Kinostar über Fertigpizza und den schönen Schein
In der Komödie „Alter weißer Mann“ geht es um Hoffnungen, Ängste und Befindlichkeiten – und darum, die beste Seite zu zeigen. Wie hält es Schauspielerin Nadja Uhl privat mit dem schönen Schein?
Die Schauspielerin Nadja Uhl legt in ihrem Privatleben keinen Wert auf eine perfekte Fassade. „Wir waren nie eine ideale Familie und das haben wir immer gewusst, aber wir haben uns alle unendlich lieb. Das hat mich, meine fast erwachsenen Kinder und meinen Mann zusammengeschweißt“, sagte die in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsene Schauspielerin anlässlich des Starts ihres neuen Kinofilms „Alter weißer Mann“ in München.
Uhl spielt die Ehefrau von Heinz Hellmich (Jan Josef Liefers), der sein Leben auf den Kopf stellt, weil er nicht als alter, weißer Mann gelten will. Die Gesellschaftssatire von Simon Verhoeven, die in München und Berlin gedreht wurde, kommt am Donnerstag ins Kino.
Nadja Uhl: Plädoyer für Empathie, Selbstironie und Kommunikation von Grenzen
„Viele Frauen können, glaube ich, keine Grenzen setzen oder können ihre Bedürfnisse nicht definieren“, hat die 52-Jährige beobachtet. „Diese aufopfernde Rolle, die funktioniert nicht. Dann guckt man nur, warum sind die anderen Frauen so glücklich und das ist wirklich ein Kreislauf aus Frust.“ Sie sei als Frau und Mutter gerne das Herzstück ihrer Familie und hole zum Beispiel alle zum Essen zusammen. „Dazu reicht eben auch zur Not eine Fertigpizza. Da muss man nicht stundenlang in der Küche stehen und 20 Gästen ein Fünf-Gänge-Menü servieren.“
Auch die Fähigkeit zur Auseinandersetzung hält Uhl für wichtig, mit der Bereitschaft, auch mal über sich selbst zu lachen. „Es gibt ja keinen Dialog mehr, keine Streitkultur. Es geht nur noch ums Rechthaben“, bedauert sie. „Jeder hält seine eigene Meinung für den Nabel der Welt und jedes Portal wird genutzt, diese Meinung zu etablieren.“
Das könnte Sie auch interessieren: Philipp Poisel live: Ganz großes Kino – äh, Theater!
Sie selbst habe nie das Bedürfnis verspürt, anderen vorzuschreiben, was sie denken sollten. Ihr Rat: „Sich mal wieder zu relativieren, Interesse aneinander zu entwickeln und andere Standpunkte auszuhalten. Das fand ich künstlerisch und menschlich immer reizvoll.“ (dpa/mp)