Steigende Zahlen: Warum die vielen Neuinfektionen (noch) kein Grund zur Sorge sind
Hamburg/Berlin –
Die Zahlen steigen wieder – erst kürzlich meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) so viele Neuinfektionen wie seit Ende April nicht mehr. Doch wie ist das einzuordnen? Sind wir wirklich schon mitten drin in der Zweiten Welle?
1507 neue Ansteckungen mit Corona innerhalb von 24 Stunden in Deutschland – das meldete das RKI am Donnerstag. Am Samstag war mit 2034 neuen Fällen erstmals seit Ende April sogar die 2000er-Marke überschritten worden. Damit befindet sich das Land nach Wochen der niedrigen Fallzahlen seit Juli wieder im Bereich der kontinuierlichen Infektionszunahme. Warum ist das so? Das ZDF hat die Zahlen genauer analysiert.
Deutschland: Kontinuierliche Zunahme bei Corona-Fallzahlen
Demnach wird in Deutschland mittlerweile viel mehr getestet: So hat sich die Anzahl der durchgeführten Corona-Abstriche in den zurückliegenden zwei Monaten nahezu verdoppelt. Allein in der vergangenen Woche wurden knapp 1 Millionen Menschen auf das Virus getestet. Davon waren 8655 positiv. Das ergibt laut ZDF eine Positivenrate von 0,88%.
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In der Woche davor gab es knapp 900.000 Tests und in etwa genauso viele identifizierte Infektionen – eine Positivenrate von 0,97%. Nicht einmal ein Prozent aller Getesteten waren beim Abstrich also tatsächlich erkrankt.
Zum Vergleich: Als die Pandemie im März und April besonders heftig wütete, lag der Wert zum Teil bei über 9 Prozent. Seitdem ist er kontinuierlich gesunken – obwohl die Neuinfektionen zuletzt zugenommen haben. Aber: Es gab halt eben auch deutlich mehr Tests. Auf eine zweite Welle deutet demzufolge aktuell also nichts hin.
Virologe kritisiert: Begriff „zweite Welle“ sei nicht „zielführend“
Das sagte auch der Hamburger Virologe Prof. Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernard-Nocht-Institut im “Morgenmagazin”. Der Begriff “Zweite Welle” sei “nicht zielführend”, “nicht definiert” und ob es sie tatsächlich gegeben habe, ließe sich “letztendlich nur in der Rückschau” feststellen.
Über eine zweite Welle zu sprechen, schaffe “Angst” in der Bevölkerung und impliziere, “dass wir ein großes Problem auf Präventions- oder Reaktionsseite haben, und das haben wir eben definitiv nicht.” Im Gegenteil: Das Prinzip der “stabilen Kontrolle” funktioniere, so der Virologe.
Reproduktionszahl gering: Ein Infizierter steckt weniger als einen weiteren Menschen an
Und noch ein Wert macht Mut: Die Reproduktionszahl, der Gradmesser für die Ausbreitung des Virus, liegt derzeit im 7-Tage-Vergleich bei 0,93. Bedeutet: Ein Infizierter steckt weniger als einen weiteren Menschen an. Im Moment scheint die Pandemie in Deutschland kontrollierbar zu sein. Allerdings: In vielen Bundesländern sind noch Ferien und damit bleibt das Risiko einer weiteren Verbreitung.
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Deshalb rät auch Schmidt-Chanasit: “Man muss nach wie vor wachsam bleiben, das ist ganz klar”.