„In 80 Frauen um die Welt“: Neuer ARD-Moderator wegen Sexismus in der Kritik
Eigentlich war der Moderatorenjob im ARD-Kultur-Format „ttt – titel, thesen, temperamente“ für den Journalisten und Autor Thilo Mischke eine gute Nachricht. Im Internet erntete der Sender dafür allerdings einen regelrechten Shitstorm. Es geht um Mischkes Buch und sexistische Aussagen.
Der Titel ist provokant – und heute würde er das Buch nicht mehr so nennen, sagte Thilo Mischke in einer Folge seines Podcasts. Das Buch selbst jedoch bereue er nicht, es habe ihm Freude bereitet. In „In 80 Frauen um die Welt“ erhält der Ich-Erzähler mit dem Namen Thilo von seinen Freunden den Auftrag, 80 Frauen auf einer Weltreise zu verführen. Schafft er es, bezahlen die Freunde ihm die Reise. Trotz des Spaßes, den er bei der Entstehung des Buches hatte, liest Mischke heute nicht mehr daraus vor, weil er sich „ein bisschen dafür schäme“ wegen des Schreibstils und der „Ansichten“, sagt er.
„So ein bisschen abgewöhnt, dass wir nicht mehr vergewaltigen“
Neben „In 80 Frauen um die Welt“ (2010) veröffentlichte der Autor unter anderem noch „Die Frau fürs Leben braucht keinen großen Busen“ (2013). In seiner Podcastfolge „Feminismus – Ein First World Problem?“ (2019) eröffnete Mischke seinen Zuhörern außerdem seine These, die „männliche Sexualität“ basiere auf „Vergewaltigung“. Das sei etwas „Urmännliches“. Und die Gesellschaft und die Moral der vergangenen Jahrtausende hätten es den Männern „so ein bisschen abgewöhnt, dass wir nicht mehr vergewaltigen“.
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Ab Mitte Februar soll der skandalumwobene Journalist also in die „ttt“-Fußstapfen von Max Moor treten. Die ARD sieht sich derweil gezwungen, diese Entscheidung vor den kritischen Zuschauern zu verteidigen: Mischke habe sich „sehr ernsthaft und selbstkritisch mit den Vorwürfen, ein sexistisches Frauenbild und teilweise rassistische Sprache benutzt zu haben, auseinandergesetzt“, heißt es laut dem Branchendienst DWDL. Und weiter: „Wir freuen uns auf ihn und seine Sicht der Kultur“.
Weil die Kritik auf Social Media nicht abriss, sah die ARD sich zu einem weiteren Statement gezwungen: „Wir nehmen eure Kritik ernst. Deswegen gibt es bereits seit Tagen intensive Gespräche, um die Vorwürfe zu prüfen“, heißt es auf Instagram. Dafür brauche man Zeit. Thilo Mischke selbst hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert. (prei)