Umstrittene Homöopathie: Lauterbach erwägt Streichung als Kassenleistung
Seit Jahren gibt es immer wieder Streit über Homöopathie, vor allem darüber, ob Krankenkassen Globuli, Bachblüten & Co. finanzieren sollten. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) befeuerte die Debatte nun erneut – und sprach sich gegen die Finanzierung homöopathischer Behandlungen aus.
„Obwohl die Homöopathie vom Ausgabenvolumen nicht bedeutsam ist, hat sie in einer wissenschaftsbasierten Gesundheitspolitik keinen Platz“, so der SPD-Politiker im „Spiegel“. „Deshalb werden wir prüfen, ob die Homöopathie als Satzungsleistung gestrichen werden kann.“ Satzungsleistungen sind Leistungen, die Krankenkassen zusätzlich zu den gesetzlich festgeschriebenen Leistungen gewähren können. Einige Krankenkasse, darunter die Techniker Krankenkasse (TK) und Die Barmer, bieten die bei homöopathischen Arzneimitteln an. Unter anderem ein Grund: die hohe Nachfrage bei den Versicherten.
Lauterbach erwägt Aus für Homöopathie als Kassenleistung
Aufgeflammt ist der Streit zwischen Befürworter:innen und Gegner:innen der Homöopathie zuletzt groß im März. Anlass: Die Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bremen entschied als erste, Verträge mit Krankenkassen zu kündigen, die eine Vergütung von homöopathischen Leistungen vorsehen. Die FDP-Bundestagsabgeordnete Ria Schröder sagte damals im ZDF: „Wenn Apotheken homöopathische Mittel anbieten und Krankenkassen die Kosten übernehmen, machen sie Pseudowissenschaft salonfähig.“
Homöopathie: Wirkung vor allem durch Placebo-Effekt
Und die Zahlen und Studien sprechen in Sachen Homöopathie nach wie vor eine eindeutige Sprache: Wissenschaftlich konnte der Homöopathie noch nie Wirksamkeit nachgewiesen werden. Während Homöopath:innen davon überzeugt sind, dass die alternativen Arzneimittel den Körper dazu bringen, sich selbst zu heilen, sind sich Wissenschaftler:innen einig: Homöopathische Mittel wirken nur im Rahmen des sogenannten Placebo-Effekts. Dieser entsteht nicht nur durch die Gabe eines angeblichen Medikamentes, sondern auch durch die Zuwendung eines Arztes. Und Homöopath:innen haben bekanntlich deutlich mehr Zeit für ihre Patient:innen als Ärzt:innen in ihren vollen Praxen.
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„Placebo funktioniert umso besser, je mehr Arztkontakt stattfindet. Die Wirkung wird durch Empathie verbessert und von der Annahme, dass das Medikament helfen wird“, erklärt Placebo-Forscherin Katja Weimer. So kommen im Körper biochemische Prozesse in Gang, die den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen können. Und dies kann eben auch die Wirkung herkömmlicher Medikamente verbessern.
Schon in der Vergangenheit hatte Lauterbach die Homöopathie aufgrund fehlender wissenschaftlicher Evidenz kritisiert. Erst im März begrüßte er via Twitter den Beschluss des Deutschen Ärztetages, dass Ärztekammern künftig keine Weiterbildungen mehr für Homöopathie anbieten sollen. (alp)