Ex-Pressesprecher Müller: Auch in Leipzig jubelt er noch für den HSV
Er erlebte den HSV wie kaum ein anderer. Mehr als vier Jahre lang war Till Müller (36) Pressesprecher in Hamburg, der Verein begleitete ihn beinahe täglich rund um die Uhr. Und auch nach seinem Wechsel zu RB Leipzig im Sommer 2020 hat er den HSV und die „sehr emotionale Zeit“ noch immer in seinem Herzen, erzählt Müller in der neuen Folge des MOPO-Podcasts „Herz.Schlag.Verein“ (unter anderem kostenlos hier bei Spotify oder hier bei Apple Podcasts) – und das hat auch mit Bakery Jatta zu tun.
„Mich hat das emotional total gepackt“, sagt Müller im MOPO-Podcast über die Wochen und Monate im Spätsommer 2019, als die Anschuldigungen lautwurden, Jatta sei angeblich unter falscher Identität von Gambia nach Deutschland gereist. In dieser Zeit habe Müller „sehr viel gearbeitet und sehr wenig geschlafen“, erinnert er sich: „Das war meine intensivste Zeit beim HSV. Wir haben alles dafür getan, den HSV und vor allem den Menschen Bakery Jatta zu schützen. Das war eine heftige Phase und ich bin sehr froh, dass wir Baka helfen konnten, da durchzukommen.“
HSV: Ex-Pressesprecher Till Müller spricht über Fall Bakery Jatta
Als Pressesprecher wurde Müller in dieser Zeit auch zu einer wichtigen Bezugsperson für die verunsicherten HSV-Profis. Der Erste, der damals bei ihm Hilfe suchte, war Rick van Drongelen. „Er fragte, ob er etwas in den Sozialen Medien schreiben könnte, um seine Unterstützung für Baka zu zeigen“, erzählt der 36-Jährige. „Ricks Vorschlag war: ‚No matter what – we got your back‘. Und diesen Satz haben dann wenige Tage später unsere Fans beim Pokalspiel in Chemnitz aufgegriffen und auf einem riesigen Banner hochgehalten. Da hatte ich Gänsehaut, das war Wahnsinn.“
HSV: Hören Sie hier die Podcast-Folge mit Till Müller:
Der Fall Jatta war aber nicht das einzige emotionale Highlight in seiner HSV-Zeit. „Ich erinnere mich an das Retter-Tor von Luca Waldschmidt gegen Wolfsburg – ich versuche immer, in meiner Rolle zu bleiben, aber da sind auch mit mir die Gäule durchgegangen und ich bin mit zur Eckfahne gerannt“, lacht Müller. „Eigentlich muss man professionell bleiben, aber das war einfach ein emotionales Highlight. Mir fällt in meiner beruflichen Laufbahn kein schönerer Moment ein.“
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Diese enge Bindung zum HSV hat sich auch in den vergangenen 15 Monaten seit seinem Abgang aus Hamburg nicht verändert. „Wenn der HSV nicht parallel zu uns spielt, läuft immer Sky – auch bei Auswärtsfahrten auf dem Tablet“, gesteht Müller, der früher selbst in der 4. Liga Fußball spielte. „In so einem Job verschmilzt alles. Man merkt gar nicht mehr, wann man arbeitet und wann Privatleben ist.“ Deshalb sei es auch in Leipzig „durchaus schon vorgekommen, dass durch die RB-Räumlichkeiten mal ein lauter Jubelschrei von mir kam, wenn ein Tor für den HSV gefallen ist und ich zu dem Zeitpunkt im Büro war“, ergänzt er lachend.
Ex-Pressesprecher Till Müller glaubt an Aufstieg des HSV
Mit Prognosen, wann er den HSV in jenen Räumlichkeiten einmal beruflich empfangen darf, hält sich Müller noch zurück. „Gerne können wir uns diese Saison im DFB-Pokal-Viertelfinale treffen“, sagt er mit einem Augenzwinkern, will sich beim Thema Aufstieg allerdings nicht festlegen: „Abgeschrieben habe ich das nicht, aber es ist anders als in den Jahren zuvor, als man vorne wegmarschierte. Der HSV ist jetzt in der Jäger-Rolle – und das ist vielleicht auch gar nicht so schlecht, weil nicht die ganz große Erwartungshaltung auf dem HSV liegt. Aber natürlich wünsche ich mir, dass es dieses Jahr klappt und ich glaube auch, dass es klappen kann.“
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Spätestens in den kommenden Jahren geht Müller aber fest von einer Bundesliga-Rückkehr der Hamburger aus. „Mittelfristig bin ich vom Aufstieg des HSV überzeugt“, sagt er. „Der HSV wäre auch in zehn Jahren noch ein großer Klub in der 2. Liga, aber ich bin überzeugt davon, dass er in zehn Jahren nicht mehr in der 2. Liga sein wird. Man wird immer mit einer Mannschaft ins Rennen gehen, die um den Aufstieg spielen kann, und dann wird es hoffentlich früher als später klappen.“ Müller glaubt daher fest daran: „Innerhalb der nächsten drei Jahre fahre ich beruflich auf jeden Fall wieder nach Hamburg – und zwar zum HSV.“
HSV: Hören Sie hier die Podcast-Folge mit Till Müller:
In der ganzen Folge des Podcasts „Herz.Schlag.Verein“ hören Sie außerdem, warum Trainerwechsel für ihn besonders schwierig sind und was das Umfeld in Hamburg stark von dem in Leipzig unterscheidet. Der 36-Jährige erzählt auf unterhaltsame Weise von seiner Freundschaft mit Christian Titz, seinem Hundesitter-Job bei Rick van Drongelen – und wie ihm ausgerechnet ein ehemaliger St. Pauli-Profi seinen ersten Job verschafft hat. Jetzt bei Spotify, Apple Podcasts, Deezer und vielen weiteren Streaming-Anbietern kostenlos zum Anhören!