Mehlwürmer in einer Müsli-Schüssel. Sie sind in Deutschland als Zusatz in Lebensmitteln zugelassen.
  • Mehlwürmer in einer Müsli-Schüssel. Sie sind in Deutschland als Zusatz in Lebensmitteln zugelassen.
  • Foto: IMAGO/Panama Pictures

Proteine aus Insekten – wie gesund ist das wirklich?

Brot, Nudeln, Chips: Seit in Deutschland und der ganzen EU Insektenmehl zugelassen ist, können in Lebensmitteln die Larven von Mehlwürmern und Getreideschimmelkäfern stecken. Ebenso wie Wanderheuschrecken oder Hausgrillen. Zwar ist mit der EU-Zulassung eine gewisse Unbedenklichkeit attestiert worden, doch das dem Ernährungsministerium unterstellte Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt die Verbraucher. Die MOPO sagt, wo die Gefahren liegen.

Noch gibt es nicht viele Produkte in der Lebensmittel-Herstellung, in denen sich Proteine von Heuschrecken, Grillen oder Larven befinden. Daher wundert es nicht, dass bisher auch noch nicht groß über allergische Reaktionen berichtet wurde. BfR-Präsident Andreas Hensel mahnt aber: „Mit der Einführung alternativer Proteinquellen können sich neue gesundheitliche Risiken ergeben, die rechtzeitig erkannt und bewertet werden müssen.“

Er warnt insbesondere vor den Allergie-Risiken durch Insektenproteine. Besonders betroffen könnten dabei Menschen sein, die bereits unter anderen Allergien leiden.

Allergiker sollten bei Lebensmitteln mit Insekten aufpassen

Bei den vier bisher für Lebensmittel zugelassenen Insektenarten (Heuschrecke, Grille, Larve von Mehlwürmern und Getreideschimmelkäfer) hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit in ihren Gutachten jeweils empfohlen, das allergene Potenzial von Insekten-Lebensmitteln weiter zu erforschen. Der Grund dafür ist laut Bundesinstitut für Risikobewertung, dass die vorhandenen Erkenntnisse darauf hindeuten, dass der Verzehr von Insekten-Lebensmitteln zu einer allergischen Sensibilisierung führen und allergische Reaktionen auf bestimmte Proteine der Insekten auslösen kann.

Wird online angeboten: Grillen in einem Protein-Shake und in Gummies. IMAGO / Joerg Boethling
Wird online angeboten: Grillen in einem Protein-Shake und in Gummies.

Fachleute nehmen an, dass Insekten-Lebensmittel bei ohnehin allergischen Personen weitere allergische Reaktionen hervorrufen können. Etwa bei Menschen, die auf Krebstiere, Hausstaubmilben und Mollusken (Weichtiere) allergisch reagieren. Das wird damit erklärt, dass sich bestimmte Proteine der einzelnen Arten stark ähneln. Man spricht in diesem Fall von einer Kreuzreaktion.

Grillen, zwei Larven, Heuschrecken: Vier Insekten sind bisher in der EU zugelassen

Allerdings ist es für Verbraucher gar nicht so einfach, Lebensmittel zu erkennen, die Insektenprotein beinhalten. Sie müssen zwar eigentlich gekennzeichnet werden, das ist aber bei Produkten mit vielen Bestandteilen nicht unbedingt der Fall. Auch für die Forschung am BfR ist es eine Herausforderung, solche Produkte auszumachen. Das BfR entwickelt daher Methoden, um Insektenprotein auch in hochverarbeiteten Lebensmitteln zu finden und das allergene Potenzial der unterschiedlichen Insektenarten zu erforschen.

Bisher sind laut BfR nur wenige Fälle von allergischen Reaktionen nach dem Verzehr von Lebensmitteln mit Insektenmehl bekannt. Auch zur Häufigkeit von Lebensmittelallergien gegen Insekten gebe es für Europa derzeit keine Angaben. Schwere allergische Reaktionen sind dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Deutschland bislang nicht bekannt. Es gibt aber zu bedenken, dass der Konsum von Insekten-Lebensmitteln noch selten ist.

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Eigentlich müssen Lebensmittel, die Insekten enthalten, dies in ihrer Zutatenliste kennzeichnen. Zusätzlich muss laut Bundesregierung angegeben werden, in welcher Form das Insekt verwendet wurde, zum Beispiel Pulver oder Paste. Mit der Zulassung wird festgelegt, mit welcher Bezeichnung und in welcher Form das Insekt angeboten werden darf. Zudem ist festgelegt, in welchen Lebensmitteln es in welcher Menge eingesetzt werden darf.

Auch weitere alternative Protein-Lieferanten wie neuerdings genutzte Hülsenfrüchte (Lupine für Futtermittel und vegetarische Produkte) und „Kunstfleisch“ aus Kulturen tierischer Zellen sowie mikrobiell erzeugte Protein-Biomasse müssen laut BfR in ihrer Wirkung auf den Menschen noch weiter erforscht werden. So ist etwa bekannt, dass in Hülsenfrüchten Antinutritiva (Antinährstoffe), wie z. B. Phytinsäure, enthalten sind, die die Aufnahme von wichtigen Mineralstoffen wie Eisen oder Zink hemmen.

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