Was Virologe Drosten dazu sagt: „Kein Witz“: Lena macht sich für besondere Aktion stark
Berlin –
Lena Meyer-Landrut (28) macht’s vor, eine Kölner Apotheke ruft ebenfalls dazu auf und Experte Christian Drosten, Virologe an der Charité in Berlin, untermauert das Engagement in der Corona-Krise mit Wissen.
Mundschutz-Masken kann und soll man jetzt am besten selbst basteln, vor allem um andere vor möglichen Infektionen zu schützen.
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Neben vielen weiteren Promis ruft Sängerin Lena Meyer-Landrut ihre Follower und Fans dazu auf, sich selbst einen Mundschutz zu basteln oder zu nähen.
Auf Instagram schreibt die 28-Jährige:
Außer zuhause bleiben und Hände waschen gibt es eine Sache, die wir jetzt alle machen können, um das Virus zu bremsen. Und das ist: Maske auf! Die professionellen medizinischen Masken sind momentan knapp und wir wollen sie dem medizinischen Personal auf keinen Fall wegnehmen! Aber du kannst dir eine wirkungsvolle Maske zu Hause selber basteln. Aus alten T-Shirts, Küchenhandtüchern, Küchenpapier oder sogar Staubsaugerbeuteln. Echt, kein Witz! Das schützt laut Studien fast genau so gut wie die medizinischen Masken. Aber nicht in erster Linie dich. Sondern die anderen vor dir. Denn bei Corona können wir alle ansteckend sein, ohne es zu merken. Besonders junge Leute. Und deshalb sollten wir alle eine Maske tragen.
Die Sängerin ist Teil der Initiative „#maskeauf“, bei der auch andere Personen des öffentlichen Lebens mitmachen, darunter Lenas beste Freundin Charlotte Roche (Autorin), Moderator Jan Köppen, YouTuber Rezo oder Joy Denalane.
Auf der Website der Initiative wird darauf hingewiesen, dass aus Gründen der Dichtheit und Praktikabilität die Do-It-Yourself-Lösungen mit Stoff wie T-Shirts oder Kissenbezügen am besten geeignet seien, um einen Mundschutz zu basteln. Die Seite beruft sich dabei auf eine Studie der Universität Cambridge.
Wichtig sei, dass man die Masken, wenn sie einmal in Gebrauch waren, bei 60 Grad wäscht. Tipps und Ideen, wie man sich selbst einen Mundschutz basteln kann, gibt es hier.
Kölner Apotheke verkauft selbstgenähte Schutzmasken
Doch nicht nur Prominente nutzen aktuell ihre Reichweiten, um auf das Thema Mundschutz hinzuweisen. Auch lokal wird Aufmerksamkeit dafür geschaffen.
Wenngleich selbstgenähte Schutzmasken eine Infektionsverhinderung nicht garantieren, ruft zum Beispiel auch eine Kölner Apotheke dazu auf, Masken zu nähen.
Für sich selbst und für andere. So schreibt die Dreikönigen-Apotheke in Köln-Rondorf auf Facebook:
Für jede an unsere Apotheke gespendete selbst genähte Schutzmaske zahlen wir Euch 10 Cent. Wir geben diese für 2,50 € an unsere Kunden weiter. Den kompletten Erlös daraus spenden wir in einen Hilfefonds, der Notleidende aus der Corona Pandemie in unserem Dorf unterstützt.
Weltweiter Mangel an Mundschutz-Masken
Virologe Christian Drosten hat sich in der neuesten Folge seines Podcasts „Das Coronavirus-Update“ auch zum Thema Mundschutz geäußert – und klärt in vielen Punkten auf.
Zunächst betont er, dass es gerade weltweit einen Mangel an medizinischen Mundschutzmasken gebe.
Händewaschen und Abstandhalten bleiben oberste Priorität
Wissenschaftlich sei bisher nicht erwiesen, dass oder inwiefern Masken vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützen. Auch das Robert Koch-Institut (RKI) betont auf seiner Homepage, dass es keine hinreichenden Belege dafür gebe, dass gesunde Menschen, die einen Mund-Nasen-Schutz tragen, ihr Ansteckungsrisiko damit deutlich verringern.
Zu den wichtigsten und effektivsten Schutzmaßnahmen für die Allgemeinbevölkerung zählen nach wie vor gute Händehygiene sowie Abstandhalten.
Wenn man anderen Menschen sehr nah sei, zum Beispiel im Medizinbereich, in Pflegeheimen etc., gelten jedoch andere Regeln, was Mundschutz betrifft, so Drosten. In diesem Bereich gebe es durchaus Daten, die zeigen, dass Krankheitsübertragungen durch das Tragen von Masken reduziert werden.
Mundschutz-Masken schützen vor allem andere, nicht einen selbst
In der Öffentlichkeit aber könne man in erster Linie nur andere schützen. „Man denkt immer, man schützt sich selbst mit der Maske, in Wirklichkeit schützt man aber andere“, hatte Drosten bereits in einer älteren Podcast-Folge betont. Bei feuchter Aussprache etwa könne auch ein einfacher Mundschutz grobe Tröpfchen des Mundschutz-Trägers abhalten.
In der neuen Folge vom 23. März präzisiert Drosten noch einmal, wann eine Maske hilft: „Wenn ich niese, verteile ich Tröpfchen.“ Wenn man jedoch ein Stück Tuch vor dem Mund habe, entweder ein Zellulose-Tuch bei einer gekauften Maske oder auch nur einen Schal oder Ähnliches, würden Tröpfchen damit abgefangen, so der Virologe.
Je weiter man aber von der Tröpfchen-Quelle weg sei, sprich dem oder der Nieserin, desto kleiner sei das Aerosol (= heterogenes Gemisch aus festen oder flüssigen Schwebeteilchen). Diese kleinen Tröpfchen würden trotz Mundschutz seitlich oder frontal in eine Maske eingeatmet werden.
Virologe Christian Drosten nennt Mundschutz „Höflichkeitsgeste“
Heißt also: Die Maske muss an der Quelle der Tröpfchen sein, nicht am Tröpfchen-Empfänger. Oder anders gesagt: Man schützt mit dem Tragen eines Mundschutzes andere, nicht aber sich selbst.
Laut Drosten gebe es in der wissenschaftlichen Literatur fast keine Belege dafür, dass ein Mundschutz einen selbst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützt. Dennoch findet er sinnvolle Gründe, selbst gebastelte Masken zu tragen.
Es sei eine „Höflichkeitsgeste“, aktuell in der Öffentlichkeit eine Maske zu tragen. Nur weil man (noch) keine Symptome zeige, bedeute dies nicht, dass man nicht schon infiziert ist, so Drosten.
Zudem würden Menschen, die das Virus bis heute nicht ernst nehmen, durch das Bild von Masken tragenden Bürgern und Bürgerinnen daran erinnert, dass die Lage sehr ernst ist. Diesen „psychologischen Effekt“ hält der Virologe für wichtig.
„Es darf keine Marktkonkurrenz geben“
Ein weiteres wichtiges Argument für das Tragen eines selbst gebastelten Mundschutzes sieht Drosten in der Gefahr, dass es sonst eine Marktkonkurrenz bei medizinischen Mundschutz-Masken geben könnte. Dies müsse unbedingt verhindert werden.
Daher sollte Mundschutz, den Privatleute tragen, eine „Maske sein, die man im Krankenhaus nicht tragen würde“. Man solle sich entweder selbst eine basteln („Da gibt’s keine Marktkonkurrenz“) oder sich eine Maske aus Stoff besorgen. Dies sei „vollkommen ausreichend“.
Diese Masken bezeichnet der Virologe als „gute Geste in der Öffentlichkeit“. Dass 60 Grad ausreichen, um Viren an Stoffen abzutöten, bestätigt der Experte.
Mundschutz kann verhindern, sich häufig ins Gesicht zu fassen
Als Vorteil beim Mundschutz gilt außerdem, dass man sich weniger mit möglicherweise kontaminierten Fingern an Mund oder Nase berührt. So könnte man Schmierinfektionen vorbeugen.
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Zusätzlichen Schutz vor einer Ansteckung für Gesunde bieten nach Ansicht von Experten wohl nur sogenannte FFP3-Masken. Wichtig sei auch hier, sie richtig anzulegen und ausreichend oft zu wechseln. Solche Masken gelten allerdings für eine längere Nutzung im Alltag als wenig geeignet, da sie das Atmen erschweren können. (jba, mit dpa)