Zinsen
  • Die EZB hat eine Zinswende eingeleitet. Das hat Auswirkungen auf Sparguthaben – und viele andere Bereiche.
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EZB erhöht Zinsen – wie sich das auf unser Leben auswirkt

Zu wenig, zu spät: Die Zins-Anhebung der Europäischen Zentralbank (EZB) steht bei vielen Experten in der Kritik. Die Inflation liegt bei mehr als acht Prozent (Mai), der Leitzins soll nun im Juli von Null auf 0,25 Prozent steigen. Welche Auswirkungen hat das auf die verschiedenen Lebensbereiche?

Wirtschaft: Wirtschafts-Experte Clemens Fuest vom Ifo-Institut gibt einen pessimistischen Ausblick: „Die Geldpolitik ist zu spät dran, daran besteht kein Zweifel“, erklärte er. Um die Inflation zu bekämpfen müsse die EZB weitere Zinsschritte gehen, die bereits angekündigt sind. Das belaste aber die Wirtschaft zusätzlich. Er rechnet deshalb für den Euroraum mit einem Abrutschen in eine Rezession.

Konsumkredite werden erst jetzt teurer

Private Kredite: Langfristige Kredite werden sich verteuern. Davon sind vor allem „Häuslebauer“ mit ihren Hypotheken betroffen. Allerdings: Der Markt hat den jetzigen Zinsschritt bereits teilweise vorweggenommen. Seit Jahresbeginn haben sich die Darlehen mit zehnjähriger Laufzeit massiv verteuert. Betrug der Jahreszins im Januar noch etwa ein Prozent, liegt er nun bereits bei drei Prozent. Kurzfristige Kredite, die oft für den Konsum verwendet werden, dürften nun beginnen teurer zu werden. Sie orientieren sich besonders stark an den Leitzinsen.

Sparen: Des Schuldners Leid, des Sparers Freud‘- könnte man denken. Tatsächlich verbessern sich teilweise bereits die Konditionen der Banken für Tages- und Festgeld. Das Niveau ist aber (noch) so niedrig, dass man den Unterschied zunächst kaum spüren wird. Die EZB hat angedeutet, die Strafzinsen für Guthaben abschaffen zu wollen. In der Folge könnten auch die Geschäftsbanken nachziehen und die „Verwahrentgelte“ für größere Summen abschaffen. Das wäre zwar eine gute Nachricht, das Problem der hohen Inflation bleibt aber erstmal. Profis raten, momentan von langen Zinsbindungen Abstand zu nehmen. Die Zinsen werden in nächster Zeit weiter steigen.

Arbeitgeber könnten billiger davonkommen

Preise: Die Preise beispielsweise für Nahrungsmittel oder Energie werden durch verschiedenste Faktoren bestimmt. Die EZB hofft, mit den eingeleiteten Schritten (ein weiterer Zinsansteig soll im Herbst folgen) die Inflation 2023 auf 3,5 Prozent zu drücken, 2024 dann auf 2,1 Prozent. Ob das klappt: offen.

Löhne: Die EZB-Entscheidung dürfte auch Einfluss auf kommende und laufende Tarifrunden haben. Die Gewerkschaften begründen ihre Forderungen durchaus schlüssig damit, dass die Arbeitnehmer einen Inflationsausgleich benötigen. Sinkt – wie von den Zentralbankern beabsichtigt – die Inflation in den kommenden Jahren wieder, würde das Arbeitgebern Argumente an die Hand geben. Sie kämen günstiger davon. Das dürfte für tarifliche wie individuelle Lohnforderungen gelten. Die IG Metall, die Leitgewerkschaft des Landes, forderte am Freitag eine Lohnerhöhung von sieben Prozent für die kommenden zwei Jahre – „oder darüber“, erklärte ihr Chef Jörg Hofmann.

Für Länder mit schlechter Bonität wird es schwierig

Staatsfinanzen: Experten befürchten eine Rückkehr der Eurokrise. Grund: Die EZB hat angekündigt, den Aufkauf von Staatsanleihen zu stoppen. Das heißt: Staaten zahlen für ihre Schulden wieder mehr Zinsen. Und hoch verschuldete Staaten, deren Bonität eher schlecht bewertet wird, werden im Verhältnis besonders viel zahlen.

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Diese Entwicklung ist – ähnlich wie bei den Kreditzinsen – teilweise schon vorausgenommen worden: Konnte Deutschland im vorigen Jahr noch Gebühren verlangen, so muss Finanzminister Christian Lindner (FDP) heute schon 1,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn er sich für zehn Jahre Geld am Kapitalmarkt leihen will. Sein italienischer Amtskollege 3,5 Prozent. Die Folge: Regierung werden es künftig schwerer haben, politische oder soziale Probleme einfach mit „billigem Geld“ zu lösen.

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