„Stoppt den Hass auf Asiaten“: Attentat in Georgia entzündet Rassismus-Debatte im Netz
Atlanta –
Acht Menschen werden von einem weißen Amerikaner ermordet. Sieben Opfer sind weiblich, sechs haben asiatische Wurzeln. Alles nur Zufall oder ein rassistisches Attentat? Klar ist: Angriffe auf US-Bürger mit asiatischem Aussehen haben während der Pandemie extrem zugenommen – auch in Deutschland.
Der 21-jährige Schütze ist wegen Mordes in acht Fällen und schwerer Körperverletzung angeklagt. Während die Polizei noch keine klare Aussage zum Motiv machen kann, sehen viele Amerikaner in der Tat ein rassistisch-sexistisches Motiv. In den Sozialen Medien trendet der Hashtag „Stoppt den Hass gegen Asiaten“.
Mutmaßlicher Täter streitet rassistisches Motiv ab
Der mutmaßliche Täter soll am Dienstagnachmittag vier Menschen in einem asiatischen Massagesalon in Cherokee County und vier weitere Menschen in Atlanta in zwei Wellness-Spas ermordet haben. Die Festnahme folgte kurz darauf.
Der Verdächtige habe bei der ersten Vernehmung ein rassistisches Motiv bestritten, so die Polizei. Er gebe Sexsucht als Antrieb für seine Taten an.
Hashtag „Stoppt den Hass auf Asiaten“ trendet bei Twitter
Twitter-User finden unter dem Hashtag „Stoppt den Hass auf Asiaten“ eine klare Antwort auf die Aussage des mutmaßlichen Täters: „Schlechte Tage oder Sexsucht rechtfertigen keinen Mord – Rassismus hat hier zu tödlicher Gewalt geführt. Nichts anderes.“ Eine andere Nutzerin schreibt: „Wer auf ‘Sexsucht‘ reduziert statt Rassismus zu benennen, trampelt auf den Opfern herum“.
Mehrere US-Promis sehen und prangern ebenfalls „Hass gegen Asiaten“ als Motiv der Tat an. Zu ihnen gehören der US-Schauspieler Matt Bomer (43, „White Collar“, „The Boys in the Band“) oder auch die koreanisch-amerikanische Schauspielerin Ashley Park (29, „Emily in Paris“). In einem Video auf Instagram sagt sie: „Ich bin es ehrlich so leid, dass Menschen nicht wissen, was passiert, und dass Menschen nicht verstehen, wo diese Taten von Hass und Gewalt gegenüber asiatischen Menschen herkommen“.
Promis sehen Mitschuld von Trump
Ashley Park macht deutlich, dass sie Ex-Präsident Donald Trump mit in der Verantwortung für das Attentat sieht: „Dieser Rassismus beginnt auf einem sehr niedrigen Level. Er beginnt mit Dingen, die du sagst. Er beginnt, wenn jemand ein Virus, das die ganze Welt stilllegt, als ,Kung Flu Virus‘ bezeichnet.“ – Der englische Begriff für „Grippe“ lautet „Flu“.
Trump machte während seiner Amtszeit immer wieder China für das Coronavirus verantwortlich, dass er mit leidenschaftlichem Nachdruck oft nur „China-Virus“ nannte. Eine Bezeichnung, die auch Schauspielerin Shannon Lee, die Tochter der Kung-Fu-Legende Bruce Lee, scharf verurteilte.
Doch nicht nur Promis und Nutzer der Sozialen Medien sehen das Attentat als rassistisch motiviert. Der ehemalige Sicherheitschef von Fulton County, Cedric Alexander, ist ebenfalls davon überzeugt, dass die ethnische Herkunft bei der Mordserie eine Rolle gespielt habe. Auf CNN sagt er: „Menschen mit asiatischen Wurzeln werden in eine Schublade gesteckt und für die Pandemie verantwortlich gemacht. Obwohl das einfach falsch ist.“
Massiver Anstieg von Angriffen auf asiatisch aussehende US-Amerikaner
Tatsächlich ist die Zahl der verbalen und gewalttätigen Angriffe auf US-Bürger mit Wurzeln in Asien seit Beginn der Pandemie – und während der Amtszeit von Donald Trump – massiv angestiegen. Wie die „Tagesschau“ berichtet, wurden zwischen März vergangenen Jahres und dem Februar dieses Jahres über 3000 Fälle gemeldet – ein Anstieg um fast 2000 Prozent.
US-Präsident Joe Biden verurteilte bereits vergangene Woche in einer Ansprache die Angriffe auf US-Bürger mit asiatischem Aussehen. Sie seien „unamerikanisch“ und müssten sofort aufhören.
Der Hass gegen asiatisch aussehende Menschen ist aber nicht nur in den USA ein Thema, wie ein Twitter-Nutzer festhielt: „Wir reden in Deutschland viel zu wenig über Rassismus gegenüber Asiaten. Es ist schlimmer, als die meisten vermuten, vor allem weil er so normalisiert ist“. Ein weiterer kommentierte: „Wir, die wir nicht betroffen sind, sollten auch jetzt gar nicht zu sehr darüber diskutieren. Vielleicht einfach den Betroffenen zuhören, die Geschichten unter #StopAsianHate versuchen nachzuvollziehen.“