Politiker empört: AstraZeneca soll fast 30 Millionen Impfdosen versteckt haben
Rom –
Brisanter Bericht aus Italien: AstraZeneca lagert in Italien 29 Millionen Dosen Corona-Impfstoff – offenbar für den Export nach Großbritannien. Ein entsprechender Bericht der italienischen Zeitung „La Stampa“ wurde der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch in Brüssel bestätigt.
Die Entdeckung ist mehr als heikel, weil AstraZeneca bei den Lieferungen an die Europäische Union sehr stark im Rückstand ist. Statt bis zu 220 Millionen Dosen will das Unternehmen den EU-Staaten bis zur Jahresmitte nur 100 Millionen liefern.
Gefundene Menge ist knapp das Doppelte, was überhaupt in EU geliefert wurde
„La Stampa“ berichtete, das Lager mit den 29 Millionen Impfdosen sei in der italienischen Abfüllfirma Catalent in der Kleinstadt Anagni entdeckt worden. Der Impfstoff wurde nach dpa-Informationen in der niederländischen Fabrik Halix in Leiden hergestellt und dann in Italien abgefüllt.
Diese Menge an Impfdosen ist knapp die doppelte Menge dessen, was AstraZeneca bisher insgesamt an die Länder der EU geliefert hat. Die schwedisch-britische Firma hatte gegenüber den EU-Ländern immer wieder mitgeteilt, man müsse die Lieferungen kürzen.
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Wie die „FAZ“ berichtet, habe AstraZeneca angegeben, dass 16 Millionen der gefundenen Dosen für die EU und 13 Millionen für die internationale Impfinitiative Covax bestimmt seien. Die italienische Zeitung „La Stampa“ berichtete hingegen, der Impfstoff sollte nur nach Großbritannien exportiert werden. Die „FAZ“ beruft sich hier auf die Nachrichtenagentur AFP. Die EU wolle die Ausfuhr nun stoppen.
Hamburger SPD-Politiker zu AstraZeneca-Fund: „unfassbar“
Auch auf Twitter sorgte die Meldung für Wirbel. So twitterte der ZDF-Korrespondent in Brüssel: „Inspektoren im Auftrag der EU-Kommission finden in einem italienischen Abfüllwerk nahe Rom 29 Millionen Impfdosen, die AstraZeneca bisher geheim hielt und offenbar vor allem nach Großbritannien gehen sollten. Die EU-Kommission verlangt nun Rechenschaft.“ Er nannte den Fund ein „Eklat“.
Und auch der Hamburger SPD-Politiker Hansjörg Schmidt ist entsetzt und nennt den Fund in Italien auf Twitter „unfassbar“. (alp/dpa)