Was hat die AfD damit zu tun? : Sachsen: Darum sind die Corona-Infektionszahlen so hoch
Dresden –
Dem RKI sind mittlerweile die Rottöne ausgegangen. Immer, wenn die Corona-Lage irgendwo besonders dramatisch ist, färbt das Institut den dazugehörigen Landkreis auf seiner Hotspot-Karte deshalb nun pink ein. In Sachsen war zuletzt fast alles pink. Dabei hat sich der Freistaat in der Vergangenheit oft heftig gegen bundesweit einheitliche, schärfere Maßnahmen gewehrt. Rühren die hohen Zahlen daher? Und was hat die AfD damit zu tun?
Die Corona-Lage in Sachsen wird immer dramatischer. Das RKI meldete freistaatweit zuletzt eine 7-Tage-Inzidenz von 415 – mehr als doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt (179). Drei Landkreise liegen sogar bei mehr als 600 neuen Corona-Infektionen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche. Seit Anfang Dezember ist die Zahl der täglichen Neuinfektionen nicht mehr unter einen vierstelligen Wert gesunken. Die Regierung in Dresden erwägt nun drastischere Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie – sogar die Abriegelung von Hotspots ist im Gespräch.
Bisher waren die täglichen Fallzahlen nicht so dramatisch
Dabei war die Stimmung in Sachsen noch vor wenigen Wochen ganz anders. Bevor die täglichen Fallzahlen Anfang November so drastisch in die Höhe schnellten, waren sie laut Analysen des MDR im Zeitraum zwischen Anfang Juni und Mitte August extrem niedrig, lagen im Schnitt bei Werten unter fünf, nur selten über 10.
Für Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) waren diese niedrigen Werte Anlass, immer wieder von Empfehlungen und Vorschriften der Bundesregierung zur Eindämmung des Virus abzuweichen und Maßnahmen abzumildern. So kündigte Sachsen im Juni an, Großveranstaltungen ab September wieder zu erlauben – trotz einer Bund-Länder-Vereinbarung, die sie bis Ende Oktober untersagte.
Ministerpräsident Kretschmer zeigte sich optimistisch in den letzten Wochen
Und auch sonst zog Kretschmer ungern bei bundeseinheitlichen Regeln mit. „Das ist eine Diskussion, die kommt aus anderen Bundesländern“, sagte er dem MDR am 29. September. Diese seien stärker von Corona betroffen, sodass Gesundheitsämter teils nicht mehr in der Lage seien, Infektionsketten nachzuvollziehen. In Sachsen dagegen gelte: „Wenn wir uns an bestehende Abstands- und Hygieneregeln halten, kommen wir gut durch die nächsten Monate“.
Das Gegenteil war der Fall. Warum? Laut dem Leipziger Epidemiologen Markus Scholz spielte dabei zum einen der Altersdurchschnitt in Sachsen eine Rolle. Wie er dem MDR erklärte, sei der höher als in allen anderen Bundesländern. Ältere Menschen würden sich vor allem auch untereinander stärker anstecken, das erkläre, warum die Zahlen vor allem in dieser Altergruppe in Sachsen so stark stiegen. Auch der Grenzverkehr mit den Corona-Hotspots Tschechien und Polen spiele eine Rolle, so Scholz.
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Aber auch andere Erklärungen stehen zur Debatte: Die sächsischen Großstädte Leipzig und Dresden waren im Jahresverlauf immer wieder Treffpunkt für die sogenannten „Querdenker“. Am 7. November etwa versammelten sich 20.000 Menschen in Leipzig zum Protest gegen die Pandemie-Maßnahmen – und hielten dabei weder Abstands- noch Hygieneregeln ein. Einer der Organisatoren erkrankte daraufhin selbst schwer an Covid-19 und landete auf der Intensivstation.
Dulig: In Sachsen gibt es die meisten Masken-Verweigerer
Sachsens Vize-Ministerpräsident Martin Dulig gibt auch der AfD, die er als „parlamentarischen Arm der Maskenverweigerer“ bezeichnet, eine Mitverantwortung dafür, „dass zu viele Leute der Meinung sind, auf Masken und andere Schutzmaßnahmen zu verzichten“, so Dulig. Die AfD hat in Sachsen die auf Länderebene größte Landtagsfraktion.
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Dulig sieht zwar verschiedene Ursachen für den anhaltenden Anstieg der Infektionen. „Aber es fällt natürlich trotzdem auf, dass die Zahl der Maskenverweigerer in Sachsen bundesweit am höchsten ist.“ Hier gebe es auch die größte Skepsis gegenüber Corona-Maßnahmen.
„Dort, wo Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden, sind die Inzidenzen geringer als in den Regionen, wo es eine höhere Verweigerungshaltung gibt. Und wenn man Landkarten mit den AfD-Wahlergebnissen und die der Infizierten-Zahlen übereinanderlegt, kann man schnell zu dem Schluss kommen, dass es da einen Zusammenhang gibt.“