Schockierende UN-Studie: „Millionen Frauen dürfen nicht über ihren Körper entscheiden“
New York –
Es ist ein schockierender Bericht: In vielen Ländern darf die Mehrheit der Frauen nicht über ihren eigenen Körper entscheiden. Ob sie Verhütungsmittel nutzen, mit wem sie Sex haben – darüber bestimmen andere. „Es geht um hunderte Millionen Frauen“, schreiben die Vereinten Nationen. Und die Corona-Pandemie macht alles noch schlimmer.
Dem am Mittwoch veröffentlichten Weltbevölkerungsbericht des UN-Bevölkerungsfonds UNFPA zufolge darf mehr als die Hälfte aller Frauen in 57 untersuchten ärmeren Ländern nicht selbstständig entscheiden, mit wem sie Sex haben oder ob sie Verhütungsmittel benutzen wollten. Das sei empörend, sagte UNFPA-Chefin Natalia Kanem. „Im Kern sind damit hunderte Millionen von Frauen und Mädchen nicht die Besitzerinnen ihrer eigenen Körper. Ihre Leben werden von anderen Menschen beherrscht.“
Erschreckende Bilanz: Millionen Frauen Opfer von Genitalverstümmelung
Neben Vergewaltigung werden viele Mädchen und Frauen dem Bericht zufolge auch Opfer von weiblicher Genitalverstümmelung (FGM) und demütigender Jungfräulichkeitstests. Viele würden bereits als Kinder zwangsverheiratet.
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Kanem forderte die internationale Gemeinschaft zu mehr Engagement für die Gleichberechtigung der Geschlechter auf: „Das Recht auf körperliche Autonomie bedeutet, dass wir die Macht und die Kraft haben, eigene Entscheidungen zu treffen, ohne Angst vor Gewalt haben zu müssen oder jemand anderem diese Entscheidung übertragen zu müssen.“ Geschlechterungleichheit sei das heimtückischste und allgegenwärtigste Hindernis für Körperautonomie, so Kanem. „Sie beginnt schon in der Wiege.“
Corona-Situation verschlimmert Situation von Frauen und Mädchen
Die prekäre Situation vieler Frauen werde durch die Corona-Pandemie nur noch verschlimmert. „Was vorher schlecht war, ist jetzt schlechter. Die sexuelle Gewalt gegen Frauen ist mit der Covid-19-Pandemie gestiegen, es gibt mehr ungewollte Schwangerschaften und neue Hindernisse beim Zugang zu Gesundheitseinrichtungen durch den Wegfall von Jobs und Bildungsangeboten“, warnt die UNFPA-Chefin.
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Am stärksten betroffen sind laut dem Bericht Frauen in der Subsahara, in Süd- und Zentralasien. In Ländern wie Mali, Niger oder Senegal können nur rund zehn Prozent von ihnen über ihren eigenen Körper entscheiden. Der Weltbevölkerungsbericht wird seit 1978 jährlich von der UNFPA veröffentlicht. (dpa/mp)