Trump spricht von „Angriff“: Explosionen in Beirut: 100 Tote und 4000 Verletzte
Beirut –
Heftige Explosionen in Beirut! Zwei gewaltige Explosionen im Hafen der libanesischen Hauptstadt haben am Dienstag immense Zerstörungen angerichtet. Aktuellen Angaben zufolge wurden mindestens 100 Menschen getötet und knapp 4000 weitere verletzt. Auf den Straßen spielen sich kurz darauf dramatische Szenen ab.
Örtliche Medien zeigten Bilder von unter Trümmern feststeckenden Menschen, einige von ihnen waren blutverschmiert. Beirut, in dessen Großraum schätzungsweise bis zu 2,4 Millionen Menschen leben, wurde zur „Katastrophen-Stadt“ erklärt.
Durch die Wucht der Explosionen, die sich in der Nähe des Hafens der Küstenstadt ereigneten, gingen Fenster zu Bruch, wie auf Fotos in sozialen Netzwerken zu sehen war. Über der Stadt stieg eine große Rauchwolke auf. Zunächst war nur von einer Detonation die Rede gewesen.
Nach Explosion in Beirut: Mindestens 100 Tote und 4000 Verletzte, darunter Deutsche
Aktuellen Angaben des libanesischen Roten Kreuzes vom Mittwochmorgen zufolge wurden mindestens 100 Menschen getötet und knapp 4000 weitere verletzt. Unter den Verletzten waren auch Mitarbeiter der deutschen Botschaft. Das Gebäude, in dem sich die Botschaft befindet, sei beschädigt worden, teilte das Auswärtige Amt am Dienstagabend in Berlin weiter mit. Angesichts der starken Schäden im Stadtgebiet könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden, dass weitere deutsche Staatsangehörige unter den Opfern und Verletzten seien.
Regierungschef Hasan Diab will nun die Verantwortlichen „zur Rechenschaft ziehen“. Diese würden „für diese Katastrophe den Preis bezahlen“, sagte Diab am Dienstag in einer Fernsehansprache.
Hintergründe unklar: Veraltetes explosives Material als Auslöser?
Die Hintergründe blieben zunächst unklar. Hinweise auf einen Anschlag oder einen politischen Hintergrund gab es zunächst nicht. Die Sicherheitsbehörden vermuteten veraltetes explosives Material als Auslöser.
Laut Ministerpräsident Hasan Diab waren 2750 Tonnen Ammoniumnitrat detoniert. Das Material sei seit sechs Jahren ohne Vorsichtsmaßnahmen in einem Lagerhaus untergebracht gewesen. Der Sicherheitschef der Regierung, Abbas Ibrahim, sagte, das Ammoniumnitrat sei seinerzeit beschlagnahmt worden. Diab kündigte an, die Verantwortlichen würden „zur Rechenschaft“ gezogen. Weshalb das Ammoniumnitrat explodierte, war jedoch völlig unklar. Die Substanz kann zur Herstellung von Sprengstoff verwendet werden.
US-Präsident Trump: „furchtbarer Angriff“
US-Präsident Donald Trump sprach von einem „furchtbaren Angriff“ mit einer „Art von Bombe“. Er berief sich dabei auf Angaben von US-Generälen. Weder vom Pentagon noch den libanesischen Behörden kamen jedoch irgendwelche öffentlichen Hinweise darauf, dass es sich um einen Anschlag gehandelt haben könnte.
Die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete, am Hafen sei in einem Lagerhaus in Nähe mehrerer Getreidespeicher ein Feuer ausgebrochen. „Starke Explosionen“ seien in Beirut und Vororten zu spüren gewesen. Einsatzkräfte der Feuerwehr kämpften gegen die Flammen. Die Armee half, Verletzte in Krankenhäuser zu bringen. Bürger wurden aufgerufen, Blut zu spenden.
Explosionen in Beirut: Detonationen im ganzen Land zu hören
Die zweite der beiden Explosionen sei besonders gewaltig gewesen, wie Nachrichtenagenturen am Mittwochmorgen berichten. Zunächst sei ein riesiger Feuerball in den Himmel aufgestiegen, darauf sei eine Schockwelle von der Wucht eines Tornados gefolgt. Die Detonationen waren im gesamten Land zu hören – und auch im 240 Kilometer entfernten Nikosia auf der Mittelmeerinsel Zypern.
Der Hafen liegt nur wenige Kilometer von der Innenstadt Beiruts entfernt. Wie ein AFP-Reporter berichtete, wurden alle Geschäfte im Quartier Hamra durch die Explosionen beschädigt. In den Straßen waren zudem ausgebrannte Autos zu sehen.
Nach Explosion in Beirut: Frankreich sagt Unterstützung zu
Frankreich hat nach der Explosion Unterstützung zugesagt. Frankreich schicke Hilfe in den Libanon, schrieb der französische Staatschef Emmanuel Macron am Dienstagabend auf Twitter. Frankreich stehe immer Seite an Seite mit dem Libanon, so Macron auf Arabisch. Macron habe mit seinem libanesischen Amtskollegen Michel Aoun telefoniert, teilte der Élyséepalast mit.
In dem Gespräch drückte Macron demnach seine Unterstützung und die der Franzosen für das libanesische Volk aus. Der heutige Libanon war früher Teil des französischen Mandatsgebiets im Nahen Osten, die beiden Länder haben immer noch eine enge Beziehung.
Auch EU stellt Libanon Hilfe in Aussicht
Auch die EU hat dem Libanon Beistand in Aussicht gestellt. „Die Europäische Union ist bereit, Hilfe und Unterstützung zu leisten“, teilte EU-Ratspräsident Charles Michel am Dienstagabend mit. Seine Gedanken seien beim libanesischen Volk und den Familien der Opfer. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell schrieb: „Die Europäische Union bekundet ihre uneingeschränkte Solidarität und ihre volle Unterstützung für die Familien der Opfer sowie für das libanesische Volk und die libanesische Behörden.“ Zur möglichen Ursache der Katastrophe äußerten sich die EU-Politiker nicht.
Merkel erschüttert über Explosion in Beirut – schnelle Hilfe geplant
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich erschüttert gezeigt. „Unsere Gedanken sind bei denen, die Angehörige verloren haben. Den Verletzten wünschen wir eine schnelle Genesung“, zitierte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Dienstag die Kanzlerin bei Twitter.
„Wir werden dem Libanon unsere Unterstützung anbieten. Unsere Gedanken sind bei Angehörigen der Opfer. Deutschland steht Libanon in dieser schweren Stunde zur Seite“, hieß es. Derzeit werde geprüft, welche Hilfe Deutschland „unverzüglich“ anbieten könne. (dpa/idv/afp/km)