• Eine dunkelhäutige Frau sammelt Pfandflaschen und -dosen in New York. So wie ihr geht es vielen Schwarzen in den USA: Sie müssen täglich ums finanzielle Überleben kämpfen.
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Studien zeigen: Rassismus in den USA ist messbar

WASHINGTON –

Diskriminierung wegen der Hautfarbe ist in den USA häufig schwer zu messen: Es kann sich dabei um einen schiefen Blick, Beleidigungen oder abgesagte Jobinterviews handeln. Anders ist es bei dem, was US-Politiker „systematischen Rassismus“ nennen. Die strukturelle Benachteiligung Schwarzer ist in vielerlei Hinsicht messbar.

Polizeieinsätze

Seit 2015 haben US-Polizisten nach einer Auswertung der „Washington Post“ rund 5400 Menschen erschossen. Davon waren 45 Prozent weiß und 23 Prozent schwarz. Zum Vergleich: Der Anteil Weißer an der US-Gesamtbevölkerung liegt bei 60 Prozent, Schwarze machen 13 Prozent aus. Studien der Regierung zeigen zudem, dass die Wahrscheinlichkeit einer Gewaltanwendung durch Polizisten gegenüber Schwarzen insgesamt deutlich höher ist.

Strafen

Schwarze werden Studien zufolge häufiger von der Polizei kontrolliert als Weiße. Wenn es später zu einer Verurteilung kommt, erhalten Schwarze für das gleiche Verbrechen fast 20 Prozent längere Haftstrafen als Weiße, wie ein Regierungsbericht für den Zeitraum 2011 bis 2016 feststellte.

Armut hat viele Gesichter: Viele schwarze Kinder in den USA sind auf das tägliche, kostenlose Schul-Mittagessen angewiesen.

Armut hat viele Gesichter: Viele schwarze Kinder in den USA sind auf das tägliche, kostenlose Schul-Mittagessen angewiesen.

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Arbeitslosigkeit und Einkommen

Die Arbeitslosenquoten für Afroamerikaner sind in den USA deutlich höher als jene für Weiße. Zudem zeigen Studien, dass Schwarzen für vergleichbare Arbeit im Schnitt nur drei Viertel dessen bezahlt wird, was Weiße verdienen.

Vermögen

Das Vermögen einer weißen Durchschnittsfamilie ist Studien zufolge bis zu zehn Mal größer als das einer schwarzen. Das liegt auch daran, dass Weiße seit Generationen Eigentum anhäufen und weitervererben können.

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In absoluten Zahlen drückt es die US-Notenbank so aus: Weiße kontrollierten Ende 2019 ein Vermögen von gut 95 Billionen Dollar, Schwarze knapp 5 Billionen.

Gesundheitsversorgung

Die Gesundheitsversorgung für Afroamerikaner ist Experten zufolge im Schnitt schlechter als jene für Weiße. Das liegt an mehreren Faktoren wie unterschiedlichem Bildungsniveau, Wohlstand, fehlendem Vertrauen in weiße Ärzte – aber auch Diskriminierung: Eine Studie von 2016 zeigte, dass Schwarze, die über Schmerzen klagen, weniger Hilfe bekommen. Der Grund sei, dass viele weiße Laien, Medizinstudenten und junge Ärzte „fälschlicherweise an biologische Unterschiede zwischen Schwarzen und Weißen glaubten“. Diese Wahrnehmung führe dann zu unzureichender Behandlung.

Lebenserwartung

Sie lag 2017 bei Weißen bei 78,5 Jahren, bei Schwarzen bei 74,9 Jahren, wie Zahlen der Gesundheitsbehörde CDC zeigten. In den Staaten sterben pro 100 000 Geburten 13 weiße Mütter, aber mehr als dreimal so viele schwarze. In der weißen Bevölkerung leiden schätzungsweise 11,9 Prozent an Diabetes, bei Schwarzen sind 16,4 Prozent zuckerkrank. Ähnlich verhält es sich dem CDC zufolge auch bei Bluthochdruck und Fettleibigkeit.

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