Schauspielerin Natalia Avelon: So half ihr eine Therapie nach sexueller Gewalt
Mit 12 Jahren wurde Schauspielerin Natalia Avelon (41) Opfer eines sexuellen Übergriffs, der sie bis ins Erwachsenenalter prägte – bis sie sich Hilfe bei einem Therapeuten suchte. Ein Schritt, den immer noch viele Menschen scheuen: Der Gang zum Psycho-Doc ist nach wie vor als Eingeständnis von persönlicher Schwäche stigmatisiert, zudem ist es häufig schwierig, überhaupt einen Platz zu bekommen. Warum es sich aber lohnt, sich auf die Therapie-Couch zu wagen, erzählt Avelon im MOPO-Interview.
MOPO: Sie sind Botschafterin der Plattform „Instahelp“, auf der Menschen niedrigschwellig Zugang zu einer Online-Psychotherapie bekommen. Warum setzen Sie sich dafür ein?
Natalia Avelon: Weil sich viele Menschen immer noch nicht trauen, eine Therapie anzufangen. Früher hieß es immer, therapieren lassen sich nur „Wahnsinnige“. Heute denken viele, dass man schwach ist, wenn man sich professionelle Hilfe sucht.„Instaelp“ passt gut in die aktuelle Zeit in der Menschen – bedingt durch die pandemische Lage und deren Auswirkungen – verstärkt mit Depressionen und Einsamkeit zu kämpfen haben. Das „Instahelp“ Team steht allen schnell und online mit kompetenter Hilfe zur Seite.
Haben Sie selbst schon eine Therapie gemacht?
Ich war insgesamt zehn Jahre in Therapie, habe dort meine Themen durchgearbeitet, in meine Kindheit geschaut. Ob Ängste oder Zweifel, ich wollte mich davon nicht einschränken lassen. Auch gerade als Schauspielerin ist es wichtig und spannend, sich mit der menschlichen Psyche auseinanderzusetzen.
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Gab es bei Ihnen einen Auslöser, warum sie in Therapie gegangen sind?
Als ich zwölf war, wurde ich auf dem Heimweg von einem Mann überfallen. Er packte mich und griff mir in den Intimbereich. Als ich laut brüllte, ließ er von mir ab, floh und wurde nie gefasst. Aber 1992 war Therapie und mentale Gesundheit nicht wirklich ein Thema. Der Vorfall belastete mich viele Jahre, ich habe mich abends nicht mehr raus getraut und hatte Angst vor älteren Männern. Dass ich deswegen Alpträume hatte, habe ich verdrängt. Erst viel später wurde mir bewusst, dass ich mein Trauma ausschließlich mit professioneller Hilfe in den Griff bekomme.
Wieso ist eine Therapie so hilfreich?
Man lernt sich durch eine Therapie selbst besser kennen und löst alte, belastende Themen auf. Wenn man mit sich selbst im Reinen ist, wirkt es sich positiv auf die zwischenmenschliche Beziehungen und den Beruf aus. Wenn ich mental gesund bin, bin ich frei. Ich finde es stark und mutig, sich seinen eigenen Dämonen zu stellen, anstatt einfach zu sagen: So bin ich halt, daran ändere ich nichts.