Malte Legenhausen ist Teil des Organisationsteams der Lesbisch Schwulen Filmtage Hamburg.
  • Malte Legenhausen ist Teil des Organisationsteams der Lesbisch Schwulen Filmtage Hamburg.
  • Foto: Andrea Preysing

„Lesbisch Schwule Filmtage“: Ist das Kino heute queerer?

Im vergangenen Jahr mussten die Hamburger „Lesbisch Schwulen Filmtage“ aufgrund der Corona-Pandemie ins Virtuelle wandern – eine riesige Umstellung für das älteste Queer-Filmfestival in Deutschland. Was für dieses Jahr geplant ist und wie sich die queere Repräsentation im Film verändert hat, darüber hat einer der Organisator:innen, Malte Legenhausen, mit der MOPO gesprochen.

Immer im Oktober wird es bunt in Hamburgs Kinos: Seit 32 Jahren zeigen die „Lesbisch Schwulen Filmtage“ (LSF) bis zu 70 Filme rund ums Thema LGBTQ für bis zu 15.000 Besucher:innen. „Das Besondere ist, dass das ein ganz klares Community-Festival ist!“, erzählt Malte Legenhausen, der zusammen mit elf anderen das Event auf die Beine stellt.

Es ist sein drittes Jahr im Organisationsteam, der 29-Jährige kennt das Festival aber bereits, seit er vor sieben Jahren in die Hansestadt gezogen ist. „Dort treffen sich immer viele unterschiedliche Menschen aus verschiedenen queeren Communities“, sagt er. „Und wir wollen einen Ort der Zugehörigkeit schaffen, in dem diese Personen sich wohlfühlen und sie selbst sein können.“ Mit den Geschichten auf der Leinwand sollen sie sich im besten Fall identifizieren können.

Die Corona-Pandemie wirbelte die Organisation des Festivals im vergangenen Jahr dann ziemlich durcheinander. „Wir wussten lange Zeit nicht, was im Oktober möglich sein würde“, so Legenhausen. Als ersten Schritt schraubte das Team die Auswahl auf 18 Filmprogramme herunter, die statt in sechs nur in einer Spielstätte liefen. Ausgewählt dafür wurde das „Metropolis“ – das Kino, in dem vor 32 Jahren alles anfing.

Eine Streaming-Plattform musste organisiert werden, das Team konnte sich nicht mehr wie sonst im Büro auf der Schanze treffen, um zu planen. Gespräche mit Filmschaffenden wurden aufgezeichnet, um sie online zu zeigen, Filme waren online verfügbar. „Das war eine ziemliche Herausforderung“, erinnert sich der 29-Jährige aus Eimsbüttel.

Ein Gegensatz zu dem, was die „Lesbisch Schwulen Filmtage“ in Hamburg sonst ausmachen: viele Menschen, die sich in den Foyers der Kinos drängen, um noch einen Platz in einem der Säle zu ergattern. „Das Festival schafft Räume, um sowohl über Filme, als auch über die Community zu sprechen“, sagt Legenhausen. Online sei das zwar auch möglich, aber doch etwas anderes.

Bei den Filmen komme „ein Großteil aus den letzten drei Jahren“, so Legenhausen. „Wir haben aber auch eine Rubrik von Klassikern, die aus dem letzten Jahrhundert stammen. Auch wenn es kuratierte Programme gibt, kann es sein, dass darunter etwas ältere Filme fallen.“

Es passiert etwas in den vergangenen Jahren bezüglich queerer Repräsentation im Film, diesen Eindruck teilt Malte Legenhausen ausdrücklich. „Vor allem dank der vielen Streaming-Plattformen, wie Netflix und Co., sind viele queere Filme einem großen Publikum viel einfacher zugänglich, als es früher der Fall war“, sagt er. Trotzdem gebe es noch Luft nach oben. „Ein Großteil der queeren Charaktere besetzt immer noch die Neben- und nicht die Hauptrollen. Außerdem schaffen es die meisten queeren Filme nicht in den Mainstream, sondern laufen hauptsächlich auf Festivals wie unserem.“

Stereotype seien immer noch ein großes Problem, auch wenn viele nach und nach aufgebrochen würden. „Ich wünsche mir vor allem mehr Geschichten von Menschen, die nicht weiß, schwul und männlich sind“, so Legenhausen.

Die diesjährigen LSF sind vom 19. bis 24. Oktober als hybrides Festival geplant. Das bedeutet, dass ein Teil der Streifen online verfügbar sein, und ein Teil vor Ort in den Kinos gezeigt wird. Derzeit rechnet das Orga-Team mit etwa 30 Filmprogrammen – wenn die Pandemie-Lage es zulässt.

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