Wolfgang Joop
  • Designer Wolfgang Joop hat mal wieder Fragwürdiges abgesondert.
  • Foto: picture alliance/dpa | Henning Kaiser

Frauenfeindlich? Shitstorm gegen Wolfgang Joop – wie er reagiert

Wolfgang Joop ist einer der größten Designer Deutschlands, schuf sich mit „Wunderkind“ ein Imperium – und handelt sich kurz vor seinem 77. Geburtstag einen Skandal inklusive Shitstorm ein. In einem Interview schwärmt der Maestro der feinen Stoffe von den alten Zeiten – und driftet in Richtung Frauenfeindlichkeit ab.

Ob Familien-Zwist mit Tochter Jette oder fiese Lästereien über Ex-„Germany’s Next Topmodel“-Kollegin Heidi Klum („Würde sie nie auf den Laufsteg schicken“) oder den verstorbenen Udo Jürgens, den er nach dessen Tod in einem „Bunte“-Interview als „entsetzlich“ bezeichnete: Neben Mode entwerfen kann Joop richtig gut Giftpfeile abfeuern. Doch dabei blieb es dieses Mal nicht.

So redete sich die Design-Ikone in dem „Spiegel“-Interview in Fahrt. Co-Grünen-Chef Robert Habeck wünscht er „eine Krawatte“ und meint: „Wenn einer sich schlampig anzieht, denkt er auch schlampig, so sehe ich das.“ Er ließ sich an der Stelle aber noch einen Ausweg: „Es könnte allerdings auch von Souveränität zeugen, den Erwartungen nicht zu entsprechen.“ Angela Merkel gestand er ihre Blazer zu, die „Stabilität signalisieren“, auch wenn sie „einfach nicht sitzen“.

Joop schwärmt von „sündigen Zeiten“

Dann begann der Designer von Zeiten zu schwärmen, in denen Mode ein „böser Spaß“ war und man die Presse mit Nerzmänteln bestechen konnte. „Das war normal, diese Korruption.“ Beim Tod von Karl Lagerfeld habe er geweint, „weil diese Welt so wunderbar frivol und frigide war. Alles war käuflich. Die Agenturen gaben die Schlüssel zu den Zimmern der Models, die nicht so viel Geld brachten, an reiche Männer. Und wenn sich ein Mädchen beschwerte, hieß es: ,Wir können auch auf dich verzichten.‘“

Joop stimmte auf Nachfrage zu, das sei fürchterlich. „Aber wirklich schön ist die Modewelt nur, wenn es auch die Sünde gibt.“ Eine Twitter-Userin kommentierte: „Ich bin gerade sprachlos. Diese Frauen wurden sexuell missbraucht und ausgebeutet und dieser Mensch spricht von ,Sünde‘, als ob das sexy wäre?“

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Ein weiterer Kommentar: „Wolfgang Joop heult buchstäblich der ,guten alten Zeit‘ hinterher, als man Models noch wie fleischliche Ware verschachert und missbraucht hat. Was für ein widerlicher Arsch.“ Und die Grünen-Europaabgeordnete Katrin Langensiepen bezeichnete die Äußerungen des Modeschöpfers als „Verherrlichung von Gewalt und Demütigung von Frauen“.

Nach der scharfen Kritik-Welle ruderte der Modeschöpfer am Montag zurück – und entschuldigte sich. „Meine Aussage bezüglich der Sünde in der Modewelt war im Kontext deplatziert“, schrieb der 76-Jährige in einem am Sonntagabend veröffentlichten Beitrag bei Facebook und Instagram.

Für seine Wortwahl im Interview wolle er sich bei all jenen entschuldigen, die dies verärgert oder verletzt habe. Ihm sei wichtig zu betonen, dass er „jegliche Form von Machtmissbrauch und Gewalt damals wie auch heute zutiefst ablehne“. (alp/dpa)

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