TV-Abenteurer Dirk Steffens kritisiert „Klimakleber“: „Die Methoden sind grundfalsch“
Was für eine Auszeichnung! Am Montagmittag wurde Naturfilmer, Wissenschaftsjournalist und Umweltaktivist Dirk Steffens im Hamburger Rathaus mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnet. Die Ehrung für sein publizistisches Engagement für den Umwelt- und Klimaschutz überreichte Kultursenator Carsten Brosda (SPD) – und rührte damit auch Steffens Mutter Helga und seinen Stiefvater Eberhard Bastein, die sich diesen besonderen Anlass nicht entgehen lassen wollten. Im MOPO-Interview verrät der Journalist, warum das Bundesverdienstkreuz ihn ganz besonders ehrt, was er von Klimaklebern hält – und wie er zum neuen Cannabis-Gesetz steht.
MOPO: Herr Steffens, Glückwunsch zum Bundesverdienstkreuz. Wie haben Sie erfahren, dass Sie den Orden verliehen bekommen?
Dirk Steffens: Mein Freund und Kollege Timo Korsmeyer hat mich heimlich dafür vorgeschlagen, nichts verraten und mir dann stolz davon erzählt. Ich war sehr überrascht und freu mich jetzt wie Bolle. Es hat mir letzte Woche auch den Surf-Urlaub in Griechenland versüßt: Da saß ich abends am Strand bei einem Bierchen und dachte nur: Wow, das Bundesverdienstkreuz! Wer hätte das gedacht!?
Sie als kleiner Junge sicher nicht, oder?
Auf gar keinen Fall. Als kleiner Buttje aus dem ländlichen Niedersachsen hatte man viele Ideen, aber die drehten sich nicht um das Bundesverdienstkreuz oder um Wissenschaftsjournalismus. Ein Orden hört sich auch ein bisschen aus der Zeit gefallen an. Das ist etwas, das sehe ich in alten Filmen oder früher in der Sowjetunion, wo die zig Orden an der Brust trugen. In Deutschland ist diese Kultur zum Glück weitgehend ausgestorben. Wir haben nur diesen einen großen zivilen Orden, den alle kennen. Ich weiß auch noch nicht, wann ich den tragen werde, aber ich freu mich darauf.
In Hamburg: Bundesverdienstkreuz für Dirk Steffens
War der Anzug, den Sie bei der Verleihung getragen haben, eigentlich ökologisch wertvoll?
Er war tatsächlich aus nachhaltiger Baumwolle, die gibt es ja zum Glück inzwischen auch bei den angesagten Modeketten. Ich habe den auch schon länger, weil ich als Fernsehschaffender durchaus daran gewöhnt bin, auch ab und zu mal Anzüge zu tragen und das auch gerne tue. Das Kuriose ist ja: Für jemanden wie mich, der sein Berufsleben auf Expeditionen verbringt, für den ist ein schöner Anzug die Freizeitkleidung. Während der Geruch von Sonnencreme sowie dreckige Outdoorklamotten meine Berufskleidung sind.
Ob Goldene Kamera oder Deutscher Fernsehpreis – Sie haben viele Preise gewonnen. Ist dieser noch mal etwas Besonderes?
Ja, na klar. Jeder Medienschaffende, der lange genug in diesem Gewerbe gearbeitet hat, um erfolgreich zu sein, wird auch mal mit einem Preis behangen. Man muss nur lange genug an einer Stelle sitzen, dann wird man irgendwann auch gewürdigt. Und das ist beim Bundesverdienstkreuz natürlich anders. Man kann geboren werden und sterben, ohne dass man jemals eins bekommt. Aber da wurde sich vom Bundespräsidialamt und dem Bundespräsidenten überlegt: Mensch, was der da gemacht hat, ist für unsere Gesellschaft von einem gewissen Wert. Das ist schon besonders.
Wie lautet denn die offizielle Begründung, warum Sie die Auszeichnung erhalten haben?
Zusammengefasst geht es darum, dass ich die schwierigen Themen der Wissenschaft, vor allem in Bezug auf Umweltkommunikation, auf eine Art und Weise vermittele, die Leute, die über diesen Orden entscheiden, offenbar ganz gut finden. Tatsächlich bin ich ja der Meinung: Die großen naturwissenschaftlichen Probleme, egal ob wir jetzt über Energie, Klimawandel, Artenstreben, Anstieg der Meere usw. reden, sind die wichtigsten Themen in diesem Jahrhundert! In einer Demokratie müssen möglichst viele Menschen mitreden und mitentscheiden können. Das ist das Wesen der Demokratie. Und man kann nur mitreden und mitentscheiden, wenn man zumindest grundsätzlich verstanden hat, worum es eigentlich geht und was die Zusammenhänge sind. Dafür brauchen wir Wissenschaftsjournalismus. Und dafür gibt es diesen Preis. Ich bin ja schon ein alter Sack, ich mache das schon seit 30 Jahren, dass das jetzt dazu geführt hat, mir diesen Orden zu verleihen, macht mich wirklich stolz.
Merken Sie die Wirkung Ihrer Arbeit auch, wenn sie nicht in Preisen gespiegelt wird?
Ich reise schon seit vielen Jahren durchs Land und halte Vorträge. Im Laufe der Jahre habe ich Tausende, wenn nicht Zehntausende Menschen getroffen. Und inzwischen ist das wirklich kurios: Da kommt dann eine Frau auf mich zu und sagt: „Ihretwegen habe ich Biologie studiert.“ Und ich frage: „Wie weit sind sie denn?“ Und sie antwortet: „Ich bin seit zehn Jahren fertig.“ Oder da steht ein Zwei-Meter-Mann mit breitem Kreuz und Vollbart vor mir und sagt: „Ich bin mit Ihnen aufgewachsen“. (lacht) Das ist auf der einen Seite bitter, aber auf der anderen Seite natürlich auch wunderschön.
Steffens: „Wissenschaftsjournalismus muss erklären, warum die Wälder jetzt brennen“
Hat sich der Wissenschaftsjournalismus aufgrund der Klimadiskussion in den vergangenen Jahren verändert?
Ja. Wenn Sie aufmerksam in der MOPO blättern oder auch in der „Zeit“, das spielt dabei keine Rolle, und sich mal fragen, hinter welcher Nachricht auch ein naturwissenschaftlicher Zusammenhang steckt, werden Sie feststellen, dass das bei fast allen oder zumindest bei sehr vielen großen Nachrichten der Fall ist. Egal, ob sie über das Heizungsgesetz, die Energiekrise, die Energiepreise, den Klimawandel, das Artensterben, Waldbrände oder Ernteausfälle in der Landwirtschaft sprechen. Wenn man die Nachrichten richtig einordnen möchte als Bürger oder Bürgerin, man muss die Zusammenhänge kennen. Der Nachrichtenjournalismus berichtet: In Spanien brennen die Wälder. Wissenschaftsjournalismus muss erklären, warum die Wälder jetzt brennen.
Das ist Ihr Job.
Genau. Es ist manchmal auch ein bisschen blöd, weil eigentlich dazu gehört, ständig vom Weltuntergang zu erzählen. Das kann schlechte Laune machen, aber ich bin zutiefst optimistisch. Deshalb zitiere ich so gerne meinen Lieblingsphilosophen Karl Popper: „Es gibt zum Optimismus keine vernünftige Alternative.“ Und das ist wirklich der Leitsatz meiner Arbeit. Stellen sie sich mal ein Fußballteam vor, dass schon vor dem Anpfiff sagt: „Wir haben keine Chance, wir verlieren ganz bestimmt, es ist doch alles sinnlos.“ Glauben Sie, so ein Team könnte jemals ein Spiel gewinnen? Niemals. Man muss auch die richtige Einstellung haben. Das Gute ist ja, wir haben durch die Wissenschaft und durch die globale Gesellschaft für alle großen Probleme mehr oder wenige gute Lösungen parat. Wir haben kein Erkenntnisproblem, nur ein Handlungsproblem.
Also fängt die Bekämpfung des Klimawandels im Kopf an?
Natürlich. Also wenn man das Gefühl hat, ich kann das alles nicht mehr aushalten, ich mag diese ganzen schlechten Nachrichten nicht mehr hören, ich schalte weg, oder blättere um, sobald das Wort Klima auch nur vorkommt, dann entzieht man sich der Lösung, dann kann man nicht Teil der Lösung werden. Um Teil der Lösung zu werden, muss man sich auf Themen auch einlassen. Aber da muss man auch ehrlich sagen: Dieses ganze Weltuntergangsgeschrei, das geht mir genauso auf den Keks wie vielen anderen Menschen in unserem Land. Weil das ganz falsch ist: Denn wenn man wirklich der Meinung wäre, die Welt ginge unter, dann bräuchte man ja nichts mehr unternehmen, dann kann man nochmal ‘ne Party feiern und sagen: „Das war‘s dann.“
Aber als vernünftiger Mensch ist man an einer Lösung interessiert.
Probleme löst man nur mit der richtigen Haltung. Wenn Klimakleber bis hin zu anderen extremen Gruppierungen uns zu verstehen geben: Du darfst dies nicht mehr, Verzichte und Verbote – das halte ich nicht für den richtigen Weg. Der richtige Weg ist zu sagen: „Guckt mal, wenn wir das so machen, dann läuft es doch viel besser. Dann sind unser Wohlstand, unsere Gesundheit und unser Glück länger und besser gesichert, als wenn wir das nicht tun.“ Umweltschutz muss eine positive Erzählung sein und keine negative.
Steffens: „Methoden der Klimakleber sind grundfalsch“
Von Klimaklebern halten Sie nicht viel?
Das sind natürlich eigentlich überwiegend ganz sympathische junge Menschen mit den richtigen Zielen, aber die Methoden sind grundfalsch. Wenn ich für die richtigen Ziele Methoden anwende, die viele Menschen abstoßen und gegen Klimaschutzmaßnahmen einnehmen, dann mache ich genau das Falsche. Die wollen also das Richtige und tun das Falsche. Deshalb sollten sie meiner Meinung nach möglichst schnell damit aufhören.
Sie haben aufgehört beim ZDF und sind zu RTL gewechselt. Warum?
Weil es für mich als Journalist sehr reizvoll ist, nicht nur für einen Fernsehsender zu arbeiten, sondern ein Medienunternehmen, das alle Medien bespielt. Ich arbeite ja nicht nur bei dem Fernsehsender RTL, sondern bei dem Konzern. Das heißt, ich schreibe für Deutschlands Wissenschaftsmagazin „Geo“. Ich mache den „Geo“-Podcast, „Geo“-Filmdokumentationen, Auftritte in den sozialen Medien. Und Random House, der größte Buchverlag der Welt gehört auch zum Bertelsmann-Konzern. Ich kann bei meinem neuen Arbeitgeber also 360-Grad-mäßig in allen Medien publizieren, Themen an den Mann und an die Frau bringen. Das kann eine öffentlich-rechtliche Anstalt, die nur Fernsehsender ist, gar nicht leisten. Das war für mich der Hauptgrund. Und dann habe ich noch private Gründe: Jetzt kann ich endlich mit meiner Frau reisen, die Wissenschaftlerin ist und die Filme macht, die ich präsentiere, weil sie viel schlauer ist als ich, das muss man jetzt auch mal sagen. Wir sind jetzt nicht mehr über die Hälfte des Jahres getrennt, sondern können alle unsere Expeditionen zusammen machen. Das war für mich nach über 30 Jahren in diesem Job genauso wichtig. Denn auch ich habe ja nur ein Leben. Und das ist viel schöner, wenn ich es mit meiner Frau zusammen verbringen kann als alleine.
Am 19.10. gibt es zur Primetime Ihr neues TV-Format „Geo-Story“ bei RTL zu sehen. Damit soll auf innovative Art und Weise erzählt werden, wie Menschen in Zukunft ihr Leben gestalten können. Wie muss man sich das vorstellen?
Das Erste, was daran innovativ ist: Es ist Live-Journalismus auf einer Bühne. Am 16. und 17. September präsentiere ich live vor Hunderten von Leuten in der BMW-Welt in München, was wir gemacht haben und zeige dann auch Film-Ausschnitte. Wir haben in BBC-Qualität Dokumentarfilme gedreht zu wirklich schwierigen großen Themen, die wir so erzählen, dass sie für die Leute leicht zugänglich werden. Das Thema der ersten Show ist Welternährung, aber wir erzählen das anhand der Bratwurst. Ich bin selbst ein großer Grillfreund. Aber dann lernt man, dass in der Bratwurst, von der wir Deutschen jedes Jahr Milliarden grillen, die komplette Geschichte der industrialisierten Landwirtschaft steckt. Und die ist gerade dabei, unseren Planeten kaputt zu machen. Man kann trotzdem noch Bratwurst mit gutem Gewissen essen, man muss die nur anders herstellen. Es geht also nicht darum, was man isst, sondern wie das, was man isst, hergestellt wird! Und das kann man auf sehr gut gelaunte optimistische Art erzählen, und genau mit dieser Haltung machen wir die Filme. Wir berichten nicht nur über alles, was schiefläuft, sondern suchen auch immer Lösungsansätze und präsentieren diese auch. Bei der Bratwurststory ist der Ansatz, wie wir die Erde gesund essen. Also kein Weltuntergangsgeschrei wie bei den meisten Umwelt-Dokus, wir machen es umgekehrt und sagen, was wir besser machen können, damit unser Leben besser wird und wir wohlhabender, glücklicher, gesünder. Wir erzählen eine positive Geschichte. Das ist innovativ im Umweltjournalismus.
Neue Sendung auf RTL ab Oktober: „Geo-Story“
Ist es für Sie auch reizvoll, durch RTL noch mal andere Zielgruppen anzusprechen und zu erreichen?
Natürlich! Und das ist ganz schön anstrengend, muss ich sagen. Bei dem, was ich bisher gemacht habe, war es so, dass man vor allem wissenschaftlich korrekt und klug erzählen musste. Und hier muss man wissenschaftlich korrekt und klug erzählen, aber so, dass Leute die Geschichte angucken, die gar nicht danach gefragt haben. Der Unterschied ist ja, wenn ich für „Geo“ schreibe, Deutschlands führendes Wissenschaftsmagazin, dann weiß ich, dass die „Geo“-Abonnenten gerne anspruchsvolle wissenschaftliche Geschichten haben wollen. Dafür besorgen sie sich das Heft. Wenn ich aber bei RTL im Free-TV eine anspruchsvolle wissenschaftliche Dokumentation zeige, dann weiß ich, die Leute haben darauf nicht gewartet, ich muss sie von der ersten Minute an überzeugen, dranzubleiben. Ich kann die nicht mit Klugscheißergehabe oder volkshochschulmäßig von oben herab im Programm halten, sondern ich muss es anders erzählen, und das ist journalistisch eine große Herausforderung. Die „Geo Story“ ist dennoch wissenschaftlicher als all das, was ich bisher bei „Terra X“ gemacht habe, wir haben auch doppelt so viel Zeit.
Machen Sie solche Aktionen wie Lebensmittelreste aus dem Müll zu sammeln öfter oder nur fürs Fernsehen?
Ich mache es nicht aus privater Motivation, denn Containern ist nicht wirklich das, was Probleme löst. Aber wir haben in Berlin gerade einen Weltrekord aufgestellt mit der größten Lebensmittel-Retterparty mit über 5000 Leuten. Wir schmeißen in Deutschland, je nachdem welcher Schätzung man glaubt, zwischen 11 und 18 Millionen Tonnen essbare Lebensmittel pro Jahr weg. Und etwa 60 Prozent davon schmeißen nicht Handel, Landwirtschaft, Industrie und Logistik weg, sondern wir Privatmenschen aus unserem Kühlschrank, da wir auf das Mindesthaltbarkeitsdatum gucken, was Quatsch ist. Weil wir unseren Kühlschrank schlecht managen, weil wir nicht gut überlegen, was wir einkaufen, weil wir das einfach falsch machen. Das Wegschmeißen von Lebensmitteln ist tatsächlich eines der größten Ökoprobleme der Welt, dabei ließe es sich ganz einfach lösen. Wenn wir nur halb so viel wegschmeißen würden, dann wäre für die Umwelt mehr gewonnen, als wenn wir weiter über SUVs oder Flugscham im Urlaub diskutieren. Es gibt bessere Hebel, die schneller und wirksamer sind, und das Coole daran wäre: Es kostet nix, keine Verbote, kein Verzicht, sondern im Gegenteil, sie sparen sogar Geld, in dem sie die Lebensmittel besser verwerten! Sie müssen auch keine andere Partei wählen und auf nichts warten, das können sie morgen machen. Gute Sache!
Biodiversität ist Ihr Schwerpunktthema, einerseits als Biodiversitäts-Botschafter der deutschen Entwicklungspolitik, aber auch durch Ihre eigene Stiftung. Ist der Biodiversitätsverlust das größere Problem für die Menschheit als der Klimakollaps?
Die Klimakrise stellt in Frage, wie wir leben. Und das Artensterben stellt in Frage, ob wir leben. Und damit ist auch gesagt, was das größere Problem ist. Die Luft, die wir atmen, das Wasser, das wir trinken, Nahrungsmittel, die wir zu uns nehmen – all die gibt es nur, weil es Millionen andere Tiere und Pflanzen gibt, die diese Dinge für uns bereitstellen. Wie zum Beispiel Wälder Sauerstoff produzieren. Oder die Mikroben im Boden die Erde fruchtbar machen, so dass wir überhaupt Landwirtschaft betreiben können. Oder wie biochemische Prozesse Süßwasser entstehen lassen, das wir trinken können. Wir brauchen die anderen Lebewesen, ohne sie könnte kein einziger Mensch auf dem Planeten Erde überleben. Nicht mal die Milliardäre Elon Musk oder Jeff Bezos. Die können im Bunker vielleicht ein paar Jahre länger leben, aber ohne Artenvielfalt kann kein einziger Mensch auf der Erde existieren. Ohne Gletscher, mit zwei, drei Grad mehr, stehen wir zwar vor einer gesellschaftlichen Katastrophe, aber die Menschheit als Art würde nicht aussterben. Und daran sehen Sie, was hier das größere Problem ist. Aber man darf nie so blöd sein und ein Ranking der Katastrophen aufstellen. Das ist unwissenschaftlich, weil diese Probleme miteinander verzahnt sind und miteinander zu tun haben. Beispiel: Sie holzen den Regenwald im Amazonas ab, es ist scheiße fürs Klima, aber es ist noch scheißer, wie mein kleiner Neffe sagen würde, für die Artenvielfalt. Weil der Regenwald einer der artenreichsten Lebensräume auf dem Planeten ist. So kann man nicht sagen, das ist das eine Problem und das ist das andere. Wir haben ein großes zusammenhängendes Öko-Problem. Und dazu gehören Klimawandel, aber noch viel mehr Artensterben, Biodiversität und einige andere Sachen, die auch ganz dramatisch sind.
Steffens: „Höchste Zeit, dass Cannabis freigegeben wird“
Vielleicht trägt das auch zur Biodiversität bei: Cannabis soll bald ab 18 Jahren freigeben sein. Was halten Sie davon?
Das ist höchste Zeit. Wir haben Cannabis jahrzehntelang kriminalisiert und festgestellt, dass das den Konsum nicht eindämmt, sondern es hat sogar eine Subkultur, eine Kriminalisierungskultur geschaffen. Wir haben mit Verboten Cannabis also nicht wegbekommen. Und wenn man ein paar Jahrzehnte etwas probiert hat und jetzt feststellen muss, egal wie man zu weichen Drogen steht, dass es nicht funktioniert hat, dann ist es logisch gedacht höchste Zeit einen anderen Weg auszuprobieren. Ich weiß nicht, wie das ausgeht, niemand kann das voraussagen, aber einen neuen Weg zu probieren ist nach Jahrzehnten des Misserfolges der Drogenbekämpfung sicherlich ein guter Ansatz. Und es ist auch ganz praktisch.
Wie meinen Sie das?
Als ich jung war, da war viel weniger Wirkstoff in den Pflanzen. Da ist züchterisch und in der Herstellung einiges seit damals passiert. Es wäre mir lieb, wenn tatsächlich ein staatlich kontrollierter Cannabis-Verkauf stattfinden würde, so dass man wüsste, wie viel Wirkstoff da eigentlich drin ist. Denn so hochwirksames Zeug, wie man es heute vielleicht kauft ohne davon zu wissen, ist ja für die Gesundheit und Psyche von Menschen, die konsumieren, viel gefährlicher. Beim Alkohol steht auf der Flasche, wie hoch der Alkoholgehalt ist. So etwas würde ich mir für Cannabis auch wünschen. Ich finde, hier ist der Staat in der Pflicht, Kontrolle auszuüben und Transparenz herzustellen, damit das nicht in so einem halbkriminellen Dunkelmilieu stattfindet, wo man nicht weiß, was da eigentlich verkauft wird. Es ist gut, dass der Staat sich endlich mal darum kümmert um das Thema.
In Eckernförde findet Anfang September das „Green Screen“-Festival statt. Sind Sie vor Ort?
Ja, selbstverständlich. Ich bin ja nominell Festivalleiter, der, der das Festival präsentiert, aber die Arbeit machen andere. Ich bin sowohl bei der Eröffnungsfeier als auch bei der Preisverleihung auf der Bühne und verleihe die Preise. Das ist auch ein großer Spaß für uns Naturfilmer. Wir stecken alle immer in verschiedenen Dschungeln, Wüsten und Ozeanen. Wir treffen uns ja nicht in der Kaffeeküche in der Mittagspause. Und das Green Screen Festival in Eckernförde ist nicht nur das publikumsmäßig größte Naturfilmfestival in Europa mit mehreren Zehntausend Gästen, sondern es ist auch das Klassentreffen der Umwelt- und Naturfilmer. Wir kommen nur einmal im Jahr zusammen, und das ist in Eckernförde. Das ist für uns alle ein großartiger Moment. Da sehen wir uns, können unsere Gedanken austauschen, miteinander reden und feiern.
„Green Screen Festival Eckernförde“: 6.-10.9., verschiedene Spielstätten, Kinoeinzelkarte: 6 Euro, Festivalpass: 45 Euro, Info: greenscreen-festival.de
„Die große Geo-Story“: 19.10., 20.15 Uhr, RTL