Rassismus, Antisemitismus, Hetze: So wurde Kanye West zur Persona non grata
Bisher galt für US-Rapper Kanye West (45), der sich schon länger nur noch „Ye“ nennt: Genie und Wahnsinn liegen nah beieinander. Doch mittlerweile entschuldigen weder sein musikalisches Können noch seine bipolare Störung die immer länger werdende Liste seiner Entgleisungen: Rassismus, rechtsextreme Narrative, Antisemitismus. Die Reaktionen sind eindeutig – mit dem Ex von Kim Kardashian (42) will niemand mehr etwas zu tun haben.
Ein fast peinliche Überheblichkeit, die Kuschelei mit Donald Trump oder veröffentlichte Screenshots von privaten Chats mit den Kardashians: Dass West seit Jahren polarisiert und provoziert, ist nichts Neues. Doch die Dimension ist mittlerweile eine völlig andere, wie seine Äußerungen und Aktionen der vergangenen Wochen zeigen.
So fabulierte der einst gefeierte Rap-Star in den sozialen Netzwerken von einer „jüdischen Untergrund-Media-Mafia“, die die Medien steuert und sah seinen Kollegen Diddy bereits unter Kontrolle von „jüdischen Leuten“ – wie von ihm veröffentlichte Screenshots zeigten. Damit bedient West ein uraltes antisemitisches Stereotyp: jüdische Strippenzieher, die die Welt im Geheimen lenken. Auf Twitter schrieb er sogar, als er noch durfte: Er wolle „jüdischen Menschen den Tod bringen“. Von sich und seinen kruden Aussagen überzeugt, sagte der 45-Jährige im US-Podcast „Drink Champs“: „Ich kann antisemitische Dinge sagen und Adidas kann mich nicht fallenlassen. Na und?“ Und können sie eben doch.
Antisemitismus: Adidas beendet Zusammenarbeit mit Kanye West
Nachdem der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, Adidas eindringlich dazu aufgefordert hatte, die Zusammenarbeit zu beenden, teile der deutsche Mega-Konzern am Dienstag mit: Wests Produktlinie „Yeezy“ werde mit sofortiger Wirkung eingestellt. Wirtschaftlich ein harter Schritt: Adidas werde das bis zu 250 Millionen Euro Gewinn kosten. Trotzdem: „Die jüngsten Äußerungen und Handlungen von Ye sind inakzeptabel, hasserfüllt und gefährlich“, so das Unternehmen weiter.
Adidas reiht sich damit in die lange Liste derjenigen ein, für die der Rapper untragbar geworden ist: die Talent-Agentur CAA beendete die Zusammenarbeit, ebenso wie die Modelabel Balenciaga, The Gap und JP Morgan. Erst kürzlich hatten auch Twitter und Instagram West wegen wiederholter antisemitischer Hassreden gesperrt. Und auch sonst wird es zunehmend einsamer um West: „Hassrede ist niemals in Ordnung oder entschuldbar. Ich stehe mit der jüdischen Gemeinde zusammen und rufe dazu auf, die schreckliche Gewalt und die hasserfüllte Rhetorik ihnen gegenüber sofort zu beenden“, twitterte Ex-Frau Kim Kardashian. Ebenso sprachen sich die US-Schauspielerinnen Reese Witherspoon und Amy Schumer gegen West aus.
Kanye West trägt „White Lives matter“-Shirts zur Pariser Modewoche
Ob all das für den Rapper ein Weckruf ist, bleibt mehr als fraglich, denn es scheint, als sei es ihm zuletzt längst nicht mehr um bloße Provokation gegangen, sondern vielmehr um eigene, bereits tief verwurzelte Überzeugungen aus Verschwörungstheorien und Hass.
Anfang des Monats trug er auf der Pariser Modewoche Shirts mit der implizit rassistischen Botschaft „White Lives matter“ und behauptete später auf Instagram, die Black-Lives-Matter-Bewegung sei ein Betrug gewesen und George Floyd durch Drogen gestorben. Wenige Wochen vorher wollte er die rechtsextreme Plattform „Parler“ kaufen und sagte dazu: „In einer Welt, in der konservative Meinungen als kontrovers angesehen werden, müssen wir sicherstellen, dass wir das Recht haben, uns frei zu äußern.“
Das könnte Sie auch interessieren: Von Gericht abgesegnet: Kanye West heißt jetzt anders
Lange galt das Narrativ, dass der Rapper einer der begnadetsten Musiker aller Zeiten sei und über seine kruden Äußerungen schon irgendwie hinwegzusehen sei. Vor allem West-Fans beriefen sich darauf. Ob das jedoch noch weiter gilt?