Falke auf dem Klapprad – Nord-„Tatort“ mit Mord im Elite-Internat
Wenn die norddeutschen Ermittler Thorsten Falke und Julia Grosz einen Fall lösen, ist in der Regel von solider Tatort-Arbeit auszugehen. Hier gibt es keinen Klamauk, Abgedrehtes oder künstlerische Experimente. Auch die neue Folge überzeugt als klassischer Krimi.
Der Hamburger Ermittler Thorsten Falke steht schon in der ersten Szene des neuen norddeutschen „Tatort“-Krimis „Tyrannenmord“ im Fadenkreuz. Doch der Bundespolizist, gespielt von Wotan Wilke Möhring, ist in dem ARD-Sonntagskrimi um 20.15 Uhr nicht etwa Ziel eines Angriffs – vielmehr soll er mit seiner Kollegin Julia Grosz, gespielt von Franziska Weisz, gewährleisten, dass sich ein südamerikanischer Diktator bei seinem geplanten Staatsbesuch sicher auf Niedersachsens Straßen bewegen kann.
Nord-„Tatort“ mit Ermittler Falke behandelt Mord in Elite-Internat
Bevor es jedoch so weit kommt, wird Falke ohne Grosz zu einem Elite-Internat aufs Land beordert. Denn dort ist der Schüler Juan verschwunden – und der ist nicht wie zunächst angenommen der Sohn des Botschafters, sondern der des erwarteten Despoten.
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Falke soll deshalb diskret ermitteln, ob der Junge „nur betrunken in einer Kneipe“ liegt oder entführt wurde. Rund ums Internat erwartet Falke schließlich eine ganz eigene, ihm weitgehend unbekannte Welt. Die tickt so ganz anders als sein Kiez auf der Reeperbahn. Doch ob autoritäre Eltern, ungewohnt antiautoritäre Lehrer, rebellische Kinder, eine auf Stillschweigen und gute Außenwirkung bedachte Schulleiterin oder ein Personenschützer, von José Barros gespielt, mit Blackout und eigenen Hintergedanken – Falke hat trotzdem einen Blick für Ungereimtheiten.
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Und davon gibt es rund um das Internat ziemlich viele. Entsprechend viele Spuren verfolgt Falke. Hat das Regime selbst die Finger im Spiel? Ist es ein Schachzug der politischen Gegner? Oder doch nur ein missglückter Jungenstreich? Sind Freunde in die Sache verwickelt? Mehr als einmal scheint die Lösung quasi auf der Hand zu liegen.
An seiner Seite ermittelt der von Arash Marandi dargestellte Dorfpolizist Felix Wacker, der Falke hier und da trotz erster Vorurteile und so einiger gut getroffener Fettnäpfchen auch mit Lichtblicken überrascht.
„Tyrannenmord“ ist ein „Tatort“ für Falke-Fans
„Tyrannenmord“ ist ein „Tatort“, bei dem Falke-Fans ordentlich auf ihre Kosten kommen. Rau- wie breitbeinig, schlecht gelaunt, genervt, rebellisch und skeptisch ermittelt der Krimi-Held bis zur Aufklärung seines zunächst undurchschaubaren Falls.
Der norddeutsche „Tatort“ schneidet zudem gesellschaftliche und politische Themen an: wirtschaftliche Abhängigkeiten von einem diktatorisch geführten Land ohne Meinungsfreiheit. Gefälligkeiten. Gute Bildung nur für Menschen mit viel Geld. Machtmissbrauch gegenüber Schutzbefohlenen. Die Kritik daran wird dabei platziert, ohne den Vorschlaghammer zu schwingen. Warum der „Tatort“ allerdings den Titel „Tyrannenmord“ trägt, erschließt sich nicht so recht.
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Angenehm ist, dass Falke diesmal nicht persönlich in den Fall verstrickt ist. Das ist schlicht klassische Tatort-Arbeit an einem Fall, der nichts mit seinem Alltag oder sozialen Umfeld zu tun hat. Schön auch, wenn Falke sich aufs Klapprad schwingt, um einer Verdächtigen zu folgen. Das hat durchaus eine gewisse Komik. Und: Natürlich fehlt auch das große Glas Vollmilch nicht. (dpa/mp)