Ukraine-Krieg: Kein Durchbruch bei Gesprächen – Millionenstadt bombardiert
Ablenkungsmanöver oder realistische Chance auf Frieden? Am Montag starteten die Gespräche zwischen Russland und der Ukraine. Eine Atempause im Krieg bringen sie nicht: Panzerkolonnen, Gefechte und Explosionen bestimmen auch den fünften Tag seit Putins Überfall auf die Ukraine. Der russische Präsident droht dem Westen, der ukrainische Präsident wendet sich direkt an das russische Militär.
Große Hoffnung hat er nicht. Doch er versuche alles, um diesen Krieg zu beenden. Das machte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor Beginn der Friedensverhandlungen in einer Videobotschaft deutlich. Am Montag kamen nun an der ukrainisch- belarussischen Grenze hochrangige Vertreter aus Russland und der Ukraine zu Gesprächen zusammen.
Krieg: Delegationen kommen zu Gesprächen zusammen
Die russische Delegation führte der Sonderbeauftragte des Kremls, Wladimir Medinski, an. Die Ukraine wurde durch den Fraktionsvorsitzenden der Präsidentenpartei, David Archamija, vertreten. Der belarussische Außenminister Wladimir Makej eröffnete die Gespräche.
Die Ukraine hat klare Forderungen an die russische Delegation: sofortiger Waffenstillstand und Abzug der russischen Truppen. Russland forderte unteranderem eine Demilitarisierung der Ukraine. Der britische Premier Boris Johnson und die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) sehen in den Gesprächen jedoch nur ein Ablenkungsmanöver Putins. Die Augen der Welt sollen auf den Verhandlungen ruhen und nicht auf den Schwierigkeiten, die das russische Militär beim Kampf um die Ukraine hat.
Wenig überraschend konnte am Montag auch kein Durchbruch bei den sechsstündigen Friedensverhandlungen verkündet werden. Die Teilnehmer der Gespräche sind nach Angaben der Delegation aus Kiew am Abend zu Beratungen in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Es sei jedoch eine zweite Gesprächsrunde vereinbart worden.
Ukraine: Millionenstadt Charkiw unter Beschuss
Derweil geht der Krieg in der Ukraine unvermindert heftig weiter. Wie der „Kyiv Independent“ berichtet, starben bei den jüngsten russischen Luftangriffen auf die Stadt Charkiw fünf Zivilisten und zwei Soldaten. 44 Menschen wurden verletzt, darunter 22 Zivilisten und 20 Soldaten. Die Ukraine konnte die russischen Streitkräfte bislang zwar erfolgreich zurück drängen, dennoch seien Putins Soldaten an mehreren Fronten auf dem Vormarsch, schreibt die ukrainische Onlinezeitung. Mehrere Städte und Regionen wurden durch heftige Kämpfe erschüttert.
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Selenskyj sprach zuletzt von 16 getöteten und 45 verletzten ukrainischen Kindern. Sie seien durch russischen Beschuss getötet worden. Der ukrainische Präsident demonstriert jedoch Stärke: „Jedes Kriegsverbrechen, jeder Beschuss, den die Besatzer gegen uns und unsere Partner verüben, schweißt uns noch mehr zusammen“, sagte er. Die Ukraine verklagt Russland derzeit vor dem höchsten UN-Gericht wegen Völkermordes.
Präsident Selenskyj wendet sich an russisches Militär
In seiner Ansprache hat sich Selenskyj auf russisch direkt an Putins Streitkräfte gewendet: „Legt eure Waffen nieder und geht. Glaubt euren Kommandeuren nicht, glaubt den Propagandisten nicht. Rettet einfach eure Leben. Geht!“
Russischen Streitkräften, die in der Ukraine gefangen genommen wurden, gebe er eine zweite Chance.„Auf Grundlage des Kriegsrechts werden Inhaftierte mit militärischer Kampferfahrung aus der Haft entlassen. Sie erhalten die Gelegenheit, ihre Schuld an den umkämpften Kriegsorten zu sühnen.“ Bedeutet: Sie können frei sein, wenn sie sich gegen Putin stellen.
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Der russische Präsident heizt den Krieg derzeit weiter an. Zuletzt versetzte er seine strategischen Streitkräfte in Alarmbereitschaft – wozu auch Atomwaffen gehören. Satellitenbilder zeigen einen riesigen russischen Militärkonvoi, der sich auf die Hauptstadt Kiew zu bewegt.