Frau „unten ohne“, Homosexualität: Arabischer Netflix-Film wird zum Skandal
Homosexualität, erotische Freizügigkeit und eine Frau ohne Schlüpfer: Alles Themen des ersten arabischsprachigen Netflix-Films „Fremde Freunde“. Binnen weniger Tage ist der libanesische Streifen dort Publikumsliebling – und wird zum moralischen Eklat: Es hagelt Kritik von Konservativen, aber auch die Hasskommentare auf Social Media gegen den Film reißen nicht ab.
Sieben Freunde treffen sich zu einem Abendessen und kommen auf die Idee, ihre Handys offen auf den Tisch zu legen und alles miteinander zu teilen, was in der Zeit auf ihren Bildschirmen passiert. Anrufe, Social-Media-Benachrichtigungen und Nachrichten. Bedingung: Alle sind komplett offen und ehrlich zueinander. Dabei kommen eine erotische Facebook-Affäre einer der Mütter in der Runde ans Tageslicht, die vor dem Abendessen noch schnell den Slip ausgezogen hat, und einer der Freunde outet sich als schwul. Dazu gibt es einige sexuell aufgeladene Szenen im Film, offenherzige Dialoge, der Alkohol fließt.
Libanesischer Film „Fremde Freunde“ wird zum Skandal
Während die Film-Adaption des italienischen Originals „Perfetti sconosciuti“ in den meisten Ländern, in Deutschland 2019 als „Das perfekte Geheimnis“ mit Elyas M’Barek und Jella Hase, kein großes Aufsehen erregten, ist das im arabischen Raum anders. Vor allem in Ägypten ist der liberale Film ein Skandal. Unter anderem weil Mona Zaki, eine der beliebtesten ägyptischen Schauspielerinnen, die Mutter, die sich den Slip auszieht, spielt. Für Zaki hagelt es seit Erscheinen des Films am 20. Januar zahlreiche Hasskommentare. Vorwurf vieler Nutzer:innen: Zaki verstoße „gegen die Werte und die Ethik der Gesellschaft.“
Auch von offizieller Seite kommt Gegenwind: Laut BBC, forderte der ägyptische Parlamentarier und TV-Journalist Mustapha Bakri die zuständigen Kulturbehörden im Land auf, eine Zusammenarbeit mit Netflix bis auf Weiteres einzustellen. Der ägyptische Parlamentsabgeordnete Ahmed Hamdy sagte in einer Talkshow: „Wir fordern ein Gesetz, das die Normalisierung dieser Perversion, die manche mit dem Wort ‚Homosexualität‘ verharmlosen, unter Strafe stellt.“
Netflix-Film „Fremde Freunde“: Rückendeckung von populärem Filmkritiker
Aber: Es gibt auch viel Zuspruch für die erste arabischsprachige Netflix-Produktion, die derzeit die Nummer Eins unter allen gestreamten Filmen in der gesamten arabischen Region ist.
Im Bezug auf die Hasswelle, die Mona Zaki erfasst, heißt es vom Berufsverband ägyptischer Schauspieler, das Syndicate Of Artists: der Verband würde „die Schauspielerin unterstützen würde, falls irgendjemand versucht, Maßnahmen jeglicher Art gegen sie zu ergreifen.“
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Auch der in Ägypten populäre Filmkritiker Tariq al-Shennawi sagte im ägyptischen Fernsehen, dass „die Szene all diese Kontroversen um sie herum nicht verdient. Wir haben nichts darin gesehen, was empört oder die Instinkte anregt, kein Teil ihres Körpers erscheint unbekleidet im Film.“ (alp)