Verbraucherschützer warnen : Sind die beliebten CBD-Öle jetzt doch gefährlich?
Köln –
CBD-Öle sollen bei Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit oder Menstruationsbeschwerden helfen, doch die Verbraucherzentrale Hessen rät vom Verzehr von Öl, Kapseln oder Kaugummi mit dem Inhaltsstoff Cannabidiol ab. Nach Einschätzung der Verbraucherschützer können innere Unruhe, Schlafstörungen oder Benommenheit als unerwünschte Nebenwirkung auftreten.
Die legalen Hanf-Präparate haben viele Fans, nicht nur unter Cannabis-Konsumenten. Auch Stars wie etwa Kim Kardashian schwören auf die Produkte. Seit Anfang 2019 dürfen CBD-Produkte in Deutschland frei verkauft werden. Sogar die Drogerieketten Dm und Rossmann hatten zeitweise CBD-Produkte in ihrem Sortiment. Doch wie wirken diese Cannabinoide genau? Und welche Risiken entstehen bei der Einnahme?
Was sind überhaupt Cannabinoide?
„Bei den Cannabinoiden handelt es sich um die Inhaltsstoffe der Hanfpflanze“, erklärt Dr. Franjo Grotenhermen, Allgemeinmediziner und Geschäftsführer des gemeinnützigen Vereins „Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin“.
Mehr als 120 Cannabinoide wurden bisher im Cannabis entdeckt, die bekanntesten sind dabei das psychedelisch wirkende Delta-9-Tetrahydrocannabinol, abgekürzt THC, und das nicht psychedelisch wirkende Cannabidiol, abgekürzt „CBD“.
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Wie genau unterscheiden sich THC und CBD?
„THC und CBD sind beide zwei natürliche Cannabinoide, haben aber sehr unterschiedliche Wirkungen“, erläutert Grotenhermen. THC ist der wichtigste Bestandteil von Medizinalcannabisblüten, die seit 2017 auch in Deutschland gegen schwere Erkrankungen verschrieben werden. „THC wirkt nicht nur schmerzlindernd, sondern kann Übelkeit lindern und sogar Spastiken reduzieren, etwa bei mutipler Sklerose“, so der Mediziner. „CBD kommt dagegen vor allem in Faserhanf vor und darf von Landwirten in Deutschland angebaut werden.“
Während THC in höheren Dosen Rauschzustände auslöst, wirken CBD-Produkte nicht berauschend. „Sie besitzen jedoch ebenfalls einige, medizinisch nutzbare Eigenschaften“, so Grotenhermen. Außerdem enthalten die frei verkäuflichen Produkte nur sehr geringe Dosen der Cannabinoide, wenn sie nach Vorschrift eingenommen werden.
In welchen Darreichungsformen gibt es CBD?
Hanfläden oder Apotheken führen vor allem Tropfen und Tinkturen, die direkt auf die Zunge gegeben oder inhaliert werden können. Daneben gebe es, so der Experte, auch CBD-haltige Cremes, die direkt auf die Haut aufgetragen werden. Die Mehrheit der Verbraucher greife jedoch zu den flüssigen Tinkturen.
Welche Produkte sind eigentlich legal?
2016 wurde CBD verschreibungspflichtig und muss seitdem vom Arzt verschrieben werden, vorher war es in Apotheken frei verkäuflich. „Seit Anfang 2019 zählen allerdings zudem viele der verfügbaren Hanfprodukte zum sogenannten „Novel Food“, erklärt Mediziner Grotenhermen. Als „Novel Food“ gelten alle Nahrungsergänzungsmittel, die vor dem 15. Mai 1997 nicht in „nennenswertem Umfang“ in der EU für den „menschlichen Verzehr“ verfügbar waren. „Das betrifft insbesondere Hanfprodukte, die mit CBD angereichert werden“, führt der Allgemeinmediziner aus. Solche angereicherten Produkte seien in der EU daher illegal.
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Wo bekommt man CBD-Produkte?
Eine Zeit lang führten auch die Drogerieketten Dm und Rossmann CBD-Produkte in ihrem Sortiment. Wegen rechtlicher Bedenken wurde das angebotene Hanfextrakt jedoch zunächst wieder aus den Regalen entfernt. Aktuell können CBD-Tropfen oder Tinkturen unter anderem in Apotheken, speziellen Online-Shops oder Hanfläden erworben werden.
Bei welchen Leiden können CBD-Produkte helfen?
Hierbei muss zwischen medizinisch eingesetzen Hanf-Mitteln und den kommerziell vertriebenen, also frei verkäuflichen Produkten unterschieden werden. „Studien haben gezeigt, dass CBD unter anderem bei bestimmten Formen von Epilepsie helfen kann“, so der Allgemeinmediziner. Auch bei Angststörungen, Depressionen, Autoimmunerkrankungen und vielen weiteren Erkrankungen könne medizinisches Cannabis helfen.
CBD-Tropfen werden vor allem zur Entspannung empfohlen, sollen aber auch Beschwerden wie etwa Migräne oder Unruhe lindern. Medizinisch ist die Wirkung der niedrig-dosierten CBD-Produkte jedoch umstritten.
Gibt es Nebenwirkungen?
Bei geringen CBD-Dosen sei kaum mit Nebenwirkungen zu rechnen, erklärt Grotenhermen. „Einige Verbraucher erleben eine leichte Sedierung, die zum Teil erwünscht ist, andere eine verstärkte Wachheit“.
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Wird man von den kommerziellen CBD-Produkten „high“?
Der Experte erklärt: „Nein. CBD macht nicht high.“ Dies trifft auch auf große CBD-Mengen zu. In manchen Extrakten fänden sich jedoch geringe Restmengen an THC.
Kann man von den kommerziellen Produkten „abhängig“ werden?
Auch hier lautet die Antwort ganz klar: Nein. „CBD verursacht keine psychische oder körperliche Abhängigkeit“, bestätigt der Mediziner. Wer CBD-Produkte ausprobieren möchte, muss sich also keine Sorgen um eine eventuelle Abhängigkeit machen. Ob die kommerziellen Produkte jedoch eine tatsächliche Wirkung hervorrufen, ist aus medizinischer Sicht umstritten. (mit Material der dpa)