Zahlen fürs Sparen: Girokonten werden schon wieder teurer – welche noch nichts kosten
München –
Wer sein Geld zur Bank bringt und es dort in Ruhe für sich arbeiten lässt, der bekommt am Ende dank guter Zinsen mehr zurück. Diese Zeiten sind schon länger vorbei. Wer das Ersparte heutzutage auf einem Konto liegen hat, der bekommt dafür keinen Bonus von der Bank, sondern zahlt sogar drauf. Und das in immer höheren Summen. Denn mehr und mehr Banken und Sparkassen in Deutschland heben ihre Preise für Girokonten an.
Laut einer Analyse des Verbraucherportals Biallo.de für die „Süddeutsche Zeitung“ hoben im Januar 188 von 1276 untersuchten Geldinstituten ihre Gebühren für diese Konten an. Dies seien so viele wie noch nie in einem Monat. Bereits im vergangenen Jahr hatten dem Portal zufolge insgesamt 550 Anbieter ihre Kontogebühren erhöht.
Ein wichtiger Grund für diesen Schritt sei die Null- und Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), sagte Bankenjurist David Riechmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen der „Süddeutschen Zeitung“. Die verlangt Gebühren, wenn ein Geldinstitut sein Geld dort parkt. Die entstehenden Kosten müssen Banken und Sparkassen auffangen. „Ein, zwei Euro mehr im Monat zu kassieren, ist einfacher als Negativzinsen zu verlangen, erst recht bei Bestandskunden.“
Erhöhung der Gebühren eher auf dem Land
Die Politik der EZB nennen auch die Sparkassen in Duisburg/Kamp-Lintfort und in Krefeld als Grund für einen drastischen Schritt. Die beiden Filialen kündigen laut der „WAZ“ und der „WZ“ jeweils knapp über 10.000 ihrer Sparverträge, für die Kunden hohe Zinsen bekommen. Das Anheben der Gebühren für Girokonten passiere hingegen vor allem auf dem Land oder in kleineren Städten, wie Horst Biallo, der Chef und Gründer des gleichnamigen Verbraucherportals, der „Süddeutschen Zeitung“ sagte. Dies liege vermutlich daran, „dass dort der Konkurrenzkampf nicht so groß ist“.
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Wie die Banken und Sparkassen die Gebühren anheben, ist unterschiedlich. Nur eines zeigt sich deutlich: Banken sind kreativ. Mal werden die Monatspreise um 50 Cent oder mehr angehoben, mal einige Dienstleistungen verteuert. So zum Beispiel in Passau, wo das Einzahlen und Abheben von Geld bei der ortsansässigen Volks- und Raiffeisenbank nur noch unter der Woche von 8 bis 17 Uhr kostenlos ist. Hebt man außerhalb dieses Zeitraums Geld ab oder zahlt etwas ein, werden 35 Cent fällig. „Etliche kleine Leistungen, die es früher einmal umsonst gab, kosten jetzt Geld“, sagt Biallo.
Kosten für Onlinekonten durchschnittlich um 25 Prozent gestiegen
Die neuerliche Preiserhöhungsrunde spiegelt sich auch in den Durchschnittspreisen wider. Das klassische Basiskonto kostete nach Angaben des Verbraucherportals im Dezember 2018 im Durchschnitt noch 4,78 Euro, jetzt seien es 4,91 Euro. Bei den Premiumkonten, bei denen meist die Zahl der Buchungen und Abhebungen unbegrenzt ist und die Girocard nichts extra kostet, stieg der Durchschnittspreis nach Angaben des Portals in diesem Zeitraum von 9,42 auf 10,15 Euro im Monat, wie die „Süddeutsche“ weiter berichtet. Auffällig stark gestiegen sind die Gebühren für Onlinekonten. Die durchschnittlichen Kosten kletterten in den vergangenen 13 Monaten von 2,73 auf 3,42 Euro, also um knapp 25 Prozent.
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Noch gibt es nach Angaben des Portals aber fast 40 Banken, die bei Privatkonten keine Gebühren erheben. Außerdem gebe es gut 60 Geldhäuser, die unter Bedingungen – wie etwa monatlichen Geldeingängen – keine Monatspauschale einziehen. Ab einem Preis von jährlich 60 Euro inklusive Girocard gibt die Stiftung Warentest die Empfehlung ab, einen Wechsel des Girokontos zu prüfen. Zumal das Wechseln der Bank heutzutage leichter ist als früher. Die Banken sind dazu verpflichtet, beim Umzug zur neuen Bank zu helfen. Auch Biallo rät Privatkunden, gegebenenfalls einen Wechsel zu prüfen: „Wer nichts zahlen mag, wird auch fündig“, sagte er. (tli/afp)