Selenskyj
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.
  • Foto: picture alliance/dpa/ZUMA Press Wire Service

Wolodymir Selenskyj: So tickt der Ukraine-Präsident

Vom Fernsehstar zum Feldherrn, vom Satiriker zum Staatsmann – und zum Angriffsziel Nummer eins der russischen Armee: Leben, Bedeutung und Rolle von Wolodymir Selenskyj haben sich mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine radikal verändert. Der 44-Jährige befindet sich ungewollt im Krieg gegen eine entfesselte Weltmacht – und der Rest der Welt schaut ihm dabei zu.

Selenskyj verkörpere „in vielerlei Hinsicht die demokratischen Bestrebungen und Ambitionen der Ukraine und des ukrainischen Volkes“, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums Ned Price zu CNN. Das mache ihn zum „Hauptziel für russische Aggressionen“.

Dem ukrainischen Präsidenten ist klar, dass sein und das Leben seiner Angehörigen in Gefahr ist: „Nach unseren Informationen hat mich der Feind zum Ziel Nummer eins erklärt, meine Familie zum Ziel Nummer zwei“, sagte er in einer TV-Ansprache, die an einem geheimen Ort in Kiew aufgezeichnet wurde. Trotz des Risikos: Der Präsident wird sein Land nicht verlassen. „Ich bleibe in der Hauptstadt, bleibe bei meinem Volk“, sagt er. Furchtlos ist er, der Präsident, der mit Ehefrau Olena die Kinder Alexandra (17) und Kyril (9) hat.

Von Selenskyjs Fähigkeiten waren viele Ukrainer nicht überzeugt

Selenskyj wurde 1978 in einer jüdischen Familie im ostukrainischen Krywyj Rih geboren, Mutter Ingenieurin, Vater Professor für Kybernetik. Schon als Jura-Student tritt er als Komiker auf, ist später auch Produzent. Seine Glanzrolle wird ein Lehrer, der aus Wut über „die da oben“ Präsident wird.

Der Oligarch Ihor Kolomojskyi drängt ihn, wirklich zu kandidieren. Und so macht der im Showbusiness extrem erfolgreiche Selenskyj aus Spaß Ernst – und wird 2019 tatsächlich zum Präsidenten gewählt. „Ich habe keinerlei politische Erfahrung – und das ist ein großes Plus“, sagte er damals. Aber kann er Politik? Von seinen staatsmännischen Fähigkeiten waren viele Ukrainer nicht überzeugt.


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Jetzt beeindruckt Selenskyi mit Rückgrat. Die Slawistin Gesine Dornblüth urteilte am Donnerstag auf Deutschlandfunk Kultur: „Er wirkt besonnen und gefasst. Und er tritt in Militärkleidung auf, das soll signalisieren: ,Ich bin einer von euch!’“ Die Journalistin: „Genau das ist in dieser Zeit wichtig.“

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„Er ist ein sehr mutiger Mann“, urteilte der deutsche Regierungssprecher Steffen Hebestreit und sprach von einer „wahnsinnig gefährlichen Situation, auch für den ukrainischen Präsidenten“. Der hat die Rolle seines Lebens gefunden – und sagt selbst, dass er nicht weiß, wie lange dieses Leben überhaupt noch dauert.

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