Hamburger Experte: Faszientraining — sinnvoll oder Modetrend?
Vor etwa zehn bis zwölf Jahren tauchte im Bereich Fitnesstraining ein neuer Begriff auf: Faszien. Wer Ausdauer- oder Krafttraining betreibt, hat mittlerweile eine Faszienrolle daheim. Es gibt spezielle Therapien, Massagen und neben der Rolle allerhand Fasziengeräte, die „verklebte“ Faszien lösen sollen. Ein riesiger Markt!
Plötzlich wurden diverse Leiden neu eingeordnet. Rückenschmerzen kamen nicht mehr automatisch von der Bandscheibe, sondern wurden häufig mit verklebten Faszien erklärt. Die Fitnessindustrie entwickelte Produkte, die Kasse klingelte. Aber was ist tatsächlich dran an dem Hype um Faszien? Spoiler: ziemlich viel!
Faszien tragen zur Kraft unserer Körper bei
Vor etwas mehr als 15 Jahren hat eine Forschergruppe um den Humanbiologen Robert Schleip eine revolutionäre Entdeckung gemacht: Faszien tragen einen großen Teil zur Kraft, Stabilität, Beschleunigung und Elastizität in unseren Körpern bei. Es sind Bindegewebsfasern, die aus Kollagen bestehen und Muskeln und Organe umgeben. Bis dahin dachten Trainer, Ärzte, Physiotherapeuten, also alle, die sich mit dem Körper beschäftigen, dass Faszien passives Bindegewebe sind, für Bewegung praktisch nicht relevant.
Das Wort „Faszie“ kam in den Büchern über Krafttraining, Trainingslehre, Biomechanik nicht vor. Schleip und seine Leute haben eine Technik entwickelt, um Faszien in der Bewegung sichtbar zu machen. Die Trainingswelt wurde mit der Entdeckung auf den Kopf gestellt, der komplette Bewegungsapparat musste neu bewertet, jede Übung, jede Therapie überprüft und angepasst werden.
Doch was bedeutet die damalige Entdeckung für Sie daheim? Zunächst einmal: Ein spezielles Faszientraining braucht es im Alltag nicht unbedingt. Wenn Sie sich sportlich betätigen, beispielsweise joggen gehen oder auf einem Cross-Trainer arbeiten, trainieren Sie automatisch Ihre Faszien, neben den Knochen, Muskeln und Sehnen, mit.
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Aber klar ist auch: Es kann einfach guttun und auch sinnvoll sein, sich mit der Faszienrolle die Oberschenkel zu lockern. Ein paar Minuten können Schmerzen reduzieren und auch dabei helfen, sich danach besser zu bewegen. Dafür braucht es aber nicht zwingend eine spezielle Rolle, für kleine Stellen kann ein Tennisball reichen. Wichtig ist aber: Machen Sie Ihre Übungen nicht einfach auf Verdacht, sondern lassen Sie sich von Profis (Physiotherapeut oder Trainer) Übungen für Ihre Problemzonen zeigen.
Arlow Pieniak ist Personal Trainer und hilft Menschen, ein gesundes, schmerzfreies Leben zu führen – in seinem Studio in Eimsbüttel, auf Instagram (@workittraininghamburg) und als „MOPO-Fitmacher“. Schreiben Sie ihm: fitmacher@mopo.de