Trostlose Küche, eine Frau sitzt in einem Wäschekorb
  • Für „Das 13. Jahr“ wurde ein Bergdorf in eine Altonaer Halle gebaut – Wohnungen inklusive (Foto: die Darstellerin Luisa Taraz).
  • Foto: Erich Goldmann

„Das 13. Jahr“: In diesem Stück muss das Publikum mitspielen – fast 6 Stunden lang!

„Herzlich willkommen bei den LETHE Simulationswelten! Sie haben eine Simulation im 13. Lebensjahr gewählt“. So werden die 40 Menschen zu Beginn der Performance in einem Seminarraum begrüßt. Im Theater wäre die kleine Gruppe Publikum, an Abenden mit der Gruppe SIGNA werden sie zu Mitspielenden – für die nächsten fünfeinhalb Stunden.

Die kurze Einführung in den Kurs, den wir offenbar gebucht haben, hilft: Wir sind ab sofort 40 zwölfjährige Kinder auf dem Weg in ein Ferienlager in den Bergen, als unser Bus plötzlich stoppt und die Erwachsenen verschwinden. Wir steigen aus, irren umher und finden ein von dichtem Nebel umhülltes Dorf mit zehn Hütten. Die Bewohner retten jeweils vier von uns – und fortan leben wir als Not-Kinder in diesen Gastfamilien.

„Das 13. Jahr“: Das Publikum spielt selbst mit

Für ihre fünfte Inszenierung am Schauspielhaus Hamburg hat SIGNA eine gespenstische Szenerie installiert: In einer Halle auf dem ehemaligen ThyssenKrupp-Gelände funktioniert die Illusion eines abgelegenen Bergdorfs samt abergläubischen Hüttenbewohnern, deren Leben durch die Ankunft von 40 Kindern gründlich aufgemischt wird.

Die Neuankömmlinge werden in das von Angst beherrschte Leben der Hinterwäldler integriert, schlafen und essen auf engstem Raum mit ihnen, besuchen die Nachbarn. Mit jeder neuen Begegnung werden sie als individuell Agierende gefordert, denn je nachdem, wie sich die fremden „Kinder“ verhalten, nimmt die jeweilige Szene eine andere Wendung.

Josef Ostendorf (r., mit Arthur Köstler) spielt einen polternden, alkoholisierten Großvater. Erich Goldmann
Zwei Männer auf einem Sofa, der eine umarmt den anderen
Josef Ostendorf (r., mit Arthur Köstler) spielt einen polternden, alkoholisierten Großvater.

Konfrontiert werden sie zum Beispiel mit Schauspieler Josef Ostendorf als polterndem, alkoholisiertem Opa, mit Ute Hannig als Heilerin und Bettina Stucky, die eigentlich alle Dorfkinder unterrichten soll, sich aber als nervliches Wrack entpuppt. Nachts werden Porno-Bildchen zur Währung, und ein widerlich auftretender Handelsmann versorgt die hungrige Gemeinschaft mit Essen. Jede Situation hält Überraschungen bereit, für die 36 Eingeweihten, unter denen auch Kinder von Ensemble-Mitgliedern des Schauspielhauses sind, ebenso wie für die Gäste, die jeden Abend wechseln. Alle müssen ständig improvisieren.

Für leidenschaftliche Theater-Fans ein Muss

Im Finale kündigt ein Unwetter mit lautstarkem Donner genau jene Bedrohung an, vor der sich die Leute in den Bergen seit Langem fürchten, doch mit einem gemeinsamen Ritual kann das Böse besiegt werden … Sensationeller, wenn auch anstrengender Abend – für leidenschaftliche Theatergänger ein absolutes Muss!

„Das 13. Jahr“: bis 20.12., 18.30 Uhr, Waidmannstr. 26, Halle 7, Restkarten über die Schauspielhaus-Seite oder eventuell an der Abendklasse

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