Zwei Monate Mittelmeer: Kälbchen werden nach Irrfahrt in Spanien getötet
Madrid –
Erst werden sie zwei Monate lang über das Mittelmeer geschifft, um dann zurück in Spanien per Injektion getötet zu werden: Über 2500 Tiere erleben eine furchtbare Odyssee. Grund dafür ist ein Kompetenzwirrwarr, in das gleich mehrere Länder verwickelt sind.
Die 895 Kälber befinden sich seit zwei Monaten auf dem Transportschiff „Karim Allah“, doch diesen Dienstag hat die Reise ein trauriges Ende. Im spanischen Mittelmeerhafen Cartagena werden die Tiere an Land gebracht – und getötet.
Kälber sollen nach Irrfahrt getötet werden
Eigentlich sollten die Tiere an die Türkei verkauft werden, doch die Lieferung wurde dort abgelehnt, so berichtete die „taz“. Die Begründung: Es bestehe der Verdacht auf Blauzungenerkrankung. Doch die Kälber besaßen alle gültige Gesundheitsatteste und Exportpapiere der spanischen Behörde. Das spanische Landwirtschaftsministerium vermutet einen anderen Grund: Dass die „türkischen Behörden das Konzept der Zoneneinteilung der EU ablehnen“.
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In der EU werden im Rahmen dieser Zoneneinteilung Produktionsgebiete ausgewiesen. Wenn es in einem dieser Gebiete zu einem Seuchenfall kommt, darf aus dieser Zone nicht exportiert werden. Bei den Kälbern sollen einige der Tiere aus einer Nachbarregion eines Gebietes stammen, in dem erst kürzlich Fälle des Blauzungenvirus bekannt wurden, so die „taz“.
Das Transportschiff fuhr daher weiter nach Libyen, doch auch dort wollte man die Tiere nicht haben. Tunesien verweigerte Futter und Wasser, erst auf Sizilien wurden die Tiere wieder versorgt. Letztendlich landete das Schiff „Karim Allah“ wieder im Hafen von Cartagena, in dem es losgefahren ist.
EU exportiert Lebendtiere, importiert jedoch keine
Das Problem beim Verschiffen: Obwohl die Kälber aus Spanien stammen, dürfen sie nicht zurück importiert werden. Denn die EU exportiert zwar Lebendtiere an Drittländer, doch importiert keine. Ein erneuter Verkauf ist ebenfalls unmöglich. Zu schlecht ist der Gesundheitszustand der Tiere nach der langen Seereise, heißt es aus dem Agrarministerium.
Ein zweites Schiff mit 1776 Tieren an Bord, das ebenfalls seit zwei Monaten auf dem Mittelmeer unterwegs ist, hat dasselbe Schicksal. Die Tiere sollten in Libyen verkauft werden und wurden abgelehnt. Auch diesen Tieren droht wahrscheinlich die Einschläferung mit der Spritze.
Häufig Zwischenfälle bei Tiertransporten
Wie schlecht es den Tieren tatsächlich geht, wissen Tierschützer derzeit nicht. Die spanischen Behörden hätten unabhängige Untersuchungen unterbunden, so Iris Baumgärtner, Sprecherin der „Animal Welfare Foundation“ (AWF). Es sei ebenfalls unbekannt, wie viele der Tiere bereits auf der Fahrt verstorben seien.
Es käme jedoch häufig zu Zwischenfällen bei Tiertransporten, so Baumgärtner in der „taz“. Ein weiteres Problem sei, dass viele Fahrten nicht unter „Qualitätsflagge“ fahren, so der AWF. Das gilt auch für das Schiff „Karim Allah“. Die Schiffe sind oft veraltet, Strom und Wasserversorgung an Bord mangelhaft. (vd)