Mutter zu Karl Lagerfeld: „Du siehst aus wie ich, nur weniger gut“
Karl Lagerfeld hat mehr als ein halbes Jahrhundert lang die Mode mitbestimmt. Er kombinierte Haute-Couture-Kleider mit Sneakern, entdeckte künftige Topmodels, machte Claudia Schiffer und später seine männliche Muse Baptiste Giabiconi zu Stars und schuf seine eigene Legende. Nun gibt ein Dokumentarfilm private Einblicke in die Kindheit des großen Modeschöpfers.
Karl Lagerfeld (1933-2019) war Modezar, Fotograf, Filmemacher, Verleger – und vor allem ein Rätsel. Im Spiel mit Wahrheit und Lüge hat er sein Leben damit verbracht, sich neu zu erfinden. „Es erschien mir wesentlich und natürlich, nicht wie die anderen zu sein“, und „Ich verkaufe nur eine Fassade“: Mit diesen Zitaten Lagerfelds beginnt der Dokumentarfilm „Karl Lagerfeld: Révélation“ (Karl Lagerfeld: Enthüllung), der vor wenigen Wochen in Frankreich ausgestrahlt wurde.
Archivmaterial und Aussagen ehemaliger Mitarbeiter, Journalisten, Models und Freunde geben Einblicke hinter diese Fassade, zeigen sein besonderes Verhältnis zu seiner Mutter und wie er als Kind von seinen Mitschülern gehänselt wurde.
Doku: Karl Lagerfeld hat seine Sprüche von seiner Mutter
So spielte er auf dem Schulhof nicht mit gleichaltrigen Klassenkameraden, sondern zeichnete lieber für die Mädchen Porträts und Kleider. Als Jugendlicher wurde er von älteren Schülern auf dem Nachhauseweg begleitet, um nicht verprügelt zu werden. Und auch in Paris, wohin er 1952 kam, isolierte er sich. In der Stadt der Mode verbrachte er den größten Teil seiner Freizeit damit, durch die Straßen zu laufen und ins Kino zu gehen, um an seiner französischen Aussprache zu arbeiten.
Archivbilder zeigen eine große Ähnlichkeit zwischen ihm und seiner 1978 verstorbenen Mutter Elisabeth, einer Schlüsselfigur in seinem Leben. Von ihr hatte er seine Sprüche: „Du siehst aus wie ich, nur weniger gut“, hatte sie zu ihm gesagt. Auch das schnelle Sprechen hatte er sich demnach ihretwegen zugelegt. „Wenn du mit mir reden willst, dann streng dich an, oder sei ruhig. Dein Unfug verdient nicht mehr Zeit, also sprich schneller“, zitiert er sie weiter.
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Zeit seines Lebens nährte er Zweifel an seinem Alter und seiner Herkunft. Heute weiß man, dass er am 10. September 1933 geboren wurde, im Jahr der Machtergreifung der Nazis, und nicht 1938, ein Datum, das lange kursierte. Als Beweis dafür lagen dem Dokumentarfilm sowohl die korrekt datierte Geburtsanzeige vor als auch die Geburtsurkunde, in der die zweite 3 von 1933 geschickt zu einer 8 geändert wurde. Wer das Datum umgeändert hat, bleibt im Film offen – und auch sein Sexleben bleibt ein Geheimnis. (vd)