Wähler-Daten gestohlen?: Iran und Russland sollen sich in US-Wahl einmischen
Washington –
Der Iran und Russland mischen sich nach Angaben des US-Geheimdienstkoordinators in die US-Wahl ein. Sie verbreiteten Falschinformationen und hätten illegal „einige” persönliche Daten registrierter Wähler erbeutet, sagte John Ratcliffe am Mittwochabend (Ortszeit) in Washington.
Die Daten könnten missbraucht werden, um Wähler falsch zu informieren und Verwirrung zu stiften, sagte er. Iranische Stellen hätten E-Mails verschickt mit dem Ziel, „Wähler einzuschüchtern, sozialen Unfrieden zu schüren und Präsident Trump zu schaden.”
Gleichzeitig versicherte Ratcliffe den Amerikanern, dass die Integrität der Wahl am 3. November nicht gefährdet sei. „Seien sie versichert: Ihre Stimmen sind sicher”, so Ratcliffe. Der Chef der Bundespolizei FBI, Christopher Wray, fügte hinzu: „Wir werden keine Einmischung aus dem Ausland in unsere Wahl oder jegliche kriminelle Aktivitäten tolerieren, die die Unversehrtheit Ihrer Stimme oder das Vertrauen der Öffentlichkeit in das Ergebnis der Wahl untergraben.”
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Ratcliffe und Wray machten keine Angaben dazu, wie viele Wählerdaten der Iran und Russland erbeutet haben sollen. Die Daten registrierter Wähler werden in den USA in der Regel vor Ort in Bezirken und Kommunen gespeichert. Es wurden auch keine Angaben dazu gemacht, aus welchen Bundesstaaten oder Orten die Wählerdaten stammen sollen.
Die „New York Times” berichtete, Regierungsmitarbeiter hätten nicht behauptet, dass das System der Wählerregistrierung gehackt worden sei. Die Namen von Wählern, Parteizugehörigkeit und einige Kontaktinformationen seien öffentlich zugängig. Diese Informationen können mit anderen Angaben wie E-Mail-Adressen aus anderen Datenbanken verknüpft worden sein, zitierte das Blatt einen Geheimdienstmitarbeiter. Dazu könnten auch Informationen gehören, die Hacker-Netzwerke im „dark web” verkauft hätten.
E-Mails gingen an demokratische Wähler
Bei den von iranischen Stellen verschickten E-Mails handelte es sich offensichtlich um kürzlich bekanntgewordene Schreiben, die im Namen der rechtslastigen US-Gruppe Proud Boys gesendet wurden, wie US-Medien unter Berufung auf das Heimatschutzministerium berichteten. Die E-Mails gingen demnach vor allem an demokratische Wähler in Teilen der Bundesstaaten Alaska und Florida. Die Empfänger wurden bedroht und aufgefordert, für Trump zu stimmen. Ratcliffe nannte keine Einzelheiten zu den E-Mails, sondern verwies auf die Medienberichte.
Der Iran wies den Vorwurf einer Einmischung zurück. Der Iran habe weder ein Interesse an der US-Wahl noch an dem Ergebnis, twitterte der Sprecher der iranischen UN-Mission in New York, Aliresa Mirjussefi, am Donnerstag. Auch Präsident Hassan Ruhani erklärte, dem Iran sei es egal, wer in den USA die Wahl gewinnen wird.
Unterstellungen seien „weiteres kindisches Szenario”
Im gleichen Zusammenhang wurde am Donnerstag auch der Schweizer Botschafter in Teheran ins Außenministerium einbestellt. Die amerikanischen Unterstellungen seien ein „weiteres kindisches Szenario”, das die Paranoia der US-Regierung vor den Wahlen reflektiere, sagte Außenamtssprecher Said Chatibsadeh nach dem Treffen im Staatsfernsehen. Die Schweiz vertritt die diplomatischen Interessen der USA im Iran, da Teheran und Washington seit mehr als 40 Jahren keine diplomatischen Beziehungen mehr haben.
Der Iran leidet unter harten Sanktionen, die die Regierung von US-Präsident Trump nach dem einseitigen Ausstieg aus dem Atomabkommen verhängt hat. Die US-Geheimdienste sind überzeugt, dass Teheran auf eine Abwahl Trumps hofft. Inwiefern die E-Mails, die zur Wahl Trumps aufforderten, diesem Zweck gedient hätten, blieb unklar.
Ratcliffe: „Verzweifelte Versuche von verzweifelten Feinden”
Zusätzlich habe der Iran ein Video veröffentlicht, in dem fälschlicherweise behauptet werde, dass es leicht sei, im In- und Ausland gefälschte Stimmen abzugeben, sagte Ratcliffe.
„Diese Handlungen sind verzweifelte Versuche von verzweifelten Feinden”, sagte Ratcliffe. Die Geheimdienste hätten bislang noch keine solchen Handlungen durch Russland festgestellt. So wie schon 2016 habe Moskau aber Daten zu Wählern erbeutet. (dpa)