Stimme am Ende des Satzes bricht. Daraufhin redet Selenskyi ein paar Sekunden lang ohne deutsche Übersetzung weiter, bevor sich die Dolmetscherin mit einem Schluchzen und einem angefassten „Entschuldigung“ zurückmeldet, aber die Übertragung der Rede sofort abgebrochen wird. Es übernimmt wieder der Moderator der Sendung.
Einen Ausschnitt der Sendung teilte der Deutsche-Welle-Korrespondent Thomas Sparrow auf Twitter. Dazu schrieb er: „Als jemand, der unter Übersetzern und Dolmetschern aufgewachsen ist, kann ich mir nicht vorstellen, wie schwer es für diese ,Welt‘-Dolmetscherin gewesen sein muss.“
Für den berührenden Zwischenfall gab es viel Mitgefühl von anderen Twitter-Nutzern. „Tief bewegt“, schrieb etwa eine Userin, die laut eigenen Angaben ebenfalls beim Sender Welt arbeitet. Sie habe „100 % Solidarität & Empathie mit unserer wunderbaren Dolmetscherin & mit all denen, die um das Leben von Familie und Freunden in der Ukraine fürchten.“
„Welt“-Dolmetscherin erklärt sich auf Twitter
Die Dolmetscherin, die sich selbst mittlerweile auf Twitter scherzhaft „Die Welt Übersetzerin“ nennt, meldete sich wenig später selbst zu Wort.
Sie sei Konferenzdolmetscherin und übersetze ohne Probleme auch „zehn Stunden Friedensgespräche. Aber heute live im deutschen Fernsehen konnte ich Selenskyi nicht zu Ende übersetzen, bei seinen letzten Worten brach ich in Tränen aus. Ich liebe euch alle, meine Mit-Ukrainer“, schrieb sie auf ihrem Twitter-Kanal. (mik)