• Fatal für Radfahrer: Ein Autofahrer öffnet unachtsam die Tür.
  • Foto: imago/photothek

„Holländischer Griff“: So machen Sie die Autotür endlich richtig auf

Köln –

Es ist ein kurzer Blick über die Schulter, nur wenige Sekunden – doch er kann Leben retten. Alle Autofahrer haben den Schulterblick in der Fahrschule gelernt und wissen, dass er beim Öffnen der Autotür Unfälle mit Radfahrern vermeiden kann.

Doch was in der Theorie simpel klingt, hat in der Praxis einen Haken – den Alltag. Autofahrer sind in Eile, vom Handy abgelenkt oder kramen noch in der Tasche, die auf dem Beifahrersitz liegt. Der Schulterblick wird vergessen. Abhilfe schaffen soll der sogenannte holländische Griff, ein simpler Trick, der Leben retten kann. 

Holländischer Griff: Schulterblick stellt sich automatisch ein

Und der ist ganz einfach: Wer auf der Fahrerseite sitzt, öffnet die Tür mit der rechten Hand und wer auf der Beifahrerseite aussteigen möchte, öffnet die Tür mit der linken Hand.

Der Trick daran: Beim Öffnen der Tür mit der weiter entfernten Hand, dreht sich der Oberkörper automatisch zur Seite. Durch diese Methode müssen Autofahrer nicht mehr an den Schulterblick denken, er stellt sich automatisch ein.

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) plädiert dafür, dass der holländische Griff auch an deutschen Fahrschulen gelehrt werden sollte. „Es ist eine gute Maßnahme, um Fahrschülern den Schulterblick beim Aussteigen anzutrainieren.“

Diese Schulung mache auf die „tödliche Gefahr aufmerksam, die von unachtsam geöffneten Autotüren für Radfahrer ausgeht.“

„Die Fahrschulen in Deutschland lehren seit Jahrzehnten, dass vor dem Öffnen der Türen auf den nachfolgenden Verkehr zu achten ist. Der holländische Griff ist eine gute Möglichkeit“,sagt Dieter Quentin, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände.

Nur für Radfahrer: Gibt es dieses Verkehrsschild bald überall? (lesen Sie hier weiter)

Wenige Unfälle mit fatalen Folgen

Die Folgen eines sogenannten Dooring-Unfalls (Door ist englisch für Tür) sind für Radfahrer oft fatal, denn sie haben meist keine Chance, der offenen Autotür auszuweichen. 

Nach einer Studie der Unfallforschung der Versicherer aus dem Jahr 2017 sind es sieben Prozent der Unfälle bei denen Pkw und Radler beteiligt sind. Solche Unfälle sind zwar relativ selten in Deutschland. Allerdings endet jeder fünfte dieser Unfälle für die Radfahrer mit schweren Verletzungen.

Musik hören, auf dem Bürgersteig fahren: Was Fahrradfahrer alles (nicht) dürfen (lesen Sie hier weiter)

In Berlin ist 2018 ein Radfahrer bei einem solchen Dooring-Unfall gestorben. In der Hauptstadt wirbt die Senatsverwaltung mittlerweile für den holländischen Griff (engl. Dutch Reach).

Geschütze Radwege in Berlin

Doch auf der „Prioritätenliste für mehr Sicherheit im Radverkehr“ des ADFC stehe dieser Trick nicht ganz oben. „Radspuren, die ohne Pufferzone direkt an Parkstreifen entlang geführt sind, sind eine Riesengefahr für Radfahrende – und sollte es nicht mehr geben“, heißt es vom ADFC. 

Eine mögliche Methode seien „Protected Bikelanes“ (zu deutsch: geschütze Radfahrstreifen), wie sie in Berlin genutzt werden. Dabei werde der Radweg durch Barrieren von der Autospur getrennt. 

Gechützter Radweg Berlin

Der erste geschützte Radweg der Hauptstadt an der Holzmarktstraße.

Foto:

Paul Zinken/dpa

Holländischer Griff. Niederlande als Vorbild für Deutschland

Auch in den Niederlanden, wo der holländische Griff herkommt, kenne ihn nicht jeder, erklärt Martijn van Es, Sprecher vom Fietsersbond (Interessenvertretung der Radfahrer in den Niederlanden).

Er werde an rund 50 Prozent der Fahrschulen gelehrt. „Viel wichtiger ist, dass die meisten niederländischen Autofahrer gleichzeitig auch Radfahrer sind. Sie wissen wohin sie schauen müssen und wissen, wie Radfahrer denken.“

Hicks: Betrunken zu Fuß unterwegs – kann ich da auch den Führerschein verlieren? (weiterlesen)

Radfreundliche Infrastruktur schützt Radfahrer am besten

Martijn van Es hat eine ähnliche Sicht wie der ADFC. Der holländische Griff sei nur eine Methode, um Radfahrer zu schützen. Viel wichtiger sei eine radfreundliche Infrastruktur. „Dooring-Unfälle seien nur ein Problem, wenn Autos und Radler sich die Straße teilen. Mit seperaten Radfahrstreifen und gut designten Parkplätzen gibt es kein Risiko.“

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp