Ungebetener Gast in Videoschalte: Journalist hackt sich in geheimen EU-Gipfel
Amsterdam –
Hier würden bestimmt so einige mal gerne Mäuschen spielen: Einem niederländischen Journalisten ist es gelungen, sich in ein virtuelles, geheimes Treffen der EU-Verteidigungsminister zu hacken – wegen einer Twitter-Panne der eigenen Regierung!
Wichtige Gespräche: Die EU-Verteidigungsminister sprachen in ihrer Videoschalte am Freitag über das weitere Vorgehen in der gemeinsamen Sicherheitspolitik, die militärischen Herausforderungen für Europa und verbesserte Sicherheitskonzepte, berichtet „Tagesschau.de“. Sensible Themen, die eigentlich geheim bleiben sollten – doch es gab einen ungebetenen Gast.
Niederländischer Journalist entschuldigte sich und haute wieder ab
Mitten in der Konferenz wollte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell plötzlich wissen, wer denn da auf einmal in der Leitung sei. „Ich bin ein Journalist aus den Niederlanden“, antwortete der Eindringling ehrlich und wurde daraufhin freundlich, aber bestimmt, von Borrell darauf hingewiesen, dass er sich in einem geheimen Treffen des Rates befinde.
Der Journalist – es handelte sich um Daniel Verlaan vom niederländischen Fernsehsender „RTL Nieuws“ – entschuldigte sich daraufhin für die Störung und verließ die Sitzung wieder, berichtet „Tagesschau.de“ weiter. Borrell sprach daraufhin von einem ernsten Sicherheitsproblem.
Journalist kam durch Fehler der Ministerin rein
Der Coup war Verlaan aufgrund eines Fehlers der niederländischen Verteidigungsministerin Ank Bijleveld gelungen. Sie hatte ein Foto der Konferenz auf Twitter gepostet, auf dem fünf der sechs Ziffern des Zugangscodes zu dem Treffen zu sehen waren. Ein Leser wies den Fernsehsender darauf hin – und Verlaan schaffte es, die sechste Ziffer zu erraten.
Laut „Tagesschau.de“ veröffentlichte der Fernsehsender einen Mitschnitt des Zwischenfalls, in dem Borrell von einem Hackerangriff spricht und dem Journalisten Konsequenzen androht. Demnach habe es sich um ein vertrauliches Treffen gehandelt, das Eindringen sei eine Straftat.
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Während das niederländische Verteidigungsministerium von einem „dummen Fehler“ sprach, war auch Ministerpräsident Rutte nicht begeistert: „Das zeigt mal wieder, dass Minister einsehen müssen, wie vorsichtig man mit Twitter sein muss“, sagt er. Das Foto mit dem Zugangscode wurde mittlerweile gelöscht. (prei)