Stressfrei in den Urlaub: So gelingt’s!
Für viele Menschen ist es die schönste Zeit des Jahres: der Sommerurlaub. Ebenso viele aber machen sich vorher verrückt. Nicole Plinz (Pl) und Dr. Bettina Löhberg (Lö) vom Hamburger Asklepios Zentrum für seelische Gesundheit zeigen, wie man entspannt in den Urlaub kommt – und durchs Leben.
Warum wird es vor dem Urlaub immer hektisch?
Lö: Urlaubmachen ist nicht einfach! Die freie Zeit wird meist mit sehr hohen Erwartungen aufgeladen: Es soll harmonisch werden, spannend, erholsam – all diese Ansprüche machen Stress.
Pl: Hinzu kommt, dass vor dem Urlaub alles fertig sein soll: der Schreibtisch abgearbeitet, der Garten gemacht, die Schwiegereltern besucht. Zeitgleich will ich für den Urlaub alles optimal vorbereiten. Im und nach dem Urlaub soll alles anders, sprich: schöner werden.
Wie komme ich entspannt los?
Lö: Eine gute Organisation kann helfen. Der großzügige Umgang mit den Wünschen anderer. Einen Puffer einzubauen zwischen letztem Arbeits- und erstem Urlaubstag, letztem Urlaubs- und erstem Arbeitstag.
Pl: Und: Überprüfen Sie Ihre Urlaubsziele. Medien und Gesellschaft erzeugen Verheißungen: Wie der perfekte Urlaub zu sein hat, wie glücklich und aufregend er werden muss. Da fährt man dann nach Thailand, obwohl man eigentlich nach Amrum will – und kommt gestresst und unglücklich zurück. Fragen Sie sich: Will ich ein Bild erfüllen oder meine Wünsche?
Wie erhole ich mich am besten?
Lö: Es ist ein Prozess. Man kann nicht auf Knopfdruck runterfahren im Sinne von: Jetzt bin ich da, jetzt fängt der Urlaub an, ab sofort bin ich entspannt! Entschleunigung kann man nicht beschleunigen.
Pl: Ein Problem ist auch: Viele Menschen hoffen, im Urlaub alles nachholen zu können, was sie in ihrem Alltag weniger erleben: Abenteuer, Geselligkeit, Müßiggang, Harmonie. Für sie ist der Urlaub die eigentliche Lebenszeit. Dabei sind Leben und Urlaub eins: Der Urlaub sollte im alltäglichen Leben stattfinden und das Leben im nicht alltäglichen Urlaub.
Wie mache ich das?
Lö: Das Wort „Urlaub“ kommt von „Erlaubnis“: Erlauben Sie sich einmal am Tag, unproduktiv zu sein. Einfach nichts oder ziellos irgendwas tun. Der moderne Begriff dazu lautet „Me-Time“. Darin steckt aber schon wieder, dass die Zeit einen Sinn haben muss. Was wir meinen ist: planloser Müßiggang.
Pl: Und das jeden Tag für ein paar Minuten! Man kann sein Gehirn auch überlisten: Da mehrere seiner Bereiche nicht in der Lage sind, zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden, kann ich mir Sehnsuchtsorte auch einfach nur vorstellen. Das Gehirn denkt dann, es sei vor Ort. So kann ich mich jederzeit an einen Urlaubsort beamen.