Kuratorin Virginia Jean vor dem Wandbild „Blind Napoleon .
  • Kuratorin Virginia Jean vor dem Wandbild „Blind Napoleon“.
  • Foto: Christian Charisius/dpa

Banksy-Ausstellung in Hamburg: Kunst und Kommerz – was die Macher sagen und erwarten

Das Ziel ist ambitioniert: 100.000 Besucher:innen will die neue Ausstellung „House of Banksy – An Unauthorized Exhibition“ im nächsten halben Jahr anlocken. 150 Werke des geheimnisvollen Streetart-Künstlers gibt es zu sehen – keine Originale, sondern ausschließlich Repliken. Warum die Macher der Ausstellung das gut finden – und warum es sie nicht stört, dass die Schau vom Künstler selbst nicht autorisiert wurde.

Noch bevor es eigentlich losgeht, sind die ersten Besucher da – aber nicht zum Kunst gucken: Die Ausstellung sei offiziell noch geschlossen, erklärt eine Pressesprecherin zwei jungen Männern, die am Donnerstag durch den Shop der neuen Banksy-Ausstellung in bester Hamburger Innenstadt-Lage nahe des Jungfernsiegs schlendern. Die Tür sei nur für einen Presserundgang offen, los gehe es erst am Freitag (13. September). „Oh“, erwidert einer der beiden – eigentlich wolle er eh nur ein Buch kaufen. Die Sprecherin eilt davon, mal gucken, was sich da machen lässt.

Banksy, der britische Künstler, der seine Identität seit mittlerweile Jahrzehnten erfolgreich geheim hält, steht für Straßenkunst, Kapitalismuskritik – und gleichzeitig für Kommerz. Seine Werke werden für Millionen gehandelt, auch der Künstler selbst hat einige von ihnen schon zur Versteigerung angeboten. Banksy-Ausstellungen locken Hunderttausende – und füllen die Kassen ihrer Macher:innen.

Neue Banksy-Ausstellung in Hamburg soll 100.000 Menschen locken

Bereits vor zwei Jahren gab es eine Banksy-Schau in Hamburg, laut Veranstalter Cofo Entertainment guckten sich 170.000 Menschen „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ im Galeria-Kaufhof-Gebäude an der Mönckebergstraße an. An diesen Erfolg will der gleiche Veranstalter jetzt anküpfen: „House of Banksy – An Unauthorized Exhibition“ soll bis Ende Februar 2025 bis zu 100.000 Menschen anlocken. Die Ausstellung sei „eine Addition“ zur ersten Ausstellung, erklärt Kuratorin Virginia Jean. Mehr als 150 Werke gibt es zu sehen auf einer Fläche von insgesamt 1500 Quadratmetern – hergerichtet in den letzten 18 Tagen.

Auf zwei Etagen und einer Fläche von 1.500 Quadratmetern mehr als 150 Motive des britischen Street-Art-Künstlers Banksy als Reproduktionen zu sehen. Christian Charisius/dpa
Ausstellung House of Banksy in Hamburg
Auf zwei Etagen und einer Fläche von 1.500 Quadratmetern mehr als 150 Motive des britischen Street-Art-Künstlers Banksy als Reproduktionen zu sehen.

Die Ausstellung ist eine reine Replikenschau, zu sehen gibt es ausschließlich Reproduktionen, keine Originale. Für Jean der richtige Ansatz: „Die echten Banksy-Werke sollten sich auf der Straße befinden“, sagt sie. 90 Prozent der Werke, die in der Hamburger Ausstellung zu sehen sind, gebe es eh gar nicht mehr als Original: Sie seien zerstört – oder eben geklaut, von Menschen, die damit viel Geld machen würden. „Furchtbar“ sei das, „Kunstraub“, sagt sie. „Banksy ist nicht dafür und wir sind es auch nicht.“ Mit der Ausstellung wolle man „die Werke der Welt zurückgeben.“

Banksy-Ausstellung in Hamburg: Was es zu sehen gibt

Zu sehen gibt es Drucke, Fotografien, Skulpturen, dazu von Banksy selbst gedrehtes Videomaterial, Interviewszenen mit Personen aus seinem Umfeld. Die Ausstellung nimmt die zentralen Motive von Banksys Schaffen auf: Gewalt, Krieg, Rassismus, Flucht, Erderwärmung – und eben Kapitalismuskritik. Einen Instagram-gerechten, verspiegelten Raum gibt es auch, über die Wände flimmern die Banksy-Werke, die es nicht in die Ausstellung geschafft haben.

Die Texte zu Banksys Werken seien von dessen Umfeld „geprüft und approved“, sagt Kuratorin Jean, „so weit wie möglich“ habe man zu Menschen aus dem „Umkreis“ des Künstlers Kontakt aufgenommen, erklärt sie etwas nebulös, etwas ganz Genaues könne sie dazu nicht sagen, aber so viel: „Ein Banksy hat natürlich ein Management, er hat natürlich eine Firma.“

Warum es denn nicht geklappt habe, eine offiziell autorisierte Ausstellung zu machen? Mit Klappen habe das nichts zu tun, sagt die Kuratorin. Es sei Bankys „Policy“, solche Ausstellungen eben nicht zu autorisieren, „das soll auch seine Anonymität garantieren“. Man respektiere und akzeptiere das, es liege den Machern „am Herzen, seine Anonymität zu bewahren.“

Eine Reproduktion der Skulptur "Angel Bust". Christian Charisius
Eine Reproduktion der Skulptur "Angel Bust".
Eine Reproduktion der Skulptur „Angel Bust“.

Banksys Werk kommt man in der Hamburger Ausstellung trotzdem näher, sie ist kurzweilig und liebevoll kuratiert. Auch für echte Fans gibt es bei der Fülle an Werken Neues zu entdecken, gleichwohl nehmen bekannte Werke wie „Girl with Balloon“ natürlich ihren Raum ein.

Banksy-Ausstellung in Hamburg: Happige Eintrittspreise und Spendenaktion

Der Eintrittspreis ist mit 20 Euro (werktags) bzw. 22 Euro (Wochenende) für Vollzahler (Zeitfenster-Tickets) an der Tageskasse recht happig, auch wenn Kuratorin Jean beteuert, dass sie „liebend gerne jeden umsonst reinlassen“ würde. „Geht natürlich nicht“, sagt sie, man wolle die Leute, die hier arbeiten, ja anständig bezahlen.

Auch Banksy wolle man „etwas zurückgeben“, aber nicht aus den Eintrittsgeldern: In der Ausstellung steht eine Spendendose, das gespendete Geld der Besucher:innen geht „Cent für Cent“ an das von Banksy finanzierte Flüchtlingsrettungsschiff „Louise Michel“. Zusätzlich verdoppeln die Ausstellungsmacher:innen den gesammelten Betrag – wenn entsprechende Einnahmen aus dem Museumsshop (Tasse: 9,90 Euro, Socken: 12,90 Euro) zusammenkommen. Bislang habe man das das aber immer geschafft, man sei da auch dieses Mal optimistisch, sagt eine Mitarbeiterin.

House of Banksy – An Unauthorized Exhibition: Große Bleichen 1-3, ab 13. September. Eintritt: Tageskasse 20 Euro (werktags) bzw. 22 Euro (Wochenende) für Erwachsene (Zeitfenster-Tickets), ermäßigt 16/18 Euro, Kinder bis einschließlich 15 Jahre: 12 bzw. 14 Euro, Kinder bis sieben Jahre: frei. Mehr Infos und Vorverkaufs-Tickets (je 2 Euro billiger): house-of-banksy.com

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